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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Magdalēna; Magdalēnabai; Magdalēnenstrom; Magdalenerinnen; Magdalen Islands; Magdeburg

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Magdalena - Magdeburg (Erzbistum).

und an der Südseite der Sierra Nevada, ist noch mit Urwäldern bedeckt, und in den Bergen hausen noch sogen. Tiger, Löwen und Bären. Gold, Silber und andre Metalle kommen vor. Die Bevölkerung schätzte man 1880 auf 167,000 Seelen. Haupterwerbszweige sind Landbau und Viehzucht, daneben Fabrikation von Hüten, Handtüchern, Zigarren, Magney-Preserven etc. Farbholz, Nutzholz, Tabak und Häute, Sassaparille und Tolubalsam sind die wichtigsten Handelsgegenstände. Hauptstadt ist Santa Marta. S. Karte "Peru etc."

Magdalēna, Stadt im mexikan. Staat Sonora, im fruchtbaren Thal des Rio de San Ignacio, mit besuchtem Jahrmarkt, Gold-, Silber-, Kupfergruben in der Umgegend und 2000 Einw. 20 km südöstlich davon Ruinen einer 228 m hohen Pyramide, auf deren Gipfel ein Fahrweg führt, und eines in die Felsen eingehauenen Palastes der Azteken.

Magdalēnabai, an der Westküste der Halbinsel Kalifornien (Mexiko), durch langgestreckte Inseln vom Meer getrennt, ist fischreich und wird viel von Walfischfahrern besucht.

Magdalēnenstrom (Rio Magdalena oder Madalena), ein Fluß in der Republik Kolumbien in Südamerika, entspringt auf dem Gebirgsknoten von Las Papas aus der Lagune del Buey unter 2° nördl. Br., nur 12 km von seinem Zufluß Cáuca, dessen Thal von dem seinigen durch die Kordillere von Quindiu getrennt ist, an deren beiden Seiten beide Flüsse parallel nach N. strömen. Von Neiva (437 m ü. M.) an ist er bereits schiffbar; doch unterbrechen oberhalb Honda (200 m ü. M.) Katarakte die Schiffbarkeit auf 150 km. Während oberhalb Honda der Fluß nur kurze Zuflüsse aufnimmt, weil sein Thal geringe Breite hat, empfängt er weiter unten bedeutendere, wie den Carare, Sagamoso und Cesar von der Ostseite, den Quali, Nare und Cáuca (s. d.) von der Westseite, von denen der letzte der bei weitem bedeutendste ist. Vom 11. Breitengrad an beginnt sich der M. in mehrere Arme zu teilen und ein großes Delta zu bilden, dessen wie die Ufer des Stroms mit Urwald bedeckte Inseln starken Überschwemmungen ausgesetzt sind. Von den einzelnen Kanälen war früher der nach Cartagena führende El Dique der wichtigste; jetzt hat die größte Bedeutung der gegen N. gehende Kanal, der unterhalb Sabanilla in das Antillenmeer mündet. An seiner Mündung liegt eine gefährliche Barre. Der ganze untere Lauf des Stroms durchschneidet die sogen. Tiefebene des Magdalenenstroms, die im O. bis zur Sierra Nevada de Santa Marta, im W. bis an das Antillenmeer reicht. Dampfschiffe befahren den untern M. 800 km weit bis Honda und seit 1875 (Dampfer Moltke) auch die oberhalb der Stromschnellen gelegene Strecke bis Neiva. S. Karte "Peru etc."

Magdalenerinnen (Magdalenen-Nonnen, Schwestern von der Buße der St. Magdalena, franz. Madelonnettes, Filles de la Madeleine, auch weiße Frauen, wahrscheinlich von ihrer Kleidung, genannt), ein um 1200 in Deutschland gestifteter Orden, welcher sich der Besserung gefallener Mädchen widmete. Er wurde von Gregor IX. und Innocenz IV. mit Privilegien bedacht und verbreitete sich namentlich in Frankreich und Italien. Die noch existierenden Magdalenenstifter in protestantischen Ländern widmen sich auch der Krankenpflege (s. Innere Mission).

Magdalen Islands (spr. mäggdälĕn eiländs), Gruppe von 13 kleinen Inseln im St. Lorenzgolf, zu Kanada gehörig, mit 4000 Einw., die Fischfang treiben.

