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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Maikow; Mail; Mailand

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Maikow - Mailand.

Körper besteht aus 12 Ringen, sie haben viergliederige Fühler, keine Augen und sehr kräftige Mundteile. Sie leben im ersten Jahr gesellig, häuten sich wiederholt und brauchen zu ihrer Entwickelung drei oder vier Jahre (daher die in den meisten Gegenden Deutschlands mit den Schaltjahren zusammenfallenden Flugjahre, während in der Schweiz, am Rhein und in Frankreich die Hauptflüge alle drei Jahre sich wiederholen). Sie richten durch ihre Gefräßigkeit an Pflanzenwurzeln, in Baumschulen, Gärten, auf Äckern großen Schaden an. Wenn sie erwachsen sind, gehen sie tiefer in die Erde, arbeiten eine Höhle aus und verpuppen sich in derselben im Juli oder August. Der Käfer schlüpft kurze Zeit darauf aus, bleibt aber bis zum nächsten Frühjahr in der Erde. Durch das bei jedem M. vor dem Auffliegen zu beobachtende Pumpen ("Zählen") füllt er seine Luftröhren und die mit diesen in Verbindung stehenden Bläschen mit Luft, um den schwerfälligen Körper zum Flug befähigter zu machen. Feinde des Maikäfers sind Fledermäuse, Ziegenmelker, Eulen, aber auch viele andre Vögel; Füchse, Marder, Dachse, Igel, Schweine stellen ihm nach; die Engerlinge werden besonders von Maulwürfen verfolgt. Zur Bekämpfung der M. kann man sie durch künstliche Brutstätten (frischer Kuhmist, 5-8 cm hoch mit Erde bedeckt) ködern, welche man in Eichenwaldungen an freien Stellen anlegt und im Juli verbrennt. Sehr viel kann durch Einsammeln geschehen, wenn dasselbe in einem Flugjahr mit dem ersten Erscheinen der Käfer begonnen und während der ganzen Flugperiode fortgesetzt wird. Im Bezirk des Landwirtschaftlichen Zentralvereins der Provinz Sachsen sind z. B. in einem Jahr 30,000 Ztr. Käfer (= ca. 1590 Mill. Stück) gesammelt und mit Kalk zu Dünger verarbeitet worden. Auch ist sehr empfehlenswert, die Stare durch Aushängen von Hunderten von Brutkästen anzulocken. Dem gewöhnlichen M. sehr ähnlich ist der Roßkastanienlaubkäfer (M. Hippocastani Fab.), mit plötzlich verengertem Endgriffel und rötlichem Kopf- und Halsschild, welcher besonders in Norddeutschland vorkommt und etwas kleiner als der erstere ist. Der Junikäfer (Brach- oder Johanniskäfer, Rhizotrogus solstitialis L.), 12 mm lang, mit dreiblätteriger Fühlerkeule, ohne Aftergriffel, auf der Oberseite blaß gelbbraun, am Halsschild, am Schildchen und an der Brust langzottig behaart, fliegt im Juni und Juli etwa 14 Tage lang, sitzt am Tag im Buschwerk und auf jungen Obstbäumen und schwirrt abends umher. Das Weibchen legt seine Eier an die Wurzeln besonders der Gräser und Kräuter, und die gedrungen gebaute Larve kann diesen schädlich werden. Die Entwickelung erfolgt in einem oder zwei Jahren. Vgl. Plieninger, Gemeinfaßliche Belehrung über die M. (2. Aufl., Stuttg. 1868).

Maikow, Apollon Nikolajewitsch, namhafter russ. Dichter, geb. 23. Mai (a. St.) 1821 in der Nähe von Moskau als der Sohn eines in der Malerei ausgezeichneten Militärs, studierte 1837-41 zu Petersburg die Rechte, beschäftigte sich aber mehr mit Poesie und Malerei und bereiste 1842-43 das Ausland, besonders Italien. Diese Reise war für seine ganze künstlerische Entwickelung entscheidend. Die alten Meister und die Antike, die er nun kennen lernte, erweiterten den Horizont seiner Kunstanschauungen, und er wurde ein begeisterter Verehrer des Hellenismus sowie der italienischen Malerei. Nach Petersburg zurückgekehrt, erhielt er eine Anstellung bei der sogen. ausländischen Zensur, widmete aber alle seine Mußestunden der Poesie. M. gehört zu den wenigen Dichtern Rußlands, welche einer idealern Richtung huldigen, und zeichnet sich insbesondere durch große Formvollendung aus. Bereits 1841 war eine erste Sammlung kleiner Gedichte von ihm erschienen; ihr folgten die "Römischen Skizzen" (1842) und die lyrischen Dramen: "Drei Tode" und "Zwei Welten". Als Epiker bewährte er sich in den Dichtungen: "Savonarola", "Der Dom von Clermont", "Die Beichte der Königin" und "Die Fürstin", dem originellsten Werk Maikows. Die neueste Ausgabe seiner Dichtungen erschien zu Petersburg 1884.

