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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lyonische Ware; Lyonnais; Lyons; Lyra

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Lyonische Ware - Lyra.

wanderung hatte L. viel zu leiden. Im 5. Jahrh. war es eine Zeitlang Hauptstadt eines der burgundischen Königreiche. Unter Chlotar wurde es 532 von den Franken erobert. 736 eroberten es die Sarazenen. Durch den Vertrag zu Verdun 843 kam es an Lothar und von diesem an dessen Sohn Karl. Nach dessen Tod gehörte es zum Königreich Burgund, mit dem es 1032 an das Deutsche Reich kam. Während die Herren von Lyonnais sich beständig mit den Erzbischöfen um die Herrschaft über die Stadt stritten, erwarb sich die Bürgerschaft munizipale Selbständigkeit, und L. ward eine freie Reichsstadt. Nachdem jedoch unter Friedrich II., der auf dem Konzil zu L. 1245 nochmals gebannt und abgesetzt worden war, die deutschen Kaiser die Herrschaft über Arelat verloren hatten, begaben sich die Erzbischöfe von L., besonders wegen ihrer Händel mit den dortigen Bürgern, 1274 und 1307 auch die Stadt selbst unter den Schutz des Königs von Frankreich. Philipp der Schöne erhob 1313 die Baronie L. zu einer Grafschaft, deren Gerichtsbarkeit er dem Erzbischof und seinem Kapitel in Gemeinschaft mit den Schöffen oder Konsuln der Stadt überließ. Franz I. führte in L. die Fabrikation der Seiden sowie der Gold- und Silberstoffe ein. Die Reformation fand vom benachbarten Genf aus hier früh Eingang und Verbreitung; 1560-63 waren die Hugenotten im Besitz der Stadt. Doch die Metzelei von 1572 vernichtete das Übergewicht der Reformierten, welche 1685 völlig vertrieben wurden, was der Industrie sehr schadete. Ebenso litt L. sehr durch die Auswanderung der Hugenotten nach dem Widerruf des Edikts von Nantes. Dennoch hob sie sich wieder und zählte beim Ausbruch der Revolution 200,000 Einw. Die Revolution stürzte die Stadt durch die Stockung alles Verkehrs wiederum in große Not. Als nun der Jakobiner Chalier durch einen demokratischen Gemeinderat und eine revolutionäre Bürgerwehr die reichern Bürger und Kaufleute terrorisierte, erhoben sich diese 1793, verweigerten dem Konvent den Gehorsam und ließen Chalier hinrichten. Hierauf ward L. 12. Juli vom Konvent geächtet, 7. Aug. durch eine Armee des Konvents unter Dubois-Crancé belagert, und 10. Okt. mußte es sich auf Gnade und Ungnade ergeben. Der Konvent sprach über die Stadt, welche den Namen Commune affranchie erhielt, die Vernichtung aus und übertrug deren Vollziehung Collot d'Herbois, Fouché und Ronsin. Gegen 6000 Menschen wurden mit Kartätschen erschossen und der größte Teil der Stadt demoliert. Die Güter der Reichen teilte sich der Pöbel; alle Kirchenschätze wurden nach Paris geschickt. Unter dem Kaiserreich nahm die Seidenmanufaktur einen neuen hohen Aufschwung und erholte sich die Stadt. Am 21. März 1814 wurde L. von den Österreichern genommen, ebenso 11. Juli 1815 durch Kapitulation. Im November er 1831 fanden in L. ernstliche Unruhen der Fabrikarbeiter, namentlich der Seidenweber, statt, die höhern Lohn erzwingen wollten und erst 3. Dez. durch 20,000 Manu unter dem Herzog von Orléans und Marschall Soult zur Unterwerfung gebracht wurden. Im April 1834 brach ein neuer Aufstand von mehr politischem Charakter aus. Fünf Tage wurde in den Straßen gefochten, bis endlich die Truppen der Bewegung Herr wurden. Auf die Nachricht von der Pariser Februarrevolution erhob sich auch in L. das Volk; ein 15. Juni 1849 ausgebrochener Aufstand wurde vom General Magnan blutig unterdrückt. Auch 1870 wurde L. ein Hauptherd der radikalen Demokratie. Die rote Fahne wehte mehrere Monate vom Stadthaus, und es kam zu blutigen Revolten. Doch wurde es während des Kommuneaufstandes 1871 im Zaum gehalten. Vgl. Joanne, L. et ses environs (Par. 1885); Clerjon, Histoire de L. (Lyon 1829-1835, 4 Bde.); Beaulieu, Histoire du commerce, de l'industrie et des fabriques de L. (das. 1838); Monfalcon, Histoire monumentale de la ville de L. (das. 1866-70, 8 Bde.); Metzger, L. en 1781 jusqu'au premier Empire (das. 1881-85, 9 Bde.).

