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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lussin - Luszczewska.

Lussin, Insel im Golf von Quarnero, zum österreichisch-illyrischen Küstenland (Istrien) gehörig, erstreckt sich südwestlich neben der Insel Cherso, von welcher sie durch den schmalen, mittels einer beweglichen Brücke übersetzten Kanal von Ossero getrennt ist, 29½ km von R. nach S., während die größte Breite nur 4 km beträgt, hat einen Flächenraum von 187 qkm (3,4 QM.), ist gebirgig und zählt (1880) 10,252 Einw., welche sich mit Getreide-, Obst-, Wein- und Ölbau, Fischerei, Handel und Schiffahrt, in neuerer Zeit auch sehr lebhaft mit Schiffbau beschäftigen. Administrativ bildet L. mit Cherso und Veglia die Bezirkshauptmannschaft L. Hauptort ist Lussin piccolo ("Klein-L."), mit einem geräumigen, tiefen und sehr frequenten Hafen, in welchem 1884: 377 beladene Schiffe mit 84,453 Tonnen einliefen. Die wohlhabende Stadt ist Sitz eines Hafen- und Seesanitätskapitanats, eines Hauptzollamtes und eines Bezirksgerichts, hat eine nautische Schule, sehr bedeutenden Schiffbau, Reederei und Handel, ein Spital und (1880) 5603 Einw. Südöstlich davon Lussin grande, mit Hafen, Schiffbau und 1938 Einw. Vgl. Gelcich, Die Insel L. (Wien 1887).

Lüsskowo, Kirchdorf im russ. Gouvernement Nishnij Nowgorod, Kreis Makarjew, an der Wolga, hat 8 Kirchen und (1882) 5962 Einw., welche sich mit der Verfertigung von Metallwaren (Blechgeschirren, Hängeschlössern etc.), Stiefeln und Fausthandschuhen beschäftigen sowie Getreide- und Holzhandel betreiben. Auch als Wolgahafen ist L. von Bedeutung.

Lussy, Mathis, geistvoller Musikschriftsteller, geb. 8. April 1828 zu Stans in der Schweiz, erhielt seine erste musikalische Ausbildung durch den dortigen Organisten Businger und später auf dem Seminar zu St. Urban; 1847 kam er nach Paris, um Medizin zu studieren, ging aber bald ganz zur Musik über und wurde in der Folge ein geschätzter Lehrer. Seine Hauptschriften sind: "Exercices de mécanisme à composer, à écrire et à exécuter" (1863), ein Versuch, das technische Studium des Klavierspiels seiner Trockenheit zu entkleiden und zur Denkarbeit zu machen; "Traité de l'expression musicale" (1873, 5. Aufl. 1885; deutsch, Leipz. 1886), eine scharfsinnige Zergliederung der verschiedenen Faktoren des musikalischen Ausdrucks; die von der Akademie preisgekrönte "Histoire de la notation musicale" (mit Ernst David, 1882) und "Le rythme musical" (1883, 2. Aufl. 1884).

Lustenau, altes Dorf in Vorarlberg, Bezirkshauptmannschaft Feldkirch, am Rhein und der Vorarlberger Eisenbahn, mit (1880) 4164 Einw. Hier 355 n. Chr. Sieg der Römer unter Constantius II. und Arbetio über die Alemannen.

