Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mähly; Mahlzeit

99

Mähly - Mahlzeit.

Gesetz vom 25. Mai 1873 als Staatssteuer beseitigt und nur die Schlachtsteuer fakultativ als Kommunalsteuer beibehalten. Vgl. Fleischsteuer und Mahlsteuer.

Mähly, Jakob, schweizer. Dichter und Philolog, geb. 24. Dez. 1828 zu Basel, studierte hier, dann in Göttingen und Berlin und ist seit Jahren als Professor der klassischen Philologie an der Universität seiner Vaterstadt thätig. Als Dichter hat er sich besonders durch "Rhigmurmel. Gedichte in Basler Mundart" (Basel 1856, 2. Ausg. 1862) beliebt gemacht. Außerdem erschienen von ihm die epischen Dichtungen: "Mathilde" (Basel 1854, 2. Ausg. 1862), "Das Erdbeben zu Basel" (das. 1856) und das Idyll "Frieden" (das. 1862); mehrere lyrische Sammlungen und Humoristisches, wie "Byrsopölias" (das. 1875), u. a. Wissenschaftliche Schriften sind: "Sebastian Castellio" (Basel 1862); "Wesen und Geschichte des Lustspiels" (Leipz. 1862); "Angelus Politianus" (Kulturbild, das. 1864); "Varroniana" (das. 1865); "Die Schlange in Mythus und Kultus der klassischen Völker" (das. 1867); "Richard Bentley" (das. 1868); "Geschichte der antiken Litteratur" (das. 1880, 2 Bde.) u. a. Auch lieferte er Übersetzungen griechischer u. römischer Dichter.

Mahlzeit, eigentlich die Zeit, zu welcher man speist, die Zeit des Mahles, gegenwärtig aber allgemein gebräuchlich in der Bedeutung des Mahles selbst. Wird das Mahl in Gesellschaft mit geladenen Gästen und unter besondern, mehr oder weniger feierlichen Veranstaltungen eingenommen, so erhält es die Bezeichnung Gastmahl (s. d.). Bei den alten Griechen belief sich die Zahl der regelmäßigen täglichen Mahlzeiten auf drei: 1) das Frühstück (akrátisma), in der Regel bestehend aus in ungemischten Wein getauchtem Brot und unmittelbar nach dem Aufstehen genossen; 2) das zweite Frühstück (áriston) in der Zeit von 10-12 Uhr unsrer Zeitrechnung, bestehend aus einigen warmen und kalten Speisen, und 3) die Hauptmahlzeit (deipnon oder dórpon) in der Zeit von nachmittags 4 Uhr an. Das Hauptgericht, namentlich für die ärmern Bevölkerungsklassen, bildete eine Art Brei aus Gerstenmehl, der Polenta ähnlich und Maza genannt. Gebackenes Brot, namentlich aus Gerstenmehl, gehörte schon zu den Luxusgerichten. Außerdem wurden gegessen: grüne und trockne Gemüse (Malven, Lattich, Salat, Kohl, Bohnen, Linsen, Knoblauch und Zwiebeln), Fische, frisch, gesalzen und getrocknet, mit Vorliebe Seefische, da Flußfische als unschmackhaft und ordinär galten), Fleisch (besonders Lämmer-, Ziegen-, Schweine-, Rind- und auch Eselsfleisch), Geflügel und Wild. Von letzterm galten als besondere Leckerbissen Hasen und Kramtsvögel. Zum Nachtisch wurden in wohlhabenden Häusern Früchte (Oliven, Feigen, Mandeln, Nüsse etc.), Kuchen, Eier und Käse gereicht. Während des Essens pflegte man nicht zu trinken, erst am Schluß der M. einen Schluck ungemischten Weins als Trankopfer für den "guten Gott" und dann, besonders bei dem an die M. sich anschließenden Trinkgelage ("Symposion") mit Wasser vermischten Wein. Später wuchs auch bei den gewöhnlichen Mahlzeiten der Wohlhabenden der Luxus, freilich in verschiedener Weise bei den verschiedenen Stämmen. Einfach blieben die Spartaner (Hauptgericht die sogen. schwarze Suppe, bereitet aus in seinem Blut gekochtem Schweinefleisch, mit Essig und Salz gewürzt, eine Art Schwarzsauer), die Arkadier und bis zu einem gewissen Grad auch die Athener. Größern Wert auf reichbesetzte Tafeln legten die äolischen Thessalier, die Korinther, die Archiver, die Eleer und vor allen die Böotier. Der größte Luxus entfaltete sich aber in spätern Zeiten in Großgriechenland (die Mahlzeiten der Sybariten) und in den Städten an der sizilischen Küste. - Bei den Römern herrschte in den ältesten Zeiten in Bezug auf Speise und Trank die allergrößte Einfachheit: die allgemeine Nahrung bildete ein Brei aus Dinkelmehl (puls). Für den gemeinen Mann blieb er es auch später. Nebenbei genoß man auch grüne und trockne Gemüse, aber nur wenig Fleisch und dies nur in Ausnahmefällen. Im Lauf der Zeit wurde es Sitte, folgende Mahlzeiten einzunehmen: 1) das erste Frühstück (jentaculum) am Morgen unmittelbar nach dem Aufstehen, bestehend aus Brot, Salz, getrockneten Früchten, namentlich Weintrauben, Milch, Eiern, Oliven, Käse; 2) das zweite Frühstück (prandium) um die sechste Stunde (Mittagszeit), zusammengesetzt aus einigen warmen und kalten Speisen, zu denen man in reichern Häusern Fische, Schaltiere und andre Delikatessen fügte. Getrunken wurden Weinmet (mulsum) und ein warmer, mit heißem Wasser gemischter Würzwein (calda), seltener gewöhnlicher Wein; 3) die Haupt- oder Abendmahlzeit (coena) gegen 3 oder 4 Uhr nachmittags oder noch später und aus drei Abteilungen bestehend, deren erste (gustatio) die Eßlust erregen sollte (s. Gastmahl).

