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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mädchensommer; Mädchenturnen; Maddalēna; Maddalōni; Madden; Madefaktion; Madega; Madegassen; Madeira

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Mädchensommer - Madeira (Insel).

ßischen Kultusminister denselben gegenüber sich vorsichtig abwartend verhalten. Minister Fall berief eine Konferenz von Sachverständigen nach Berlin, die vom 18.-23. Aug. 1873 in Berlin tagte und den Hauptpunkten des Weimarer Programms beitrat. Doch wurde nur eine neue Prüfungsordnung für Lehrerinnen und Schulvorsteherinnen an M. unterm 24. April 1874 erlassen, im übrigen aber alles beim alten gelassen, der wesentlich elementare Charakter des Unterrichts auch in höhern M. wiederholt betont und Übertreibungen in einseitig wissenschaftlicher Richtung gelegentlich entgegentreten. Vorzugsweise von dieser nüchternen Ansicht über die Aufgabe der höhern M. eingegeben ist auch der 1886 amtlich veröffentlichte Normallehrplan für die höhern M. in Berlin. Vgl. Krusche, Litteratur über weibliche Erziehung und Bildung in Deutschland (Leipz. 1887); v. Sallwürk, Fénelon und die Litteratur der weiblichen Bildung in Frankreich (Langensalza 1886); Kreyenberg, Die deutsche höhere Mädchenschule (Frankf. 1887).

Mädchensommer, s. v. w. Alterweibersommer.

Mädchenturnen, s. Turnkunst.

Maddalēna, La, Felseneiland der Buccinarischen Inselgruppe nordöstlich von Sardinien, am Eingang der Bonifaciostraße, zum Kreis Tempio der italienischen Provinz Sassari gehörig, 19 qkm groß mit (1881) 1775 Einw., meist Seeleuten, Fischern und Hirten.

Maddalōni, Stadt in der ital. Provinz Caserta, an den Eisenbahnen Rom-Neapel und Neapel-Foggia, hat ein Kollegium (Giordano Bruno), ein Militärbildungsinstitut und (1881) 17,072 Einw., welche Landbau treiben. 3 km östlich von M. führt der großartige dreistöckige, 53 m hohe Carolinische Aquädukt das Wasser vom Monte Tiburno nach Caserta.

Madden (spr. mädden), Richard Robert, irischer Schriftsteller, geb. 1798 zu Dublin, war seit 1833 im englischen Regierungsdienst angestellt, zunächst als Friedensrichter in Jamaica, dann seit 1835 als "Superintendent der befreiten Afrikaner" in der Havana, ward 1839 zum Untersuchungskommissar über den Sklavenhandel an der Westküste von Afrika, 1847 zum Sekretär für die westaustralischen Kolonien und 1850 zum Sekretär des Bureaus für Darlehnsfonds in Dublin ernannt, wo er 5. Febr. 1886 starb. Von seinen Schriften nennen wir, abgesehen von mehreren Reisebeschreibungen ("Travels in Turkey, Egypt etc. in 1824-27", 1829, u. a.), das historisch bedeutende Werk "The United Irishmen, their lives and times" (1843; umgearbeitet 1858, 4 Bde.), mit reichem Detail über die Ursachen des irischen Aufstandes von 1798; "The shrines and sepulchres of the old and new world" (1851); "The life and martyrdom of Savonarola" (1854); "Memoirs of the countess of Blessington" (1853); "Phantasmata, or illusions and fanaticisms of an epidemic character" (1857); "Galileo and the inquisition" (1863) und die "History of Irish periodical literature" (1867).

Madefaktion (lat.), Befeuchtung.

Madega, abessin. Getreidemaß, = 1 ägypt. Rottel = 444,73 g.

Madegassen, die Bewohner von Madagaskar (s. d.).

Madeira (portug., spr. madē-ira), eine zu Portugal gehörige Insel im Atlantischen Ozean, 545 km vom Kap Juby, dem nächsten Punkte der Westküste Afrikas, umfaßt mit der nordöstlich gelegenen Insel Porto Santo und den Desertas im SO., drei unbewohnten Felsenklippen, 815 qkm (14,8 QM.) mit (1882) 133,955 Einw., wovon 1750 auf Porto Santo wohnen. Die Insel M. hat von O. nach W. eine Länge von 55 km und eine Breite von 24 km und wird in ihrer ganzen Länge von einer Gebirgskette durchzogen, deren durchschnittliche Erhebung 1200 m beträgt, und die im Pico Ruivo mit 1860 m ihre bedeutendste Höhe erreicht. Im O. endigt die Insel in eine ganz schmale Halbinsel, vor der auf der kleinen Insel Fora ein 40 km weit sichtbarer Leuchtturm errichtet ist. M. und seine Nebeninseln sind, wie Lotungen beweisen, die Gipfel von tief ins Meer eintauchenden Vulkanen, die aber, sämtlich längst erloschen, nur in zwei kleinen Kratern eine deutlich erkennbare Form bewahrt haben. Daß Hebungen noch im miocänen Zeitalter stattgefunden haben, beweisen in 370 m Höhe aufgefundene Muscheln. Die in den Tuffschichten angetroffenen fossilen Pflanzenreste gehören nach Unger einer Flora an, welche in der Tertiärzeit ein großes Festland bedeckte, das von Island bis zu den Kapverdischen Inseln Europa mit Afrika und wahrscheinlich auch mit Amerika verband, und von welchem die Inseln Island, M., die Azoren, die Kanarischen und Kapverdischen Inseln Trümmer sind. Den ältesten Kern bildet wahrscheinlich der im N. gefundene Hypersthenit, um den sich Basalt, Tuff und Trachyt gelegt haben. Das Bergland wird von tiefen und weiten Schluchten zerrissen, welche den Verkehr sehr erschweren, und steigt zum Meer in steilen, bis 585 m hohen Klippen hinab. Namentlich die Nordküste ist von außerordentlicher Wildheit; der Süden hat noch schwache Reste der Waldungen bewahrt, welche einst die ganze Insel bedeckten und ihr den Namen, der "Holzinsel" bedeutet, verschafften. Das Klima ist von einer wunderbaren Milde. Nach den Beobachtungen des zu Funchal 24 m ü. M. gelegenen Observatoriums ist die durchschnittliche Jahrestemperatur 18,8°; die größte Wärme wurde in acht Jahren im August und September mit 32,38°, die geringste im Februar mit 7,9° C. erreicht. Die mittlere Temperatur des Winters ist 16,11°, des Frühlings 17,02°, des Sommers 21,15°, des Herbstes 20,05° C. Man rechnet 80 Regentage im Jahr; der durchschnittliche Regenfall beträgt 775 mm, die feuchtesten Monate sind November bis März. Ein heißer, trockner Wind, Leste, weht von der Sahara her, macht sich aber an der Küste selten fühlbar; Schnee fällt im Winter in den höhern Lagen, doch selten unter 700 m. Wegen der Gleichmäßigkeit seines Klimas wird M. als Kurort von Lungenkranken viel aufgesucht. Die Vegetation ist der von Südeuropa nahe verwandt; viele Pflanzen hat M. nur mit den Kanarischen Inseln und den Azoren gemein, andre sind von den Portugiesen eingeführt worden und haben sich, wie der Kaktus (Opuntia tuna), außerordentlich verbreitet. Die Dattelpalme liefert hier keine eßbaren Früchte. Der Ackerbau begegnete in dem sehr zerschnittenen und

^[Abb.: Kärtchen von Madeira.]