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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Majorescu - Makadam.

desherrliches Reskript (s. Alter, S. 420); Majorennität, s. v. w. Großjährigkeit (s. d.).

Majorescu, Titus, rumän. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 1840 zu Krajowa, Sohn des verdienten Gelehrten Johann M. (gest. 1840), studierte in Deutschland und Frankreich Philosophie und Jurisprudenz und wurde 1862 Professor der Philosophie an der Universität in Jassy. Im Verein mit Gleichgesinnten war er hier der Begründer einer anfänglich nur litterarischen, bald aber auch politischen Bewegung, welche unter dem Namen der "neuen Richtung" auf ernstes Studium und gründliches Wissen sowie auf Anpassung der staatlichen Institutionen an die wirklichen Bedürfnisse des Landes drang und zu nicht geringem Einfluß gelangte. 1874-76 war M. Unterrichtsminister im Kabinett L. Catargiu und im Sommer des letztgenannten Jahrs diplomatischer Agent Rumäniens in Berlin. Später wirkte er als Parlamentsdeputierter. Der wesentliche Teil seiner Schriften ist gesammelt in "Critice" (Bukar. 1874); außerdem veröffentlichte er: "Poesia rumana" (1867), "Logica" (1876) und in deutscher Sprache: "Einiges Philosophische in gemeinfaßlicher Form" (Berl. 1861).

Majorĭanus (Majorinus), Julius Valerius, einer der letzten Kaiser des weström. Reichs, suchte, nachdem er 457 n. Chr. von Ricimer, dem Anführer der ausländischen, Italien beschützenden Truppen, auf den Thron erhoben worden war, durch weise Gesetze und Anordnungen die innern Zustände des zerrütteten Reichs zu verbessern und wußte auch nach außen das Ansehen desselben auf kurze Zeit herzustellen. Er vernichtete ein Vandalenheer, welches 458 eine Landung in Ostia versuchte, durchzog an der Spitze eines Heers Gallien und Spanien und wurde nur dadurch, daß seine Flotte durch einen Überfall im Hafen von Cartagena zerstört wurde, an einem Angriff auf das Vandalenreich in Afrika verhindert. Nach seiner Rückkehr aber wurde er 461 von Ricimer aus Neid gestürzt und noch in demselben Jahr ermordet. Sidonius Apollinaris schrieb einen noch vorhandenen Panegyrikus auf M.

Majōri cedo, lat. Spruch: "Ich weiche dem Größern", vor dem Größern trete ich zurück.

Majorisieren (neulat.), überstimmen, durch Stimmenmehrheit zwingen oder vergewaltigen.

Majoristischer Streit, s. Major (Georg).

Majorität (mittellat.), die Mehrheit der Stimmen bei einer Wahl oder Abstimmung (s. d.), im Gegensatz zur Minorität (Minderheit). Man unterscheidet dabei zwischen absoluter und relativer M., je nachdem ein Antrag mehr Stimmen für sich hat als alle übrigen Anträge zusammen oder nur mehr Stimmen als jeder einzelne Antrag für sich allein genommen, oder je nachdem bei einer Wahl ein Kandidat mehr Stimmen für sich hat als alle übrigen Kandidaten zusammen oder nur mehr als jeder andre einzelne Kandidat. Werden z. B. bei der Wahl eines Vorstandes 20 Stimmen abgegeben, und ist nach dem Gesellschaftsstatut absolute M. erforderlich, so muß der Gewählte mindestens 11 Stimmen auf sich vereinigen, wofern die Wahl gültig sein soll. Hat A 9, B 6 und C 4 Stimmen erhalten, so hat A nur die relative M. für sich, während für ihn die absolute Stimmenmehrheit vorliegt, wenn A 11, B 5 und C 4 Stimmen erhielt. Bei den deutschen Reichstagswahlen z. B. ist absolute M. erforderlich. Ergibt sich eine solche im ersten Wahlgang nicht, so kommt es zwischen den beiden Kandidaten, welche die meisten Stimmen erhalten haben, zur Stichwahl (s. Wahl). Zuweilen wird auch zwischen einfacher und potenzierter M. unterschieden, indem man alsdann unter der erstern die absolute Mehrheit, dagegen unter potenzierter M. eine solche versteht, welche eine größere Stimmenzahl repräsentiert. So ist z. B. in manchen Fällen eine Mehrheit von zwei Dritteln der Stimmberechtigten erforderlich.

