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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Magellan; Magelōne; Magen

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Magellan - Magen.

NW. In beiden Teilen ist die Bildung der Ufer ganz abweichend. Der erstere hat zu beiden Seiten ebenes und welliges Land, waldlose Grassteppen, der westliche ist von steilen, mit dichten Wäldern bedeckten Bergen begrenzt; die Strömung ist hier viel heftiger und unregelmäßiger als im Ostteil, die Beschiffung dazu durch die überwiegenden Westwinde erschwert, aber die Ufer sind reich an schönen Häfen, die im O. viel sparsamer sich finden. Für den Verkehr ist diese Straße von großer Bedeutung. Im 16. Jahrh. wurde sie, als der einzige bekannte Weg aus dem Atlantischen in den Stillen Ozean, stark besucht, bis die Schwierigkeit, sie gegen W. hin zu durchfahren, nach der Entdeckung des Kaps Horn den Weg um die Südspitze des Feuerlandes so in Aufnahme brachte, daß sie nur noch wenig benutzt wurde. Erst in diesem Jahrhundert hat die Einführung der Dampfschiffe, die vom Wind unabhängig sind, sie wieder belebt, und jetzt wird sie von solchen viel befahren. Die Herrschaft über die Uferlandschaften beansprucht die Republik Chile, welche daselbst eine kleine Niederlassung, Punta Arenas, vorwiegend als Deportationsort angelegt hat, die jedoch trotz der daselbst entdeckten Steinkohlenlager nicht recht gedeiht. Vgl. Kohl, Geschichte der Entdeckungsreisen und Schiffahrten zur M. (Berl. 1877); Miller, The straits of Magellan (Portsm. 1884).

Magellan, Seefahrer, s. Magelhaens.

Magelōne (Maguelonne), die Heldin eines alten, fast in alle europäischen Litteraturen übergegangenen Ritterromans, war die Tochter eines Königs von Neapel und wurde von ihrem Geliebten, Peter von Provence, entführt. Während sie in einem Wald entschlummert liegt, raubt ein Rabe den roten Zindel mit den drei von Peter ihr geschenkten Ringen und fliegt übers Meer davon. Peter, ihm nacheilend, wirft sich in einen Kahn, wird aber durch einen Sturm verschlagen und fällt Seeräubern in die Hände. M. sucht nach ihrem Erwachen lange den Geliebten und erbaut endlich auf einer Insel an der Küste der Provence ein Kirchlein und ein Hospital, das bald berühmt wird. Peter, aus der Sklaverei endlich zurückkehrend, landet krank auf jener Insel, findet Pflege im Hospiz, erkennt hier die Geliebte wieder und wird nun mit ihr vereint. Die Sage soll zuerst von Bernard de Treviers gegen 1180 in einem provençalischen Gedicht behandelt worden sein; dann wurde sie zu einem französischen Prosaroman umgearbeitet, der zuerst 1457, zuletzt in der "Bibliothèque bleue" (1775) erschien und zum Volksbuch wurde. Die deutsche Bearbeitung von Veit Warbeck erschien zuerst Augsburg 1535; sie wurde auch in Simrocks sowie in Marbachs "Deutsche Volksbücher" aufgenommen.

Magen (Gaster, Stomachus, Ventriculus), diejenige Höhle im tierischen Körper, in welcher die Verdauung vor sich geht, besteht in der einfachsten Form aus einer einzigen Zellschicht, dem sogen. Entoderm, ist hinten geschlossen, hat nur vorn eine Öffnung, den Mund, und stellt den ganzen Darmkanal vor. Indem sich sein vorderer Teil verlängert und zur Speiseröhre wird, hinten gleichfalls eine Öffnung, der After, entsteht und gewöhnlich auch der hintere Abschnitt sich in die Länge zieht, nimmt er die Gestalt an, die er bei weitaus dem größten Teil der Tiere besitzt. Er bildet so nur noch den mittlern Abschnitt des Darmkanals, den Mitteldarm. Indessen bezeichnet man auch als M. z. B. bei den höhern Krebsen und Insekten einen Teil des Vorderdarms, welcher eine Erweiterung der Speiseröhre vorstellt und mit Apparaten zur Zerkleinerung der Speisen versehen ist (daher auch Kaumagen, s. d.). Bei den Wirbeltieren erhält gleichfalls das Endstück des Vorderdarms den Namen M. - Auch die Wandungen des Magens erlangen bei den meisten Tieren eine höhere Ausbildung. Die verdauende Zellschicht, das Entoderm, vergrößert ihre Oberfläche, indem sie zu Drüsenschläuchen auswächst, welche den Verdauungssaft absondern (Labdrüsen); um sie herum lagert sich eine Muskelschicht, welche den M. zu Kontraktionen behufs Weiterbeförderung der Speisen in den Hinterdarm befähigt.