Mail (engl., spr. mehl), Felleisen für die Beförderung der Postsachen in England und seinen Kolonien sowie in Nordamerika und danach der Inhalt der Felleisen selber. Mail-steamer, die Dampfer, welche die Post kontraktmäßig befördern.

Mail (franz., spr. maj, zuweilen unrichtig Maille), Spiel mit Kugeln, welches bis zum vorigen Jahrhundert in Frankreich so beliebt war, daß fast jede ansehnliche Stadt eine besondere Bahn dazu hatte. Letztere mußte 400-500 Schritt lang, möglichst eben und mit feinem Sand bedeckt sein. An den Seiten war sie meistens mit Bäumen eingefaßt, und an jedem Ende stand ein thorähnlicher, kleiner eiserner Bogen, durch welchen die Kugeln aus Buchsbaumholz getrieben werden mußten. Zum Schlagen derselben bediente man sich des M., eines hölzernen Hammers mit langem Stiel, dessen cylindrischer Kopf mit Eisen beschlagen war. Da die Bahn, auf welcher man M. spielte, ebenfalls M. hieß, findet man noch jetzt in vielen französischen Städten Promenaden, welche diesen Namen führen, obgleich das Spiel selbst gegenwärtig wenig mehr üblich ist.

Mailand (Milāno, lat. Mediolanium), ital. Provinz in der Lombardei, grenzt im N. an die Provinz Como, im O. an Bergamo und Cremona, im S. an Piacenza und Parma, im W. an Novara und hat ein Areal von 2992 qkm (n. Strelbitsky 3143 qkm oder 57,1 QM.), wovon der überwiegende Teil der lombardischen Ebene und nur ein kleiner Teil dem den Alpen südlich vorgelagerten Hügelland angehört. Von größern Flüssen bilden Po, Ticino und Adda nur die Grenzen der Provinz, das Innere derselben wird von kleinern, im Sommer wasserarmen Flüssen, wie Olona, Lambro etc., außerdem aber von einem reichen Netz von Bewässerungs- und Schiffahrtskanälen erfüllt. Andre Verkehrswege, wie Straßen und Eisenbahnen, sind reichlich vorhanden. Die Haupterwerbszweige bilden eine außerordentlich ergiebige Wiesenkultur, welche oft siebenmalige Mahd im Jahr gestattet und mit bedeutender Viehzucht, Butter- und Käsebereitung im Zusammenhang steht, der Reisbau, welchem etwa 550 qkm gewidmet sind, die Maulbeerbaum- und Seidenzucht; außerdem Getreide-, Flachs-, Obst- und Weinbau, die weitere Verarbeitung der Seide, Baumwollmanufaktur, Papierfabrikation und andre Industriezweige. Die Provinz zerfällt in die fünf Kreise: Abbiategrasso, Gallarate, Lodi, M. und Monza. S. Karte "Oberitalien".

Die Stadt Mailand.

(Vgl. beifolgenden Stadtplan.)

Die gleichnamige Hauptstadt liegt in weiter, fruchtbarer Ebene, 120 m ü. M., an dem Flüßchen Olona, welches durch den Kanal Naviglio grande mit dem Ticino und dem Lago Maggiore, durch den Kanal von Pavia gleichfalls mit dem Ticino, durch den Kanal Martesana mit der Adda und dem Comersee in Verbindung steht, und ist Knotenpunkt der oberitalienischen Eisenbahnen, welche von dem 1864 eröffneten Zentralbahnhof nach allen Richtungen aus-^[folgende Seite]