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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lykios; Lȳkisch; Lykomēdes; Lykomiden; Lykóphron; Lykopodĭaceen

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Lykios - Lykopodiaceen.

und namentlich in der Baukunst Tüchtiges leistete, wovon noch eine Menge wohlerhaltener Grabmäler, welche in ihrer Architektur den Holzbau nachahmen (s. Antiphellos), Zeugnis ablegen. Über die Sprache der Lykier s. Lykisch. Vgl. Fellows, Discoveries in Lycia (Lond. 1841); Spratt und Forbes, Travels in Lycia etc. (das. 1847, 2 Bde.); Bachofen, Das lykische Volk (Freiburg 1862); Treuber, Geschichte der Lykier (Stuttg. 1887).

Lykios, Beiname des Apollon, welcher zu Patara in Lykien ein Heiligtum hatte, wahrscheinlich aber s. v. w. der Leuchtende; von andern als Lykeios auf das ihm eigne Symbol des Wolfs (lykos) bezogen.

Lȳkisch, die Sprache des alten Lykien im westlichen Kleinasien. Man hat dort neuerdings eine ziemlich beträchtliche Anzahl von Inschriften in dieser längst ausgestorbenen Sprache entdeckt, die in einem dem griechischen verwandten Alphabet abgefaßt sind (hrsg. von M. Schmidt, The Lycian inscriptions, Lond. 1869). Obwohl man sie lesen kann, so ist doch ihre Übersetzung noch keineswegs gesichert, außer da, wo eine griechische Übertragung danebensteht. So viel ist ausgemacht, daß das Lykische eine flektierende Sprache ist, wenn sich auch die von Savelsberg u. a. angenommene Verwandtschaft mit den indogermanischen Sprachen Irans nicht bestätigt hat. Vgl. Savelsberg, Beiträge zur Entzifferung der lykischen Sprachdenkmäler (Bonn 1874-78, 2 Hefte); Sayce, Principles of comparative philology (3. Aufl., Lond. 1885); M. Schmidt, Neue lykische Studien (Jena 1869).

Lykomēdes, nach griech. Mythus König von Skyros, der Mörder des Theseus (s. d.). Unter seinen Töchtern wuchs Achilleus auf und zeugte mit einer derselben, Deidameia, den Neoptolemos.

Lykomiden, s. Lykos.

Lykóphron, griech. Dichter und Grammatiker aus Chalkis auf Euböa, lebte in der ersten Hälfte des 3. Jahrh. v. Chr. zu Alexandria, bei der Ordnung der Bibliothek beschäftigt. Von seinen Schriften ist nur ein Gedicht: "Alexandra", in 1474 iambischen Senaren übrig, das, poetisch wertlos und wegen der gehäuften Gelehrsamkeit und dunkeln Sprache fast ungenießbar, eine fortlaufende Weissagung der Kassandra über den Untergang Trojas und die Schicksale der darein verflochtenen Helden, bis auf Alexander d. Gr. fortgeführt, enthält. Neuere Ausgaben von Müller (Leipz. 1811), Bachmann (das. 1830), Dehèque (Par. 1853), Kinkel (Leipz. 1880). Vgl. Niebuhr, Über das Zeitalter Lykophrons des Dunkeln ("Kleine historische Schriften", Bonn 1828).

Lykopodĭaceen (Bärlappgewächse), kryptogamische Familie unter den Gefäßkryptogamen, perennierende, immergrüne, moosähnliche Gewächse mit langgestrecktem, dichotom verzweigtem, kriechendem Stengel, aufrechten Ästen und aus der Unterseite der Stengel (Fig. 1A) entspringenden Nebenwurzeln. Die Stengel sind in ihrer ganzen Länge meist dicht besetzt mit zahlreichen kleinen, sitzenden und herablaufenden, ganzen, linealischen oder schuppenförmigen, spitzen Blättern, welche spiralig oder quirlständig angeordnet sind und bisweilen in zweifacher Gestalt an derselben Achse auftreten. Die Sporangien (Fig. 1C) befinden sich einzeln in der Achsel von gewöhnlichen Blättern oder werden auf der Basis schuppenartiger, verbreiterter Hochblätter entwickelt, mit denen sie als ein ähriger Fruchtstand auftreten. Sie stellen meist nierenförmige, an ihrer konkaven Seite festgewachsene Säckchen dar, die zur Reifezeit mit einem über den Scheitel gehenden Riß aufspringen. Die in den Sporangien enthaltenen Sporen (Fig. 1D) haben tetraedrisch-kugelige Gestalt und ein gelb gefärbtes, durch netzförmige Leisten verdicktes Exosporium. Die Entwickelung der L., besonders ihr wulstig-lappiger, chlorophyllloser, monözischer Vorkeim (Fig. 1B) und die Ausbildung einer einzigen Sporenart, weist ihnen eine Stellung in der Nähe der Farnkräuter und Ophioglosseen an und unterscheidet sie als Familie von den in den vegetativen Teilen ihnen zwar sehr ähnlichen, aber durch zweierlei Sporen ausgezeichneten Selaginelleen, mit denen sie in der Klasse der Lykopodinen vereinigt werden. Die Familie zählt etwas über 100 jetzt lebende Arten in vier Gattungen, von denen Lycopodium L. die wichtigste und artenreichste ist; die Gattungen Phylloglossum Kze. und Tmesipteris Bernh. sind australisch, die bisweilen epiphytisch wachsenden Arten von Psilotum Lw. bewohnen die Tropen. In den vorweltlichen Perioden waren die L. in viel größerer Anzahl, als ein Hauptbestandteil der Vegetation, und zugleich in weit stattlichern Formen vertreten. Hier treten uns in der Steinkohlenformation die Schuppenbäume (Lepidodendron Brongn., s. Tafel "Steinkohlenformation II") als baumartige L. entgegen, eine gegenwärtig gänzlich ausgestorbene Gattung mit dichotom verzweigtem, bis über 30 m hohem und bis 4 m im Umfang haltendem Stamm, dessen Rinde regelmäßig bedeckt ist mit dicht stehenden, spiralig angeordneten, rhombischen, elliptischen oder sechseckigen Blattkissen, auf deren Mitte ein kleines Wärzchen, die Narbe des abgefallenen Blattes, sich befindet. Auch kommen dünnere Zweige vor mit noch ansitzenden, steifen, linealischen Blättern, desgleichen walzenförmige, bisweilen an Tannenzapfen erinnernde Fruchtähren am Ende der Zweige mit zahlreichen schuppenförmigen Deckblättern, welche Sporangien mit zweierlei Sporen in ihrer Achsel tragen.

^[Abb.: Fig. 1. Bärlapp (Lycopodium). A Zweig von L. clavatum. B Vorkeim von L. annotinum, C Fruchtblatt mit geöffnetem Sporangium, D Sporn; stark vergrößert.]