Der M. der Wirbeltiere ist bei den niedern Gruppen (Fischen, Amphibien, Reptilien) vielfach äußerlich kaum von der Speiseröhre unterschieden, die ohne scharfe Grenze in ihn übergeht. Bei den Fischen ist er in der Regel ein nach hinten gerichteter Blindsack, von dem sich nach vorn ein engeres Rohr zur Verbindung mit dem Darm abzweigt. Bei Amphibien und Reptilien liegt er vielfach schon quer, und diese Querlage wird bei den Säugetieren mit wenigen Ausnahmen zur Regel. Bei den Vögeln zerfällt er gewöhnlich in zwei Abschnitte, den drüsigen Vormagen (proventriculus) und den mit einer vielfach (z. B. bei Hühnern) sehr starken Muskelschicht versehenen Muskelmagen, in welchem sich Vorkehrungen zur Zerreibung der unzerkleinert in ihn gelangenden Nahrung befinden. Bei den Säugetieren ist der M. häufig gleichfalls aus mehreren Stücken zusammengesetzt (Wiederkäuer; s. im einzelnen die betreffenden Artikel). Der M. des Menschen endlich (s. Tafel "Eingeweide II", Fig. 1) hat seine Lage in dem obersten Teil der Bauchhöhle (Magengrube). Seine Größe richtet sich nach der Masse seines Inhalts; ein nicht zu sehr gedehnter M. ist 27-32 cm lang, 9-12 cm breit und faßt etwa 3 Lit. Flüssigkeit. Seine obere Öffnung heißt Magenmund (cardia) und liegt gerade da, wo die Speiseröhre durch das Zwerchfell tritt. Die untere Öffnung (Pförtner, pylorus) schließt ihn gegen den Darm hin ab. Nach unten und links von dem Magenmund liegt der sogen. Magengrund (fundus). Die Wandung des Magens, deren Dicke im zusammengezogenen Zustand auf 13 mm angegeben wird, aber gleichfalls nach dem Grad seiner Ausdehnung außerordentlich wechselt, besteht aus drei Häuten. Die äußerste von diesen gehört eigentlich dem Bauchfell (s. d.) an, das sich auf den M. umschlägt und ihn ganz einhüllt; dann kommt eine etwa 1 mm dicke Lage von Längs- und Ringmuskeln und zu innerst die Schleimhaut. Die Muskelschicht verdickt sich am Pförtner zu einem Wulste, dem Schließmuskel des Pförtners (sphincter pylori), welcher wie eine Klappe (valvula pylori) in das Innere vorspringt. Die Bewegungen des Magens, welche durch die abwechselnde Zusammenziehung seiner Längs- und Ringfasern bewerkstelligt werden, bringen nach und nach jedes Teilchen des Mageninhalts mit der Schleimhaut in Berührung und drücken die bereits gelösten Speisen in den Zwölffingerdarm hinein. Die Kraft, mit welcher beim Erbrechen der Mageninhalt ausgeworfen wird, hängt aber nicht von der Stärke der Muskelhaut des Magens, sondern hauptsächlich vom Druck der Bauchmuskeln ab. Die Schleimhaut, d. h. die innerste der drei Häute, ist samtartig weich und je nach ihrem Blutgehalt gelbgrau bis graurötlich. Sie enthält Schleim- und Balgdrüsen oder geschlossene Follikel, besonders aber verschiedene Arten von Drüsen, die Labdrüsen (Textfigur a, b), einfache cylindrische Schläuche, welche von feinen Blutgefäßen umsponnen sind und im Innern den Magensaft erzeugen. Sie