Májos (span., spr. māchos), Bezeichnung der durch schlanken und kräftigen Wuchs ausgezeichneten Bewohner einiger Gebirgsthäler der span. Provinz Andalusien. Sie haben eine eigentümliche bunte Kleidung und sind als allezeit kampffertige Raufer und Fechter gefürchtet. Die weiblichen Bewohner jener Gegenden (Majas) sind als Tänzerinnen wegen ihrer Schönheit und Grazie in ganz Spanien berühmt.

Majotta, Insel, s. Mayotta.

Majuma, Name der syrischen Venus, welche auch in griechischen und römischen Seestädten verehrt wurde.

Majunke, Paul, ultramontaner Publizist, geb. 14. Juli 1842 zu Groß-Schmograu in Schlesien, studierte 1861-66 zu Breslau zuerst die Rechte, dann katholische Theologie, wurde Kaplan in Neusalz a. O. und Breslau, war 1869-70 Redakteur der "Kölnischen Volkszeitung", dann Kaplan in Grottkau und seit März 1871 Chefredakteur des ultramontanen Zentralorgans "Germania" in Berlin, das er bis 1. Okt. 1878 nicht ohne Geist und mit unleugbarem Geschick, aber in schroffer Opposition gegen das neue Deutsche Reich und Preußen leitete. In seinem ultramontanen Eifer machte sich M. sogar zum Verteidiger der Louise Lateau (s. d.), über welche er eine große Schrift herausgab ("Luise Lateau", 2. Aufl., Berl. 1875). 1874 wurde er zu Trier in den Reichstag und 1878 zu Geldern in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt. Nachdem er wegen Preßvergehen schon mehrfach bestraft worden, wurde er im Dezember 1874, als er sich der Abbüßung einer Strafe von einem Jahr Gefängnis zu entziehen suchte, während der Reichstagssession verhaftet, was zu einer heftigen Debatte im Reichstag 12. und 16. Dez. Anlaß gab. 1884 zum Pfarrer in Hochkirch bei Glogau ernannt, legte er seine Mandate nieder und zog sich vom politischen Leben zurück. Er schrieb: "Geschichte des Kulturkampfes in Preußen" (Paderb. 1886) und (anonym) "Geschichtslügen" (6. Aufl., das. 1886), ultramontane Tendenzschriften.

Majúskel (lat.), alte Bezeichnung der großen Buchstaben (literae majusculae) im Gegensatz zu den kleinen (literae minusculae). In den ältesten lateinischen Handschriften finden sich gerade wie in den Steininschriften aus der Zeit des Kaisers Augustus nur große Buchstaben gebraucht, die alle die gleiche Höhe haben. Neben dieser Kapitalschrift kam früher auch schon die Uncialschrift in Gebrauch, in der einzelne Buchstaben eine mehr abgerundete Form haben und über oder unter die Zeilen reichen, ferner die altrömische Kursivschrift, in der bereits die Buchstaben miteinander verbunden sind. Aus der letztern Schriftart entwickelte sich, unter Aufgabe der unbequemen M., die Minuskelschrift des Mittelalters. Der Gebrauch der M. wurde hierdurch in der Hauptsache auf die Anfangsbuchstaben der Wörter eingeschränkt, man pflegte durch große Anfangsbuchstaben im spätern Mittelalter einzelne Wörter, besonders Eigennamen, hervorzuheben, und diese Sitte wurde auch nach dem Aufkommen des Buchdrucks beibehalten. Vgl. Paläographie. In der Buchdruckerkunst wird der Unterschied zwischen M. und Minuskel jetzt im allgemeinen durch Versalien und Gemeine bezeichnet.

Makadam, Makadamisieren, s. Mac Adam.