Lyonische Ware, s. Leonische Ware.

Lyonnais (spr. lionnä), ehemalige franz. Provinz, deren Hauptstadt Lyon (s. d.) war, jetzt in die Departements Rhône und Loire geteilt.

Lyons (spr. leiöns), 1) Edmund, Lord, brit. Admiral und Staatsmann, geb. 21. Nov. 1790 zu White-Hayes in Hampshire, trat schon in seinem elften Jahr in den Marinedienst und wurde 1813 Befehlshaber der Korvette Rinaldo, 1814 Postkapitän. 1828 wurde er als Kommandeur einer Fregatte in die griechischen Gewässer gesandt, blockierte den Hafen von Navarino und wurde 1832 nach der Erhebung König Ottos auf den griechischen Thron zum Gesandten in Athen ernannt, wo er sowohl dem russischen als dem französischen Einfluß kräftig entgegentrat. 1849 ging er als englischer Gesandter nach Stockholm, und 1850 avancierte er zum Konteradmiral der blauen Flagge. Während der orientalischen Verwickelungen ging er im Januar 1854 als Zweitkommandierender der Mittelmeerflotte nach dem Orient, nahm an dem Bombardement von Odessa teil, kreuzte dann an der tscherkessischen Küste und besetzte 9. Mai Redut-Kalé. Ausgezeichnete Dienste leistete er bei dem Transport der alliierten Truppen nach der Krim und bei dem ersten Bombardement von Sebastopol. Nach Dundas' Abberufung erhielt er den Oberbefehl der englischen Flotte im Schwarzen Meer. Er leitete die Expedition nach Kertsch, welches er 24. Mai 1855 einnahm, wirkte bei dem Angriff auf Sebastopol 18. Juni mit, wobei sein Sohn, der Kapitän Edmund Mowbray L., tödlich verwundet wurde (gest. 24. Juni zu Konstantinopel), und eroberte Kinburn. Im Juni 1856 zum wirklichen Admiral und mit dem Titel Baron L. von Christchurch in den Peersstand erhoben, starb er 23. Nov. 1858 in Arundel Castle.

2) Richard Bickerton Pemell, Lord, Sohn des vorigen, geb. 26. April 1817 zu Lymington und gebildet auf der Schule zu Winchester und auf der Universität Oxford, begann die diplomatische Laufbahn (1839) als Attaché in Athen, kam 1852 nach Dresden, 1853 zur Gesandtschaft für Toscana, welche in Rom residierte. Im Dezember 1858 ging er als Gesandter nach New York und leistete während des Bürgerkriegs durch seine Umsicht England große Dienste. Als ihn 1865 Sir Frederik Bruce ersetzte, ward er Botschafter in Konstantinopel, und im Sommer 1867 ging er als Nachfolger Cowleys in gleicher Eigenschaft nach Paris, welchen Posten er bis zu seinem Tod (5. Dez. 1887) bekleidete.

Lyra, altgriech. Saiteninstrument, der Kithara ähnlich, aber kleiner und ohne Fuß, war der Sage nach eine Erfindung des Hermes. Man bildete sie aus dem Gehäuse einer Schildkröte als Schallkasten und in den Öffnungen der Vorderbeine mit den Wurzelenden befestigten gewundenen Ziegenhörnern oder ähnlich geformten Holzstäben, welche in der Nähe der Spitzen durch ein Joch verbunden waren; auf dem Brustschild befand sich der niedrige Steg, über den die etwas tiefer im Schallkasten angeknoteten Saiten in gleicher Höhe bis zum Joch fortliefen, wo sie einfach umgeschlagen oder durch Wirbel gespannt wurden. Man schlug die Saiten, deren Zahl verschieden war