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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lykos; Lykúrgos

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Lykos - Lykurgos.

Man unterscheidet gegen 60 Arten. Ferner gehören hierher die Siegelbäume (Sigillaria Brongn., s. Tafel "Steinkohlenformation II"), säulenförmige, fast unverzweigte, bis 25 m lange u. 1-2 m dicke Stämme, die mit zahlreichen in Längsreihen geordneten, scheibenförmigen, Siegelabdrücken ähnlichen Blattnarben besetzt sind, zwischen denen Längsfurchen verlaufen; sie trugen an der Spitze lange, steife, schilfartige Blätter, und solche besenförmige Stammspitzen werden auch in niedrigen Exemplaren gefunden. Die Fruchtstände sind wiederum ährenförmig, und ihre Deckblätter tragen Sporangien mit zweierlei Sporen. Von diesen Bäumen kennt man gegen 80 Arten ebenfalls in der Steinkohlenformation. Die Wurzeln der Siegelbäume waren dicht mit langen, cylindrischen Nebenwurzeln besetzt, welche beim Abfallen eine kreisrunde Warze zurückließen; man hielt dieselben anfangs für Stengelgebilde, die mit linealischen Blättern besetzt seien, und rechnete sie als eine eigne Gattung, Stigmaria Brongn. (s. Taf. "Steinkohlenformation II"), zu den Isoeteen. Neuerdings ist auch die fossile Gattung Keilblatt Sphenophyllum Brongn., Fig. 2), welche bisher zu den Kalamiten gerechnet wurde, als eine Lykopodiacee erkannt worden. Sie hat dünne, gegliederte Stengel, quirlständige, freie, keilförmige Blätter mit dichotom geteilten Nerven und lange, walzenförmige Fruchtähren in den Achseln der Blätter. Man hält diese Pflanzenreste, von denen elf ebenfalls nur im Steinkohlengebirge vorkommende Arten unterschieden werden, für laub- und fruchttragende Zweige baumartiger L. Gleichfalls in der Steinkohlenformation treten auch den jetzt lebenden Arten ähnliche, krautartige Bärlappe auf, welche die Gattung Lycopodites Brongn. bilden. Über die Entwickelungsgeschichte der L. haben Hegelmaier, Strasburger, Juranyi, De Bary und Frankhauser Abhandlungen veröffentlicht.

^[Abb.: Fig. 2. Sphenophyllum Schlotheimii. a Zweig mit zwei Fruchtähren; b, c verschiedene Blattformen.]

Lykos, Name verschiedener mythologischer Personen; besonders bemerkenswert: 1) L., athenischer Heros, Sohn des Königs Pandion II., der, von seinem Bruder Ägeus aus Athen vertrieben, nach Asien in das Land Milyas kam, das nach ihm dann Lykien genannt wurde. Er soll auch die Eleusinischen Mysterien nach Andania in Messenien verpflanzt haben und gilt für den Stammvater des alten Priestergeschlechts der Lykomiden, welches Hymnen von Orpheus und Musäos bewahrte und bei den Eleusinischen Mysterien sang. Nach ihm wurde auch das Lyceum (Lykeion) in Athen benannt. - 2) Sohn des Poseidon und der Plejade Keläno, Gemahl der Dirke, führte nach seinem Bruder Nykteus die Regierung von Theben für den unmündigen Labdakos und nach dessen Tod für seinen Sohn Laios. Er wurde von Amphion (s. d.) und Zethos getötet. - 3) Sohn des Poseidon, Tyrann von Theben, wurde von Herakles erschlagen, weil er in seiner Abwesenheit seinen Schwiegervater Kreon getötet und seiner Gattin Megara wie seinen Kindern nachgestellt hatte.

Lykúrgos, 1) der berühmte Gesetzgeber Spartas, dessen Ordnungen es seine geschichtliche Größe zu danken hat. Die Überlieferung über die Zeit und die Ereignisse seines Lebens sind freilich so schwankend, seine als göttliches Wesen verehrte Gestalt so mit Legenden und symbolischen Ausschmückungen umwoben, daß wenig mehr festzustellen ist, als daß er in der zweiten Hälfte des 9. Jahrh. v. Chr. (um 820) gelebt, auf einer Reise nach Kreta die dortigen politischen Einrichtungen erforscht, danach als Vormund eines minderjährigen Königs (Leobotes aus dem Stamm der Agiaden, wie Herodot berichtet, oder des Eurypontiden Charilaos) den Staat geordnet hat und wahrscheinlich gar kein Dorier gewesen ist. Mit der Priesterschaft des delphischen Orakels stand er in engster Verbindung und bestellte sie auch zur authentischen Auslegerin seiner Gesetze. Sein Hauptverdienst war, zwischen den verschiedenen Parteien, deren erbitterter Streit den Staat zerrüttet hatte, den beiden Königsfamilien, den Doriern und den alten achäischen Einwohnern, eine Aussöhnung vermittelt und ein nach beiden Seiten vorteilhaftes Vertragsverhältnis hergestellt zu haben. Viele einzelne Gesetze und Anordnungen, die L. zugeschrieben werden, sind nachweislich spätern Ursprungs; L.' Name ist so sehr zur typischen Bezeichnung der vielgerühmten spartanischen Verfassung geworden, daß man sogar die Existenz seiner Person geleugnet hat. Aber die Grundlagen des Staats hat er gelegt und die fruchtbringenden Keime gepflanzt, der spätern Entwickelung ihr Ziel vorgesteckt (s. Sparta). Um seiner Verfassung dauernde Geltung zu verschaffen (wird ferner berichtet), gab er vor, den Rat des delphischen Orakels einholen zu müssen, und ließ die Könige, die Geronten und die übrigen Spartiaten schwören, an der neuen Verfassung bis zu seiner Rückkehr nichts ändern zu wollen. Er ging darauf nach Delphi, erhielt von der Pythia den Bescheid, daß Sparta, wenn es bei den von ihm getroffenen Einrichtungen beharre, groß und glücklich werden würde, und machte, um seine Landsleute nicht von ihrem Eid zu lösen, seinem Leben durch freiwilligen Hungertod ein Ende. Ja, er soll befohlen haben, daß seine Asche ins Meer gestreut würde, damit nicht etwa seine sterblichen Überreste nach Sparta gebracht würden und die Spartaner dann glauben möchten, sie seien ihres Eides entbunden. Ein Heiligtum war ihm in Sparta errichtet, und jährlich erwies man ihm göttliche Ehre. Plutarchos hat sein Leben beschrieben. Vgl. Lachmann, Spartanische Staatsverfassung (Bresl. 1836); Trieber, Forschungen zur spartanischen Verfassungsgeschichte (Berl. 1871); Gilbert, Studien zur altspartanischen Geschichte (Götting. 1872).

2) Einer der zehn attischen Redner, um 396 v. Chr. zu Athen aus edlem Geschlecht geboren, Schüler des Platon und Isokrates, war neben Demosthenes und Hypereides einer der eifrigsten Vertreter der patriotischen Partei. Den Glanzpunkt seiner politischen Thätigkeit bildet seine ausgezeichnete Finanzverwaltung von 341 bis 329. Er starb 328. Von seinen 15 Reden hat sich nur die weniger durch die Form als edle und erhabene Darstellung ausgezeichnete gegen Leokrates erhalten. Sie wurde herausgegeben, außer in den Sammlungen der Redner, von Mätzner (Berl. 1836), Scheibe (zuletzt Leipz. 1871), Nicolai (2. Aufl., Berl. 1885), Rehdantz (Leipz. 1876), übersetzt von