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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ludwig

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Ludwig (Bayern).

bekam dafür die Familiengüter Ottos. Von Otto IV. erhielt er die Herrschaft Möhringen abgetreten und 1208 die Erblichkeit des Herzogtums anerkannt; dafür stand er im Thronstreit gegen Friedrich II. anfangs auf seiner Seite. Doch ging er 1214 zu Friedrich über und erlangte von demselben die Anwartschaft auf die Pfalz, nachdem er seinen Sohn Otto mit der Tochter des Pfalzgrafen Heinrich, Agnes, vermählt hatte; 1214 fiel sie ihm wirklich zu. 1221 trat er einen Kreuzzug an, erreichte auch Damiette, kehrte jedoch, als der Feldzug unglücklich endete, bald nach Bayern zurück. Von Friedrich II. zum Reichsverweser bestellt, führte er im Namen des jungen römischen Königs Heinrich die Reichsgeschäfte. Da er sich zur Partei des Papstes neigte, wurde er 1230 von Heinrich bekriegt. Am 15. Sept. 1231 wurde er auf der Brücke zu Kelheim von einem unbekannten Mann durch einen Dolchstich ermordet. Man beschuldigte allgemein Friedrich II. dieses Mordes. L. folgte sein Sohn Otto der Erlauchte.

12) L. II., der Strenge, Herzog von Bayern, Ottos des Erlauchten ältester Sohn, geb. 1228 zu Heidelberg, regierte nach des Vaters Tod 1253 mit seinem Bruder Heinrich gemeinschaftlich, teilte aber 1255 das Land mit ihm und erhielt Oberbayern und die Pfalz am Rhein. Er erhielt den Beinamen "der Strenge", weil er in einem Anfall von Eifersucht seine erste Gemahlin, Maria von Brabant, 1256 zu Donauwörth hatte hinrichten lassen; seitdem verfiel er oft in finstere Schwermut. Er führte Kriege mit dem Erzbischof von Salzburg, dem Bischof von Regensburg, Ottokar von Böhmen, seinem Bruder u. a. Seinem Neffen und Mündel, Konrad von Schwaben, schoß er 1267 Geld zum Zug nach Italien vor, begleitete ihn auch auf diesem Zug bis Verona und wurde deshalb in den Bann gethan, ließ sich aber dafür von Konradin zum Erben einsetzen, nahm nach dessen Hinrichtung den größten Teil von seinen Gütern in Besitz und teilte sie 1269 mit seinem Bruder. Er und der Erzbischof von Mainz waren die Haupturheber von Rudolfs von Habsburg Wahl zum Kaiser, mit dessen ältester Tochter, Mathilde, er sich 1273 in dritter Ehe vermählte, und dessen bedeutendste Stütze er im Kampf gegen Ottokar war. Er war der mächtigste Fürst in Süddeutschland und die "unerschütterliche Säule" von Rudolfs Herrschaft. Auch nach dessen Tod hielt er allein von allen Kurfürsten an dem habsburgischen Haus fest. Er starb 1. Febr. 1294 in Heidelberg. Seine Söhne Rudolf und Ludwig (der spätere Kaiser) teilten sich in seine Lande. Vgl. Söltl, L. der Strenge (Nürnb. 1857).

13) L. der ältere, Herzog von Bayern, Markgraf von Brandenburg, ältester Sohn Kaiser Ludwigs des Bayern aus dessen Ehe mit Beatrix von Glogau, geb. 1315, ward von seinem Vater 1323 mit der Mark Brandenburg belehnt. Unter seiner minderjährigen Regierung, während welcher sein Vater die Vormundschaft führte, ward die Mark in den Streit desselben mit dem Papst verwickelt, mit dem Interdikt belegt und von den Polen furchtbar verwüstet. Durch die Vermählung mit Margarete Maultasch 1342 erlangte L. auch Tirol. Nach seines Vaters Tod 1347 ward er Haupt des Hauses Wittelsbach, und da er sich weigerte, Karl IV. anzuerkennen, begünstigte dieser das Unternehmen des falschen Waldemar 1348, welchem die Märker sofort zufielen. Indes, als L. Günther von Schwarzburg als Gegenkaiser aufstellte, verglich sich Karl IV. 1350 mit ihm gegen Abtretung der Oberlausitz. Bei der Teilung mit seinen Brüdern (1349) erhielt L. mit Ludwig dem Römer und Otto Oberbayern, die drei andern dagegen Niederbayern und die Niederlande. 1351 trat er Brandenburg an seine Brüder Ludwig den Römer und Otto ab und regierte seitdem in Oberbayern allein, wo er für die Städte und vorzüglich für München viel that. Er. starb 18. Sept. 1361 und hinterließ als Nachfolger seinen einzigen Sohn von der Margarete Maultasch, Meinhard, der schon 1363 starb.

