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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Loof - Lopez.

sowie als Verwaltungsrat verschiedener Bahnen zu seiner persönlichen Bereicherung mißbraucht hatte. Als 18. Nov. 1872 im Reichstag ein Deputierter diese Beschuldigungen L. ins Gesicht vorwarf, verweigerte auf Antrieb Andrássys die Deákpartei dem Minister eine Genugthuung, worauf er 2. Dez. seine Entlassung forderte und erhielt. Seit 1875 Mitglied des Oberhauses, seit 1871 Präsident der ungarischen Akademie, starb er 3. Nov. 1884. Er schrieb in ungarischer Sprache: "Von den öffentlichen Angelegenheiten" (Pest 1846, 2 Bde.); "Vom Staatsvermögen" (Ofen 1869, 2 Bde.); "Über unsre öffentlichen Angelegenheiten" (Pest 1873 bis 1875, 2 Bde.; der 2. Bd.: "Die Bankfrage" übersetzt von Dux, das. 1876); "Graf Stefan Scéchenyi" (deutsch von demselben, das. 1875).

Loof, Getreidemaß in den russ. Ostseeprovinzen; in Riga = ½ Ton. = 68,86 Lit.; in Reval = ⅓ T. = 42,37 L.

Look-out (engl., spr. luck-aut), Ausguck.

Loomis (spr. lu-), Elias, Mathematiker und Astronom, geb. 7. Aug. 1811 in Tolland County (Connecticut), studierte zu New Haven, war daselbst bis 1836 Tutor, wurde 1837 Professor der Naturwissenschaft am Western Reserve College in Ohio, 1844 an der Universität zu New York und 1860 am Yale College in New Haven. L. bestimmte 1845-49 die Längenunterschiede zwischen New York und andern Städten mit Hilfe des Telegraphen und ermittelte ebenfalls mit letzterm die Schnelligkeit des elektrischen Stroms. Er schrieb: "Plane and spherical trigonometry" (New York 1848); "Progress of astronomy" (1850 u. 1856); "Analytical geometry and calculus" (1851); "Elements of algebra" (1851); "Elements of geometry and conic sections" (1851 u. 1871); "Tables of logarithms" (1855); "Natural philosophy" (1858); "Practical astronomy" (1855 u. 1865); "Elements of arithmetic" (1863); "Treatise on meteorology" (1868); "Elements of astronomy" (1869) etc.

Looröl, s. v. w. Lorbeeröl, s. Laurus.

Loos, Stadt im franz. Departement Nord, Arrondissement Lille, an der Nordbahn, hat eine Strafanstalt für Männer (mit durchschnittlich 1660 Sträflingen) nebst Strafkolonie für Knaben (ehemalige Cistercienserabtei) und (1886) 4686 (als Gemeinde 7753) Einw., welche Fabrikation von chemischen Produkten und Ultramarin, Baumwoll- u. Flachsspinnerei, Branntweinbrennerei u. Bierbrauerei betreiben.

Loos, Daniel Friedrich, Medailleur, geb. 15. Jan. 1735 zu Altenburg, bildete sich unter dem Hofgraveur Stieler daselbst und war sodann Graveur bei den Münzen zu Leipzig und seit 1756 in Magdeburg, von wo er später als Medailleur nach Berlin ging. Seit 1787 Mitglied des Senats der Akademie der Künste, starb er 1. Okt. 1819 daselbst. Er hat viel zur Hebung der Medailleurkunst beigetragen. - Sein Sohn Gottfried Bernhard L., geb. 6. Aug. 1774 zu Berlin, ward 1806 Münzmeister daselbst, begründete 1812 eine Medaillenmünzanstalt, welche zahlreiche vortreffliche Denkmünzen lieferte und noch heute in Blüte steht, und starb als Münzrat und Generalwardein 29. Juli 1843 in Berlin.

