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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lüttringhausen; Lutum; Lutz; Lützelburg; Lützelburger

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Lüttringhausen - Lützelburger.

ufer gewährt eine treffliche Aussicht über die Stadt und die gewerbreichen Thäler der Maas, Ourthe und Vesdre; gegenüber auf dem rechten Ufer der Maas steht die Kartause (Fort de la Chartreuse), höher noch Robermont.

Die Stadt L. kommt schon im Anfang des 8. Jahrh. vor, wo die Bischöfe von Maastricht ihren Sitz von Maastricht hierher verlegten (720). Reich und freiheitliebend, führte die Bevölkerung beständige Kriege mit den Bischöfen, wobei sie von Frankreich bereitwillig unterstützt wurde. 1407 mußte der Bischof sogar mit den Vornehmsten der Stadt infolge eines Aufstandes der Bürger entweichen, nahm aber dieselbe bald darauf mit Waffengewalt wieder ein. Ebenso endete ein 1464 gegen den Bischof Ludwig von Bourbon erregter Aufstand zum Nachteil der Bürger. Drei Jahre später wurde die aufrührerische Stadt von Karl dem Kühnen von Burgund erobert, welcher die Befestigungswerke schleifen und alle Geschütze wegführen ließ. Gleichwohl erhoben sich die Lütticher, von dem Grafen Robert von der Mark aufgehetzt, abermals wider Karl den Kühnen; dieser eroberte die Stadt 31. Okt. 1468 zum zweitenmal und verhängte ein furchtbares Strafgericht über sie: nachdem die Einwohner niedergemetzelt worden, wurde die Stadt angezündet. Zwei andre Aufstände (1482 und 1484) wurden durch den Erzherzog Maximilian I. gestillt. 1648 verwehrten die Einwohner, besonders auf Anstiften ihres Bürgermeisters Jakob Gennet, dem Bischof Ferdinand den Einzug in die Stadt; als aber dieser denselben erzwungen hatte, ließ er den Bürgermeister enthaupten und zur Erhaltung des Gehorsams 1650 eine Citadelle aufführen, die jedoch 1676 von den Franzosen geschleift ward. 1680 erhob sich ein neuer Streit zwischen den Bürgern und dem Bischof Maximilian Heinrich, der aber 1684 mit französischer Hilfe die Stadt bezwang und eine starke Garnison in dieselbe legte. Die Citadelle wurde nun wieder aufgebaut und stärker befestigt, auch die Zahl und der Einfluß der Zünfte beschränkt. 1691 wurde L. abermals von den Franzosen erobert. Zu Anfang des spanischen Erbfolgekriegs nahm der Bischof Joseph Clemens eine französische Garnison ein, aber schon 1702 ward die Stadt von der verbündeten Armee unter Marlborough besetzt und die Citadelle erstürmt. Durch den Frieden von Utrecht 1713 gelangte endlich der Bischof Joseph Clemens wieder zum Besitz von L. Hier erfochten 1792 die Franzosen einen Sieg über die Österreicher und besetzten 18. Nov. die Stadt, bis dieselbe infolge des Friedens von Lüneville zum französischen Departement der Ourthe geschlagen wurde. Durch einen Beschluß des Wiener Kongresses kam L. 1815 an die Vereinigten Niederlande, durch die Londoner Konferenzen von 1830 und 1831 aber ward es Belgien einverleibt. Vgl. Gerlache, Histoire de Liége (3. Aufl., Brüssel 1875); Hock, Liege au XIX. siècle (das. 1885).

Lüttringhausen, Stadtgemeinde im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Lennep, aus vielen einzelnen Ortschaften bestehend, an der Linie Barmen-Wipperfürth der Preußischen Staatsbahn, hat bedeutende Tuch-, Kattun- und Seidenfabrikation, Eisen- und Stahlwarenfabriken, Branntweinbrennerei und (1885) 10,216 meist evang. Einwohner. Zur Gemeinde gehören 96 Ortschaften, darunter das Dorf Beyenburg in prachtvoller Lage an der Wupper, mit alter, in den letzten Jahren restaurierter Kirche.

Lutum (lat.), Kitt.

