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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Losurteil; Lot

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Losurteil - Lot.

andrer Substanzen. Salze, die in Alkohol weniger löslich sind als in Wasser, werden aus ihrer wässerigen L. durch Alkohol gefällt. Die Löslichkeit des salpetersauren Natrons in Wasser wird verringert durch Gegenwart von Kochsalz, die des salpetersauren Bleies wird erhöht durch Gegenwart von salpetersaurem Kali. Einer L. kann der gelöste Körper durch Schütteln mit einer andern Flüssigkeit, in welcher er leichter löslich ist, größtenteils entzogen werden. So gehen Alkaloide aus wässeriger L. beim Schütteln mit Benzin, Amylalkohol etc. in letztere über, und wenige Tropfen Schwefelkohlenstoff entziehen großen Quantitäten Wasser Spuren von gelöstem Jod. Häufig verläuft bei der Auflösung eines Körpers insofern ein chemischer Prozeß, als sich eine Verbindung des sich lösenden Körpers mit dem Lösungsmittel bildet. Löst man z. B. gewisse wasserfreie Salze in Wasser, so muß man in der L. diejenige Verbindung des Salzes mit Wasser als vorhanden annehmen, welche beim Verdampfen des Lösungsmittels kristallisiert. In solchen Fällen wird bei Auflösung in der Regel Wärme frei, während in den Fällen, in welchen sich keine chemische Verbindung bildet, meist viel Wärme gebunden wird, also oft eine bedeutende Temperaturerniedrigung stattfindet (s. Kältemischungen). Lösungen starrer Körper in Wasser sind stets spezifisch schwerer als reines Wasser, doch bewirken gleiche Gewichtsmengen verschiedener Körper bei der L. in gleich viel Wasser nicht die gleiche Erhöhung des spezifischen Gewichts. Zum Teil hängt dies mit Volumveränderungen zusammen, denn häufig findet bei der L. Verdichtung statt, seltener, z. B. beim Zucker, starke Volumvergrößerung. Die Lösungen besitzen einen je nach der Natur und Menge der gelösten Substanz ungleich erhöhten Siedepunkt. Die folgende Tabelle enthält die Siedepunkte einiger gesättigten Lösungen:

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Name der Lösungen Siedepunkte Quantität des Salzes, welche 100 Teile Wasser sättigt

Kohlensaures Natron 104,6 48,5

Chorkalium ^[richtig: Chlorkalium] 108,3 59,1

Chlornatrium 108,4 41,2

Chlorammonium 114,2 88,9

Salpetersaures Kali 115,9 335,1

Salpetersaures Natron 121,0 224,8

Kohlensaures Kali 133,0 205,0

Chlorcalcium 179,5 325,0

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Manche Salze (schwefelsaures, kohlensaures, essigsaures, unterschwefligsaures Natron, Bittersalz, Chlorcalcium) bilden übersättigte Lösungen, d. h. gesättigte Lösungen können in vollkommener Ruhe, bei Abschluß der Luft oder unter einem lockern Pfropfen von Baumwolle unter die Temperatur erkalten, bei welcher sich ein Teil des gelösten Körpers ausscheiden sollte, ohne daß dies stattfindet; wenn aber die so entstandene übersättigte L. mit der Luft in Berührung kommt, umgegossen wird oder mit einem vorher nicht erhitzten Körper, besonders mit einem Kristall des gelösten Stoffes, berührt wird, so gibt sie plötzlich eine reiche Kristallisation oder erstarrt auch wohl zu einem Kristallbrei.

Losurteil, s. v. w. Gottesurteil, s. Ordalien.

Lot, ein an einem Faden hängendes Gewicht, mit welchem man z. B. beim Mauern die senkrechte ("lotrechte") Richtung ermittelt (Bleilot; vgl. Lotablenkung); auch s. v. w. Senkblei.