Lüster, geköpertes Gewebe von verschiedener Feinheit, mit Kette aus baumwollenem Garn und Schuß aus (Lüstergarn) Alpako- oder Mohairgarn. Kette und Schuß haben verschiedene Farbennüancen, und zwar ist erstere stets dunkler gefärbt. Durch diese Zusammensetzung bildet sich eine schillernde oder changierende Farbe. Das Gewebe ist glatt oder besitzt damastartige Blumen und andre kleine Muster, auch kommt es quadrilliert und chiniert vor. Lustrines heißen gewisse seidene oder kammgarnene, gemusterte oder geblümte Glanzstoffe. - L. nennt man auch den äußerst dünnen, glänzenden Anflug auf Porzellan und Fayence, der zu dekorativen Zwecken auf verschiedene Weise und in verschiedenen Farben (rötlich, gelb, rot, grau) aus Metallen (Gold-, Kupfer-, Eisen-, Platinlüster) dargestellt wird. Goldlüster, weniger glänzend als Glanzvergoldung, erhält man durch Auftragen und Einbrennen einer Mischung von Knallgold und Schwefelbalsam, er dient besonders zum Überziehen ganzer Flächen; der zarteste Goldlüster, der Burgoslüster, färbt die Glasur rosa, ist vollständig metallglänzend und so dünn, daß Druck und Malerei, welche man vorher auf dem Geschirr angebracht hat, durchschimmern. Silberlüster erhält man durch Aufbrennen von Silberpräparaten unter Einwirkung reduzierender Dämpfe, er ist gelb und gibt auf blauem Grunde den schönen grünen Kantharidenlüster. Kupferlüster ist dem Burgoslüster ähnlich und kommt besonders auf gewöhnlicher spanischer Fayence, auch auf Majolika vor. Wird Geschirr mit Bleiglasur beim Brennen reduzierenden Dämpfen ausgesetzt, so entsteht der glänzende, in Regenbogenfarben spielende Bleilüster, welcher besonders schön bei Gegenwart von Chlorsilber in der Glasur erscheint. Wismutlüster gibt mit Glanzgold schönen Kupferlüster mit goldig kupferfarbenem Reflex, mit mehr Wismut einen blauvioletten spiegelnden Überzug, mit überwiegendem Gold in starker Verdünnung einen rosenroten und mit überwiegendem Wismut einen blauen Überzug. Gute L. geben auch die Niederschläge, welche Harzseife in Metallsalzlösungen erzeugt.

Lüstergarn, Wollgarn aus grober, langer, schlichter, aber stark glänzender Kammwolle.

Lustgas, s. v. w. Stickstoffoxydul.

Lustiger Rat, s. v. w. Hofnarr.

Lustration, bei den alten Römern Bezeichnung der feierlichen Reinigungen und Sühnungen, die einen wichtigen Teil ihres religiösen Kultus ausmachten, aber auch sonst bei verunreinigenden Veranlassungen, wie Blutvergießen, Wochenbett, Berührung eines Toten etc., nötig waren. Vgl. Lustrum.

Lustre (franz., spr. lüstr), Glanz, Schimmer (vgl. Lüster); großer Kronleuchter.

Lüstrieren, Appreturverfahren, welches Garnfäden eine glatte, glänzende Oberfläche verleiht und im Tränken der Garne mit schwach klebenden Flüssigkeiten (am geeignetsten Dextrin- oder Gummilösung) und nachheriger streichender Behandlung mit Bürsten besteht.

Lustrines (franz., spr. lü-), s. Lüster.

Lustrum (lat.), das feierliche Sühn- und Reinigungsopfer, das im alten Rom am Schluß des Zensus für das gesamte Volk dargebracht wurde. Die Opfertiere, ein Schwein (sus), Schaf (ovis) und Stier (taurus), daher die Benennung Suovetaurilia, wurden dreimal um das auf dem Marsfeld versammelte Volk herumgeführt und dann geopfert. Weil das L. mit dem Zensus in der Regel alle fünf Jahre wiederkehrte, so bekam das Wort L. überhaupt die Bedeutung eines fünfjährigen Zeitraums.

Lustseuche, s. Syphilis.

Lustspiel, s. Komödie.

Lusus naturae (lat.), Naturspiel (s. d.).

Luszczewska (spr. luschtschéwska), Jadwiga, unter dem Namen Deotyma bekannte poln. Dichterin, geboren im Oktober 1840 zu Warschau, genoß eine sorgfältige Erziehung im Haus ihrer hochgebildeten Eltern (ihr Vater war Staatsrat) und erregte schon in jüngern Jahren durch ihr Improvisationstalent Aufsehen. Später wandte sie sich mit vielem Glück der poetischen Erzählung und der Epopöe zu, wie die Legende "Tomyra" und "Polska w pieśni" ("Geschichte Polens in Gesängen", Warsch. 1859-60, Bd. 1 u. 2) beweisen. Von ihren kleinern Gedichten (gesammelt in "Improwizacy i poezye", Warsch. 1854-58, 2 Bde.) sind noch "Swiatowid", "Wycieczka do Gdánska" ("Ausflug nach Danzig"), die