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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Luchs (Sternbild) - Lucius.

katzenartig. Am Tag liegt er in Klüften, Höhlen oder im Dickicht versteckt, und nur des Nachts geht er auf Raub aus. Er jagt besonders größere Vögel und Säugetiere bis zum Reh und Elch, mordet viel mehr, als er zur Nahrung braucht, und macht sich dem Jäger und Hirten gleich verhaßt. Er meidet den Menschen, soviel er kann; verwundet und in die Enge getrieben, greift er aber tapfer an und wird zu einem keineswegs zu verachtenden Gegner. Die Luchskatze wirft zehn Wochen nach der Paarung 2-3 Junge in einem so abgelegenen Versteck, daß bis jetzt noch niemand ein Geheck gefunden hat. In der Gefangenschaft zeigen sie sich sehr empfindlich und hinfällig. Luchsfleisch gilt als schmackhaftes Wildbret, das Fell ist sehr geschätzt. In der deutschen Mythologie spielt der L. etwa dieselbe Rolle wie die Katze, und vielleicht sind die Tiere, welche Freias Wagen ziehen, Luchse und nicht Katzen. In Südeuropa vertritt unsern L. der schwächere Pardelluchs (Felis pardina L.), mit rötlich braunfahlem, schwarz geflecktem und gestreiftem Pelz, und in Nordamerika, nördlich von den großen Seen, östlich bis zum Felsengebirge, lebt der Polarluchs oder Pischu (F. canadensis Desm.); dieser ist bräunlich silbergrau, schwach gefleckt, an der Unterseite grau, lebt wie unser L., und sein Fleisch und Pelz werden wie vom letztern verwertet. Auch der nordamerikanische Rotluchs (F. rufa Güldst.) liefert Pelzwerk.

Luchs, Sternbild des nördlichen Himmels, zwischen den Zwillingen, dem Fuhrmann und Großen Bären, von 91 bis 143° Rektaszension, 35 bis 61° Deklination, mit 87 dem bloßen Auge sichtbaren Sternen, sämtlich unter dritter Größe.

Luchsfelle, die Felle der verschiedenen Luchsarten, kommen aus Skandinavien, Rußland, Sibirien, China und Nordamerika in den Handel, die schönsten aus Schweden. Sie bilden ein sehr weiches, leichtes, langhaariges Pelzwerk, welches, naturell auch braun oder schwarz gefärbt, besonders zu Pelzfutter und Damenpelzen, selbst in wärmern Ländern, benutzt wird. Rußland, China, die Türkei und Ägypten verbrauchen die größte Menge. Die Pfoten werden von den Tataren zu Mützenbesätzen verwendet. Die nordamerikanischen Luchskatzenfelle (s. Luchs) sind kleiner, grob- und kurzhaariger und finden ihre meisten Abnehmer in der Türkei. Die Gesamtproduktion von Luchsfellen beträgt jährlich etwa 50,000 Stück (in Nordamerika 26,000, in Asien und Alaska 15,000, in Skandinavien und Rußland 9000 Stück).

Luchssaphir, s. Cordierit und Korund.

Lucian, griech. Schriftsteller, s. Lukianos.

Lucian, Fürst von Canino, s. Bonaparte, S. 183.

Luciani (spr. lutschāni), Sebastiano, Maler, s. Piombo.

Lucīd (lat.), licht, hell; Lucidität, Helle.

Lucĭenholz, das Holz des Mahalebkirschbaums, s. Kirschbaum, S. 789.

Lucienrinde, s. Exostemma.

Lucĭensteig, fahrbarer Paß der Graubündner Alpen (714 m ü. M.), führt von Mayenfeld (520 m) zwischen dem Falknis und dem schroff zum Rhein abstürzenden Fläscher Berg hindurch nach Balzers (480 m), also nach Liechtenstein. Er hat eidgenössische Festungswerke, welche quer über das Paßthal laufen, einerseits hinauf am Falknis, anderseits bis zu den Blockhäusern auf der Höhe des Fläscher Bergs.