Looz und Corswarem, altes, von den Grafen von Hennegau abstammendes gräfliches, dann fürstliches, später herzogliches Geschlecht, dessen Stammvater Ragier 944 in einer Urkunde Kaiser Ottos I. erwähnt wird. Um 1107 teilte sich das Geschlecht in sieben Linien, von denen sich nur die von Corswarem im jetzigen Belgien erhalten hat. Der Grafschaft Looz kamen alle Vorrechte der unmittelbaren Reichsterritorien zu, und die Herren derselben hatten als Reichsfürsten Sitz und Stimme auf den deutschen Reichstagen. 1803 wurde Herzog Wilhelm für seine verlornen niederländischen Besitzungen in Westfalen durch ein neugebildetes Fürstentum Rheina-Wolbeck (830 qkm) entschädigt, das unter preußischer Hoheit steht. 1827 fiel dieses an einen Seitenverwandten, Napoleon von Lannoy, Grafen von Clervaux, geb. 17. Nov. 1807, der 1840 vom König von Preußen zum Fürsten von Rheina-Wolbeck erhoben ward und 7. März 1874 starb; jetziger Fürst ist Arthur von Lannoy-Clervaux (geb. 19. Febr. 1833). Herzog Karl, von seinem Vater 1802 testamentarisch von der Nachfolge ausgeschlossen, erhielt nur die belgischen Besitzungen, die nach seinem 1822 erfolgten Tod auf Herzog Karl Franz Wilhelm Ferdinand von L., geb. 9. März 1804, übergingen.

Lope de Ruēda, span. Dichter, s. Rueda.

Lope de Vega Carpio, span. Dichter, s. Vega Carpio.

Loeper, Gustav von, Litteraturforscher und hervorragender Goethekenner, geb. 27. Sept. 1822 zu Wedderwill in Pommern, studierte zu Heidelberg und Berlin Rechtswissenschaft und wurde 1854 im Ressort des königlichen Hausministeriums in Berlin angestellt, wo er sich namentlich durch die Regulierung des Allodialnachlasses des ausgestorbenen Hauses Anhalt-Bernburg, den glücklich durchgeführten Prozeß um die Herrschaft Schwedt und andre Erwerbungen für die Krone verdient machte. Er wurde 1865 zum vortragenden Ministerialrat ernannt, 1876 Direktor des Hausarchivs und 1879 Regierungsrat erster Klasse; 1886 trat er in den Ruhestand L. ist in hervorragender Weise an der Bearbeitung von Goethes Werken in der Hempelschen Ausgabe beteiligt. Besondere Erwähnung erfordern seine mit Einleitungen und erklärenden Anmerkungen versehenen Ausgaben von "Dichtung und Wahrheit", des "Faust" (2. Bearbeitung, Berl. 1879) und der "Gedichte" (2. Aufl., das. 1882 ff.). Auch gab er "Goethes Briefe an Sophie v. Laroche und Bettina Brentano" (Berl. 1879) heraus.

Lopez (spr. lopäs), Vorgebirge an der Küste der französischen Kolonie Gabun (Westafrika), unter 0° 36' südl. Br., an der Spitze einer niedrigen Landzunge, welche die Lopezbai, in die der Ogowe mündet, einschließt. Brazza gründete hier 1883 eine Niederlassung, bei welcher die großen Seedampfer ihre Fracht abladen, um von Flußdampfern den Ogowe hinaufgeführt zu werden.

Lopez (spr. lōpeds), 1) Don Carlos Antonio, Präsident von Paraguay, geb. 4. Nov. 1790 zu Asuncion, ein Mestize, gewann als Advokat und Grundbesitzer solchen Einfluß, daß er nach seines Oheims Francia Tod (20. Sept. 1840) 1841 zum zweiten Konsul und im Mai 1844 auf zehn Jahre zum Präsidenten (Supremo) der Republik erwählt wurde. Er benutzte seine Gewalt, um die Regierung des Landes ganz in die Hände seiner Familie zu bringen. Übrigens machte er sich durch wichtige Verbesserungen in der Verwaltung verdient, entwickelte die wirtschaftlichen Hilfsquellen des Staats in sehr geschickter Weise, baute die erste Eisenbahn, regelte die Finanzen durch strengste Sparsamkeit und erwarb die Anerkennung der Unabhängigkeit des Landes von seiten der meisten europäischen und amerikanischen Staaten. 1854 wurde er wiederum zum Präsidenten erwählt und starb 10. Sept. 1862 im Vollbesitz einer absoluten Macht.

2) Francisco Solano, Präsident von Paraguay, Sohn des vorigen, geb. 24. Juli 1827 zu Asuncion, nahm, schon im 18. Jahr zum Brigadegeneral