Lutz, Johann, Freiherr von, bayr. Staatsminister, geb. 4. Dez. 1826 zu Münnerstadt in Unterfranken, Sohn eines Schullehrers, studierte 1843-1848 in Würzburg Jurisprudenz, wurde 1852 Rechtskonzipient und 1854 Richter beim Kreis- und Stadtgericht in Nürnberg. 1857 wurde er als Protokollführer der in Nürnberg tagenden Konferenz für Bearbeitung eines deutschen Handelsgesetzbuchs beigegeben, welche er auch nach Hamburg begleitete, wo sie das Seerecht bearbeiten sollte. Er gab infolgedessen 1861 die Konferenzprotokolle der Handels- und Seerechtskonferenz und einen Kommentar zu dem bayrischen Einführungsgesetz für das allgemeine deutsche Handelsgesetzbuch (Würzb. 1863-66) heraus. Nach seiner Rückkehr nach Bayern wurde er als Hilfsarbeiter in das Justizministerium berufen und 1. Jan. 1863 vom König Max zum Sekretär in seinem Privatkabinett ernannt. König Ludwig II. erwählte ihn im Dezember 1866 zum Chef des Kabinetts. Aber schon 1. Okt. 1867 übernahm L. das Portefeuille der Justiz im Ministerium Hohenlohe und führte unter großen Schwierigkeiten einen neuen Zivilprozeß in Bayern ein. Nach Gressers Abgang übernahm er 20. Dez. 1867 auch das Ministerium des Kultus. Hervorragenden Anteil nahm L. an den Verhandlungen über die Begründung des Deutschen Reichs, erst in München, dann in Versailles, und verteidigte den Vertrag vom 23. Nov. 1870 im Dezember 1870 und Januar 1871 vor den bayrischen Kammern in längern eindringlichen und erfolgreichen Reden. Bei der Neubildung des Ministeriums im August 1871 gab L. die Justiz ab, behielt aber im neuen Kabinett Hegnenberg-Dux das bei dem beginnenden kirchlichen Kampf besonders wichtige Ministerium des Kultus. Die Abwehr der ultramontanen Herrschaftsgelüste machte er sich nun zur Hauptaufgabe und veranlaßte den Beschluß des sogen. Kanzelparagraphen durch Bundesrat und Reichstag im November 1871, welcher die politischen Ausschreitungen des Klerus im Zaum halten sollte. Auch in Bayern selbst trat er der anmaßenden Forderung der Bischöfe, daß die Regierung den Altkatholizismus unterdrücken solle, mit Energie entgegen, wenngleich die Altkatholiken selbst von seinem durch Rücksichten beschränkten Verhalten nicht zufriedengestellt wurden. Durch die Besetzung der erledigten Bistümer mit gemäßigten, friedliebenden Männern suchte L. besonders den klerikalen Hetzereien ein Ende zu machen, wodurch er sich aber erst recht den Haß der extremen Ultramontanen zuzog. Dieselben richteten im Landtag ihre heftigsten Angriffe gegen ihn und forderten wiederholt in Adressen an den König seine Entlassung. Der König lehnte dieses Ansinnen nicht nur ab, sondern ernannte ihn auch 1880 nach Pfretzschners Rücktritt zum Präsidenten des Ministeriums und erhob ihn 1884 in den erblichen Freiherrenstand. Auch nach der Entsetzung Ludwigs II. unter dem Regenten Prinz Luitpold blieb L. auf Wunsch desselben im Amt.

Lützelburg, Stadt, s. v. w. Luxemburg.

Lützelburger, Hans, genannt Frank, Formschneider, war seit etwa 1520 in Basel thätig, wo er 1526 starb. Von seinen sehr zart ausgeführten Holzschnitten sind hervorzuheben: das Bildnis des Erasmus, der Ablaßkram, Christus als wahres Licht, der kreuztragende Christus, zwei Dolchscheiden; sodann Alphabete, worunter drei Totentanzalphabete (eins im Dresdener Kupferstichkabinett, 1849 von Lödel in Göttingen nachgeschnitten), ein Bauern- und ein Kinderalphabet; der Kampf im Wald zwischen Bauern und nackten Räubern und seine Hauptwerke: der Totentanz und die Bilder zum Alten Testament, sämtlich nach Hans Holbein (zuerst Lyon 1538). Doch