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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lunula; Lunzenau; Lunzer Schichten; Lüong; Luosavara; Luowa; Lupanarium; Lupe; Luperkalien; Lupine

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Lunula - Lupine.

lösung von essigsaurem Bleioxyd oder chromsaurem Kali (sogen. Zigarrenlunte der Taschenfeuerzeuge) in Flußwasser getränkt ist und langsam fortglimmt. Die um einen Luntenstock gewickelte L. diente früher bei Anwendung von Stoppinen oder Luntenschlagröhren (s. Zündungen) zur Entzündung der Geschützladungen, im Luntenschloß bei Handfeuerwaffen (s. d.). - In der Jägersprache heißt L. (Standarte oder Rute) der Schwanz des Wolfes und Fuchses.

Lunula (lat., "Möndchen"), der weiße Fleck an der Wurzel der Fingernägel (s. Nägel); auch ähnliche mathematische Figuren, z. B. L. Hippocratis, der zwischen zwei Kreisbogen, die nach derselben Seite hin hohl sind, eingeschlossene Raum; an der Monstranz der halbmondförmige Halter für die Hostie.

Lunzenau, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Rochlitz, zur gräflich Schönburgschen Herrschaft Rochsburg gehörig, an der Zwickauer Mulde und an der Linie Glauchau-Wurzen der Sächsischen Staatsbahn, hat bedeutende Weberei, Holzschleiferei und Papierfabrikation, starke Schuhmacherei (Pantoffeln nach dem Orient) und (1885) 3581 evang. Einwohner.

Lunzer Schichten, s. Triasformation.

Lüong, anamit. Gewicht, etwa s. v. w. Unze; s. Kahn.

Luosavara, Magneteisenberg im schwed. Län Norrbotten, im N. des Bergs Kirunavara (s. d.), wie dieser reich an Eisenerzen von 70-73 Proz. Eisengehalt.

Luowa (Luvua), Fluß, s. Lualaba.

Lupanarium (neulat.), s. v. w. Bordell.

Lupe (einfaches Mikroskop, Vergrößerungsglas), eine Sammellinse, welche dazu bestimmt ist, von einem kleinen Gegenstand, der um weniger als ihre Brennweite von ihr entfernt ist, dem von jenseits durch die Linse blickenden Auge ein vergrößertes (virtuelles) Bild zu zeigen (s. Linsen, Fig. 8). Die Gestalt der Linse ist für die Güte ihrer Bilder keineswegs gleichgültig. Bei einer beiderseits gewölbten (bikonvexen) Linse machen sich sphärische und chromatische Aberration in höherm Grad geltend als bei gleich stark vergrößernden plankonvexen Linsen, wenn man deren ebene Seite dem Gegenstand zukehrt. Man verringert diese Fehler, indem man durch eine Blendung die Randstrahlen ausschließt. Dieser Zweck wird auch durch die Cylinderlupe (Fig. 1) erreicht, ein cylindrisches Stück Glas, von dessen ungleich gewölbten Endflächen die minder gewölbte dem Gegenstand zugekehrt wird; hier können nämlich wegen der größern Entfernung der beiden Flächen nur die mittlern Strahlen austreten. Die Lupen von Coddington (Fig. 2) und Brewster (Fig. 3, Koneopside, Vogelaugenlinsen) sind Glaskugeln mit einer ringsum laufenden, ziemlich tief eingeschnittenen Rinne, welche bewirkt, daß nur die mittlern Strahlen durch die L. gehen können. Bei stärkerer Vergrößerung wendet man statt einer starken mehrere schwächere Linsen an, wie in der Fraunhoferschen L. (Fig. 4), wo zwei plankonvexe Linsen, ihre gewölbten Seiten einander zukehrend, in geeigneter Entfernung in eine Fassung gebracht sind. Lupen, welche aus zwei oder drei Linsen bestehen, werden Duplets, resp. Triplets genannt. Die gewöhnlichen Lupen werden bei der Beobachtung in freier Hand gehalten; man befestigt sie aber auch an Stativen, welche mit einem beweglichen, oft mit Gelenken versehenen Arm ausgestattet sind, oder gibt ihnen ein Gestell mit Objekttisch, Beleuchtungsspiegel etc.; solche Apparate heißen Präpariermikroskope. Bei der dichroskopischen L. von Haidinger, welche zur Untersuchung des Dichroismus der Kristalle dient, ist ein Kalkspatrhomboeder in eine cylindrische Hülse eingeschlossen und auf seinen beiden Endflächen mit Glasprismen ausgestattet, deren äußere Flächen, durch welche die Lichtstrahlen ein- und austreten, auf der Längskante des Rhomboeders senkrecht stehen. An dem einen Ende der Hülse ist eine Linse angebracht, welche von der gegenüberstehenden quadratischen Öffnung des Hülsendeckels zwei dicht nebeneinander liegende Bilder gibt. Bringt man nun eine farbige Kristallplatte vor die Öffnung, so erscheinen deren beide Bilder in verschiedener Färbung, wenn der Kristall das Licht doppelt bricht.

