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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Louvain; Louvel; Louvet de Couvray; Louvière, La; Louviers; Louvois; Louvre

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Louvain - Louvre.

Louvain (spr. luwäng), belg. Stadt, s. Löwen.

Louvel (spr. luwell), Pierre Louis, der Mörder des Herzogs von Berri, geb. 7. Okt. 1783 zu Versailles, diente als Sattler in den königlichen Ställen. Ein fanatischer Gegner der Bourbonen, wollte er ihr Geschlecht vertilgen, indem er das einzige Mitglied desselben, welches, eben vermählt, es fortpflanzen konnte, ermordete. Als 13. Febr. 1820 der Prinz seine Gemahlin aus der Oper an den Wagen führte, drängte sich L. an ihn heran und stieß ihm ein Messer in die rechte Seite. Die Untersuchung ergab, daß L. ohne Mitschuldige war. Er ward 7. Juni 1820 hingerichtet. Vgl. Mejan, Histoire du procès de L., assassin (Par. 1820, 2 Bde.).

Louvet de Couvray (spr. luwä dö kuwrä), Jean Baptiste, franz. Schriftsteller und Revolutionsmann, geb. 11. Juni 1760 zu Paris, machte sich durch den schlüpfrigen Roman "Les aventures du chevalier Faublas" (Par. 1787-89 u. öfter; deutsch von Wieland, mit Vorrede von Kotzebue, Leipz. 1805-10, 2 Bde.) bekannt, wurde nach Beginn der Revolution in den Jakobinerklub aufgenommen, zeichnete sich im Konvent als Redner aus und wagte es, 29. Okt. 1792 Robespierre des Strebens nach der Diktatur förmlich anzuklagen. Mit den Girondisten 2. Juni 1793 geächtet, entfloh L. und kehrte erst nach Robespierres Sturz (März 1795) in den Konvent zurück. Eine Schilderung dieses Zeitraums seines Lebens enthalten "Quelques notices pour l'histoire" (1795). Nach Auflösung des Konvents ging er in den Rat der Fünfhundert über. Er starb 25. Aug. 1797. Sein andrer Roman: "Émilie de Varmont" (1790), behandelt die Ehescheidung, fand aber nicht viel Beifall.

Louvière, La (spr. luwjähr), Gemeinde im Arrondissement Soignies der belg. Provinz Hennegau, an der Eisenbahn Manage-Mons, mit Abzweigung nach Bascoup, hat eine höhere Knabenschule, ein bischöfliches Collège und (1885) 13,218 Einw., welche sich mit Kohlenbergbau, der Fabrikation von Glas- und Eisenbahnmaterial und besonders mit Fayenceindustrie beschäftigen.

Louviers (spr. luwjeh), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Eure, am Fluß Eure, Kreuzungspunkt der Westbahn mit der Linie Dreux-Elbeuf, hat einen schönen gotischen Dom (aus dem 13.-15. Jahrh.), eine Bibliothek (9000 Bände), schöne Promenaden und (1886) 9560 Einw. Der bedeutendste Industriezweig der Stadt ist die 1681 hier begründete Wollwarenfabrikation, welche sich anfangs auf die Erzeugung feiner Tuche beschränkte, in neuerer Zeit aber zur Produktion von billigen Massenartikeln und Modestoffen überging und mit dem benachbarten Elbeuf gegenwärtig an der Spitze der französischen Streichgarnindustrie steht. Es bestehen hier große Etablissements für Spinnerei, Kämmerei, Weberei und Färberei von Schafwolle, ferner Fabriken für Seidenstoffe, Shawls, Maschinen, Töpferwaren etc. Auch ist der Handel mit den gedachten Industrieerzeugnissen, mit Getreide, Schiefer, Droguen u. a. von hoher Bedeutung. L. ist Sitz eines Gerichtshofs u. eines Handelsgerichts und hat ein Kommunalcollège.