Die alten Germanen lebten ebenfalls einfach, in der Hauptsache von den Erträgnissen der Viehzucht, Jagd und Fischerei. Als Getränk dienten eine Art Bier und Met. Über die Art und Weise der Mahlzeiten selbst fehlen nähere Nachrichten. Doch wissen wir, daß ebenso wie bei den Franken und Galliern die Hauptmahlzeit in den Abendstunden eingenommen wurde. Erst nach und nach kam das Essen zur Mittagszeit in Aufnahme. So bildete sich die Regel aus, daß zur Zeit des Mittelalters in Deutschland in der Bürgerklasse drei Mahlzeiten (Imbisse oder Imße) eingenommen zu werden pflegten: 1) des Morgens gegen 4, 5, spätestens 6 Uhr ein aus Suppe mit Brot bestehendes Frühstück; dann 2) bereits um 10 oder 11 Uhr ein Mittagsessen, in der Regel bestehend aus Fleisch und Gemüse, selten Suppe und Fisch, wozu selbst in den Häusern der Unbemittelten Met, Bier und Wein getrunken wurde; 3) das gegen 6 oder 7 Uhr abends eingenommene Abendessen, welches einfacher Natur war. In den vornehmen Häusern und auf den Burgen der Ritter wurde ein Frühmahl, bestehend aus Brot, Fleisch, Braten und Wein, sofort nach der Frühmesse eingenommen, die Hauptmahlzeit aber nachmittags um 3 oder 4 Uhr, ja noch später bis um 6 Uhr; sie bestand vorzugsweise aus Fleischspeisen, Wildbret, Fischen u. Pasteten. - In Frankreich wurde im 14. Jahrh. bereits um 10 Uhr vormittags die Mittagsmahlzeit eingenommen, später um 11 Uhr, im 16. und 17. Jahrh. um 12 Uhr. Noch Ludwig XIV. speiste regelmäßig um diese Zeit. Im Anfang des 18. Jahrh. war 1 Uhr die Speisestunde der feinen Welt, während der Mittelstand an der 12-Uhrstunde festhielt. Nach und nach rückte man die Mittagsstunde immer weiter hinaus, und in der Gegenwart hat sich eine ganz bestimmte, alle Volksklassen umfassende Sitte in Frankreich ausgebildet. Abgesehen von dem ersten Frühstück (Thee, Kaffee, Schokolade, in den ärmern Klassen auch Suppe), wird um 12 Uhr, spätestens 1 Uhr mittags ein konsistentes, aus einem oder mehreren warmen und kalten Gerichten bestehendes Frühstück (déjeuner) eingenommen. Dasselbe wird rasch und ohne alle Zeremonien eingenommen, weshalb auch in den mittlern Ständen und in den Gasthöfen mittlern und niedern Ranges kein Tischtuch aufgelegt zu werden pflegt. Ge-^[folgende Seite]