Lot, kleines Handelsgewicht in mehreren nordeuropäischen Staaten, früher meist 1/32 Pfd., später bis zur Einführung des reinen metrischen Systems in den meisten deutschen Staaten 1/30 des Landespfundes von 500 g, also 16,66 g. In Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe, Bremen, Hamburg und Lübeck war das Neulot = 0,1 Pfd. = 50 g; in Österreich und Bayern das L. des dortigen Pfundes = 17,5 g. Die Bezeichnung Neulot für 10 g wurde 1884 gesetzlich aufgehoben. In den Vereinigten Staaten ist L. eine Feldfläche von 80 Acres. L. war auch ein kleines Gold-, Silber- und Münzgewicht, = 1/16 Mark, endlich das hauptsächlichste Probiergewicht für verarbeitetes, legiertes Silber und bezeichnete als solches 1/16, wonach eine zwölflötige Silberlegierung 12/16 = ¾ des Gewichts Silber und 4/16 = ¼ andres Metall (Kupfer) enthielt. Man teilte dies L. in 18 Grän. Die in Loten und Grän ausgedrückte Feinheit einer Silberlegierung nennt man ihre Lötigkeit. Gegenwärtig ist das L. als Probiergewicht beim Münzwesen fast aller deutschen Staaten durch das Tausendteil verdrängt.

Lot, Metalle oder Metalllegierungen, welche zwei gleichartige oder ungleichartige Metallstücke miteinander verbinden, indem sie oberflächlich mit denselben zusammenschmelzen. Das L. darf niemals schwerer schmelzbar sein als das zu lötende Metall, und da die Lötstelle je nach dem Zweck, zu welchem der gelötete Gegenstand benutzt werden soll, verschiedenen Anforderungen entsprechen muß, so bedarf die Technik zahlreicher Lote, bei denen oft die Farbe, häufiger Festigkeit und Schmelzbarkeit in Betracht kommen. In Bezug auf letztere unterscheidet man leicht schmelzbares Weichlot (Schnelllot, Klempnerlot, Weißlot, Zinnlot) und schwer schmelzbares Hartlot (Strenglot, Schlaglot, Hartschlaglot, so genannt, weil die damit gelöteten Metalle Hammerschläge ertragen, ohne sich voneinander zu trennen). Weichlot, zum Löten von Weißblech, Kupfer, Messing, Zinn, Zink, Blei etc., ist ein Bleizinnlot von verschiedener Zusammensetzung. Ein sehr leichtflüssiges L. (etwa 5 Zinn, 3 Blei) erhält man als Sickerlot (Sicherlot), wenn man gleiche Teile Blei und Zinn zusammenschmelzt und von der halb erstarrten Masse den flüssig gebliebenen Teil abgießt. Wismutlot besteht aus 2-8 Teilen Schnelllot und 1 Teil Wismut, ist sehr leicht schmelzbar, bricht aber leicht und wird daher nur bei sehr leichtflüssigem Zinn angewandt. Mit reinem Kupfer lötet man Guß- und Schmiedeeisen, eine Legierung von 5 Teilen Kupfer und 1 Teil Blei dient zum Löten von Kupfer. Messingschlaglot, das gewöhnliche L. für Eisen, Stahl, Kupfer und Messing, ist eine zinkreiche Kupferzinklegierung, welche aus Messing und Zink (auch Zinn) bereitet und mit steigendem Zinkgehalt leichter schmelzbar und spröder wird. Neusilber gibt auf feinen Eisen- und Stahlwaren kaum sichtbare Lotstellen, Neusilber selbst wird mit L. aus 5 Teilen Neusilber und 4 Teilen Zink gelötet. Silberlot für Silber, Messing, Kupfer, Stahl und Eisen besteht aus Silber mit Kupfer und, damit es besser fließt, einem Zusatz von Messing und Zink. Beträgt das Zink nicht mehr als ⅙ des Ganzen, so ist das L. ganz dehnbar. Mit feinem Gold lötet man nur Platin. Gold und feine Stahlwaren werden mit Goldlot gelötet, welches aus Gold, Silber und Kupfer besteht und durch Zink leichtflüssiger gemacht wird. Da beim Goldlot die Farbe zu berücksichtigen ist, so wechselt seine Zusammensetzung in hohem Grad nach der Beschaffenheit des zu lötenden Metalls. Aluminium lötet man mit Legierungen aus Aluminium, Kupfer oder Aluminiumkupferzinnlegierungen.