Magdeburg, vormaliges deutsches Erzbistum, ward 962 aus einem Teil des Bistums Halberstadt gebildet, 967 bestätigt, aber erst 968 nach dem Tode des Erzbischofs Wilhelm von Mainz und des Bischofs Bernhard von Halberstadt wirklich eingerichtet. Zu seinem Sprengel gehörten die Bistümer Meißen, Merseburg, Zeitz-Naumburg, Havelberg, Brandenburg und in der ersten Zeit auch Posen; auch erhielt das Erzbistum die Würde eines Primats in Deutschland. Adalbert, der erste Erzbischof, starb auf einer Visitationsreise 981 bei Merseburg. Sein Nachfolger Gisilar, der zugleich auch Bischof von Merseburg war, besiegte die Wenden und starb 1004. Der 13. Erzbischof (1126-34) war der heil. Norbert, der Stifter des Prämonstratenserordens, dem er auch das Kloster Unsrer Lieben Frauen und andre Klöster anwies. Erzbischof Wichmann (1152-92), der an den Reichsangelegenheiten und am Kampf gegen Heinrich den Löwen hervorragenden Anteil nahm, half 1157 Brandenburg wiedererobern und dort das Christentum herstellen; unter ihm wurde das Schloß Giebichenstein regelmäßige Residenz der Erzbischöfe. Unter dem Erzbischof Albrecht I., Grafen von Kevernburg (1205-32), wurde 1211 an der Stelle des 1207 abgebrannten der Grund zu dem neuen Dom gelegt. Unter ihm kam es zum sogen. Magdeburger Krieg gegen den Markgrafen Albrecht II. von Brandenburg, welcher seine Allodialgüter in der Altmark vergebens von der Lehnshoheit des Erzstifts zu befreien suchte. Erzbischof Burchard I. (seit 1232) setzte die Streitigkeiten fort, starb aber schon 1235 in Konstantinopel auf einer Reise nach Jerusalem. Ihm folgte Albrechts I. Bruder Wilbrand, der von dem Markgrafen Johann I. geschlagen und gefangen wurde. Hiermit endete 1244 der Magdeburger Krieg. Unter dem 38. Erzbischof, Günther von Schwarzburg (1403-45), kam es in dem schon seit langem entzündeten Streit zwischen Stift und Stadt 1432 wegen der Befestigung der letztern gegen die Hussiten zu einem Aufstand der Bürger, worauf der Erzbischof das Interdikt über die Stadt verhängte, das er erst 1435 aufhob. Sein Nachfolger Friedrich verzichtete 1449 auf die Lehnshoheit über die Altmark. Von dem 40. Erzbischof, Johann von Bayern (1464-75), an bekleideten nur Mitglieder der großen fürstlichen Familien die erzbischöfliche Würde. Ernst von Sachsen (1476-1513) verlegte die Residenz nach Halle, wo er die Moritzburg erbaute. Auf ihn folgten sechs Fürsten aus dem Haus Brandenburg. Unter Albrecht V. (1513-45, s. Albrecht 8), welcher auch Bischof von Halberstadt war, ja 1514 sogar Kurfürst und Erzbischof von Mainz, 1518 Kardinal wurde, begann seit 1524 die Ausbreitung der Reformation, die trotz des Widerstandes Albrechts sich behauptete, weshalb derselbe 1541 das Stift gänzlich verließ. Unter Johann Albert (1545-51) und Friedrich IV. (1551-52) behauptete sich die neue Lehre, und der letzte vom Papst bestätigte Erzbischof, Siegmund (1552-66), Kurfürst Joachims II. jüngster Sohn, trat offen zur lutherischen Lehre über und führte sie auch im Land ein. Von seinen Nachfolgern, den drei postulierten Erzbischöfen evangelischen Bekenntnisses, übergab der erste, Joachim Friedrich, des spätern Kurfürsten Johann Georg Sohn, 1567 den Dom, der seit 1546 geschlossen gewesen, dem evangelischen Gottesdienst und verheiratete sich 1570 mit seiner Base Katharine von Küstrin. Der jüngste Sohn aus dieser Ehe, Christian Wilhelm (geb. 1587), folgte ihm, als Joachim Friedrich 1598 Kurfürst von Brandenburg wurde,