^[Abb.: Fig. 1. Cylinderlupe. Fig. 4. Fraunhofersche Lupe. Fig. 2. Coddington-Lupe. Fig. 3. Brewster-Lupe.]

Luperkalien, das Hauptfest des italischen Herdengottes Faunus (s. d.), der den Beinamen Lupercus ("Wolfsabwehrer") führte und am Palatinischen Berg eine heilige Grotte (Lupercal) hatte, wo sein mit einem Ziegenfell umhangenes Bild aufgestellt war. Die L., angeblich von Romulus eingesetzt, waren ein Reinigungsfest und wurden 15. Febr., also bei Annäherung des Frühlings, gefeiert. Als Tag der Sühnung hieß der Festtag Dies februatus. Die altertümlichen, in Rom stets mit Liebe gepflegten Gebräuche der L. deuten auf Sühnung und Befruchtung des Landes, der Stadt, ihrer Einwohner und ihrer Herden. Die Feier begann mit einem Bocksopfer im Luperkal, auf welches ein Opfermahl folgte. Während des Opfers wurden zwei Jünglinge vornehmer Abkunft herbeigeführt und von den Opferern mit blutigem Messer an der Stirn berührt, worauf andre das Blut mit in Milch getränkter Wolle wieder abwischten, die Jünglinge selbst aber lachen mußten (Symbol der Sühnung oder Erinnerung an ältere Menschenopfer). Nach dem Mahl umgürteten sich die Priester (luperci) mit den Fellen der geopferten Böcke, zerschnitten andre in Riemen und durchliefen so, bis auf jene Umgürtung völlig nackt, die Stadt. Verheiratete Frauen stellten sich ihnen gern in den Weg und ließen sich von ihnen mit den Riemen in die Hand schlagen, weil sie davon Ehesegen verhofften. Das volkstümliche Fest hat sich bis in die letzten Zeiten des römischen Heidentums behauptet.

Lupine (Feigbohne, Wolfsbohne, Lupinus L.), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, Kräuter oder Halbsträucher, selten Sträucher mit einfachen oder handförmigen, 3-15zähligen Blättern, endständigen, oft quirligen Blütentrauben und weit aus dem Kelch vorragender, meist seidenhaariger Hülse mit schwammigen Querwänden. Etwa 80 Arten, meist in Amerika, einige im Mittelmeergebiet. Die weiße L. (L. albus L.), mit weißen Blüten und gelbweißen Samen, findet sich in Italien, Sizilien, Thrakien und im südlichen Rußland, wurde von den Römern gebaut und auch als Gründünger benutzt; die mehlreichen, aber bittern Samen wurden gegessen. Sie wird auch jetzt noch in Italien kultiviert; im