Louvois (spr. luwoa), François Michel Le Tellier, Marquis de, Kriegsminister Ludwigs XIV., geb. 18. Jan. 1641 zu Paris, Sohn Le Telliers (s. d.), erhielt bereits 1655 die Anwartschaft auf das Amt seines Vaters, das Staatssekretariat; 1660 wurde er Rat beim Parlament in Metz, 1662 Gehilfe seines Vaters mit dem Titel eines Staatssekretärs und 1668 Kriegsminister. Ludwig XIV., dessen Charakter, Geistesrichtung und politische Ziele mit denen L.' übereinstimmten, schenkte ihm seine Gunst und unbeschränktes Vertrauen und gestattete seinen Ratschlägen nicht bloß auf alle Kriegsangelegenheiten, sondern auch auf seine ganze auswärtige Politik einen großen, mit deren Erfolgen wachsenden Einfluß. L. entwickelte in seinem Amt eine ungeheure Arbeitskraft: seine amtliche Korrespondenz füllt nicht weniger als 900 Foliobände. Die größten Verdienste hat er sich um die Reorganisation der französischen Armee erworben. Sein klares, scharfes Urteil ließ ihn sowohl die Ursachen des Übels als die Mittel der Heilung rasch und sicher erkennen, und bei der Durchführung der Reformen entwickelte er eine bewunderungswürdige Umsicht und Energie. Er hat die Werbung, Zusammensetzung, Ausrüstung und Verpflegung, die militärische Einübung des Heers neu geordnet und ein Offizierkorps geschaffen, das er in strengster Unterordnung hielt, und in dem er durch Belohnung und Beförderung die Talente erweckte und großzog, welche die französische Armee zur ersten der Welt machten. In den zahlreichen Kriegen hat er nicht nur die Ergänzung und Verpflegung der Armeen durchgeführt, sondern auch die Kriegsoperationen ausgearbeitet und durch Korrespondenz mit den Heerführern oder auch persönlich in Begleitung des Königs geleitet. Schon hierbei geriet er in vielerlei Konflikte mit den Feldherren, welche sich seine herrische Einmischung nicht gefallen lassen wollten und durch sein anmaßendes Benehmen beleidigt wurden. Gleich Ludwig XIV. die fremden Nationen verachtend und von der Macht wie dem Recht Frankreichs, sich auf Kosten derselben zu vergrößern, durchdrungen, hat er die Eroberungslust des Königs durch seine Ratschläge befördert und seine Politik mit in die Bahnen getrieben, auf denen sie endlich scheitern sollte. Auch in andre Dinge mischte er sich, wollte überall befehlen und anordnen. Rücksichtslos seinem Ziel, der Machterhöhung seines Vaterlandes, zustrebend, dabei gewaltthätig, brutal und höhnisch bis zum Cynismus, scheute er kein Mittel, selbst nicht das gewaltsamste. Die Reunionen betrieb er mit dem größten Eifer und der rohesten Gewaltsamkeit. Die Überrumpelung Straßburgs (30. Sept. 1681) setzte er selbst ins Werk. Die militärischen Gewaltmaßregeln gegen die Hugenotten sowie die Verwüstung der Pfalz 1689 half er als Minister wohl ausführen, doch ist er nicht der Urheber derselben. Seine Herrschsucht und Anmaßung erweckten ihm viele Feinde; vor allen haßte ihn die Maintenon, und schon fing seine Stellung an zu wanken, als er plötzlich 16. Juli 1691 am Lungenschlag starb. Vgl. Rousset, Histoire de L. et de son administration politique et militaire (6. Aufl., Par. 1879, 4 Bde.).

Louvre (spr. luhwr), Palast in Paris, welcher seit 1793 zur Aufbewahrung von Kunst- und einigen wissenschaftlichen Sammlungen des Staats dient und jetzt auch Sitz des Finanzministeriums ist. Der jetzige Bau wurde auf der Stelle eines alten Schlosses (Louverie, Sammelplatz der Wolfsjäger) unter Franz I. um 1546 durch Pierre Lescot (s. d.) begonnen, welcher hauptsächlich den westlichen und südlichen Flügel ausführte. Unter Heinrich IV., für welchen Thibault und Louis Métezeau sowie Baptiste und Jacques du Cerceau thätig waren, wurde unter anderm die Apollogalerie erbaut. Unter Ludwig XIV. wurde die Ostfassade (um 1665) durch Claude Perrault aufgeführt (die sogen. Louvre-Kolonnade). Der Bau wurde erst unter Napoleon I. durch Percier und Fontaine fortgesetzt und der Plan gefaßt, L. und Tuilerien (s. d.) zu verbinden, was jedoch erst unter Napoleon III. durch Visconti und Lefuel von 1852-^[BINDESTRICH!]