Lucĭfer, lat. Name des Morgensterns (s. Hesperos); bei den Kirchenvätern auf Grund der Stellen Jes. 14, 12, Luk. 10, 18 Bezeichnung des Fürsten der Finsternis, da man dort eine Hindeutung auf den Fall des Satans aus dem Himmel fand, während unter dem Morgenstern einfach der gestürzte König von Babylon zu verstehen ist.

Lucĭfer, Bischof von Cagliari auf Sardinien, weigerte sich als Anhänger des nicäischen Glaubens auf dem Konzil zu Mailand (355), die Verdammung des Athanasius zu unterschreiben, wurde deshalb ins Exil geschickt, später zurückgerufen und trennte sich von der herrschenden Kirche, als diese gegen reuige Arianer und Semiarianer Milde walten ließ. Er starb 371 und wird in Sardinien als Heiliger verehrt. Seine Anhänger, die sich bis nach Spanien, Italien, Gallien u. Afrika verbreiteten, hießen Luciferianer. Vgl. Krüger, L., Bischof von Calaris (Leipz. 1886).

Lucifĕra ("Lichtbringerin"), röm. Beiname der Diana als Mondgöttin; auch s. v. w. Lucina.

Lucilĭus, 1) Gajus, Begründer der Satire, wahrscheinlich 180 v. Chr. zu Suessa Aurunca in Kampanien aus einem vornehmen und begüterten latinischen Rittergeschlecht geboren, lebte später in Rom, wo er durch verwandtschaftliche Verbindungen und seine Bildung eine angesehene Stellung einnahm; insbesondere stand er mit dem jüngern Scipio, den er auch in den Numantinischen Krieg begleitete, und Lälius in vertrautestem Verkehr. Er starb 103 in Neapel. Durch ihn hat die römische Satire die Form erhalten, unter welcher diese den Römern eigentümliche Dichtungsart später von Horaz, Persius und Juvenal ausgebildet worden ist. Wie die Fragmente seiner von Zeitgenossen und Spätern trotz mancher Nachlässigkeiten in der Form hochgeschätzten 30 Bücher Satiren zeigen, waren seine Gedichte in verschiedenen Metren, überwiegend aber in Hexametern abgefaßt und behandelten in der damaligen gebildeten Umgangssprache alle Erscheinungen des politischen, sozialen und wissenschaftlichen Lebens sowie eigne Erlebnisse in ungezwungenster Weise mit größtem Freimut und einem oft derben, aber gesunden Humor, der nicht selten in den rücksichtslosesten Spott der herrschenden Verkehrtheiten überging. Beste Sammlungen der Fragmente von L. Müller (Leipz. 1872) und Lachmann (Berl. 1876). Vgl. Gerlach, L. und die römische Satire (Basel 1844); L. Müller, Leben und Werke des L. (Leipz. 1876).

2) L. junior, Freund des Philosophen Seneca, gilt, wiewohl ohne sichern Grund, für den Verfasser eines didaktischen Gedichts: "Aetna", in 645 Hexametern über den Ätna und seine vulkanischen Erscheinungen, welches vor dem Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr. geschrieben ist. Ausgaben von Jacobs (Leipz. 1826), Munro (Cambridge 1867), Haupt (in der 2. Ausgabe des Vergil, Leipz. 1873).

Lucīna (lat.), in der röm. Mythologie Lichtgöttin, vorzugsweise die an das Lebenslicht fördernde Geburtsgöttin Juno, der zu Ehren von den römischen Matronen 1. März ein heiteres Fest gefeiert wurde. In ihren Kasten wurde für jede männliche Geburt ein Stück Geld gethan. Auch Diana führte als Geburtsgöttin den Namen L.

Lucioperca, Zander.

Lucĭus, Name dreier Päpste: 1) L. I. bestieg 252 den päpstlichen Stuhl, starb aber schon im März 253 als Märtyrer.

2) L. II., Gerhard de Caccianamini, aus Bologna, war Augustiner-Chorherr bei St. Johann vom Lateran, wurde von Honorius II. zum Kardinal, von Innocenz II. zum Bibliothekar und Kanzler der römischen Kirche ernannt und nach Cölestins II. Tod 12. März 1144 zum Papst erwählt. Beim Versuch,