14) L. der Römer, Herzog von Bayern (als erster Sohn Ludwigs des Bayern als römischen Kaisers aus seiner zweiten Ehe mit Margarete von Holland so genannt), geb. 1330 zu München, verzichtete auf das Erbe seiner Mutter, die niederländischen Grafschaften, zu gunsten seiner jüngern Brüder, Wilhelm und Albrecht, da er durch die Heirat mit einer Tochter des Königs Kasimir von Polen zur polnischen Krone zu gelangen hoffte. Bei der Teilung mit seinen Brüdern (1349) erhielt er mit Ludwig dem ältern und Otto Oberbayern, welches er und Otto 1351 gegen Brandenburg und die Niederlausitz vertauschten. Hier zwang er den falschen Waldemar zum Verzicht, erlangte durch die Goldene Bulle 1356 die Kurwürde und schloß aus Haß gegen seine bayrischen Brüder, mit denen er wegen der Kur und der Erbschaft seines Bruders Ludwig des ältern in Streit geraten, 1363 eine Erbverbrüderung mit Karl IV., welche diesem nach seinem und Ottos kinderlosem Tode die Mark zusicherte. L. starb 1365 und hatte seinen Bruder Otto zum Nachfolger.

15) L. der Bärtige (im Bart), Herzog von Bayern-Ingolstadt, Stephans II. Sohn, geb. 1365, begleitete 1384 seine Schwester Elisabeth (Isabella), Gemahlin des Königs Karl VI. von Frankreich, dahin und vermählte sich dort zuerst mit Anna von Bourbon, die ihm 1386 Ludwig den Höckerigen gebar, dann mit Katharina von Alençon, die ihm die Grafschaft Mortagne in der Normandie und die Pairswürde zubrachte. Als Schwager des wahnsinnigen Karl VI. besaß L. zehn Jahre einen bedeutenden Einfluß auf die Regierung und sammelte unermeßliche Schätze. 1413 geriet er in die Gefangenschaft der aufständischen Pariser und ward nur durch den Dauphin vom Tod gerettet. Auch in Deutschland nahm er an den Parteiungen teil. Nachdem er 1401 Ruprecht auf seinem Zug nach Italien begleitet, trat er 1406 dem Marbacher Bund bei. 1413, nach dem Tod seines Vaters, gelangte er zur Regierung in Ingolstadt. Herrsch- und streitsüchtig, lebte er mit seinen Verwandten in fortwährendem Unfrieden. Mit Herzog Heinrich dem Reichen, seinem Vetter, hatte er 1417 in Konstanz vor den Augen Kaiser Siegmunds einen heftigen Zank; am Abend wurde er von demselben überfallen und mit mehreren Dolchstichen schwer verwundet. In der Fehde gegen Heinrich und dessen Schwager, Markgraf Friedrich von Brandenburg, über dessen Belehnung mit dem früher wittelsbachischen Brandenburg L. erzürnt war, zog er sengend und brennend durch die feindlichen Lande, unterlag aber 1422 bei Alling bei München und nahm hierauf Kaiser Siegmunds Vermittelung des Friedens an. 1425 kam es aus Anlaß des Straubinger Erbfalles zwischen den bayrischen Herzögen wieder zum Streit; im Vergleich von 1429 erhielt L. das Schärdinger Viertel. Übergriffe gegen die Klöster zogen ihm 1433 eine Vorladung vor das Konzil zu Basel und, als er dort nicht erschien, Kirchenbann und 1434 Acht zu, wovon er sich nur durch Unterwerfung und Zahlung großer Summen löste. Da er seinen natürlichen Sohn Wieland von Freiberg durch Schenkungen begünstigte, so begann Ludwig der Höckerige (Bucklige, geb. 1403) 1438 Krieg ge-^[folgende Seite]