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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Malaiisch-polynesische Sprachen; Malaise; Malajalam; Malakanen; Malákka

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Malaiisch-polynesische Sprachen - Malakka.

Malaie Abdullah ibn Abd ul Kadir von Malakka (gest. 1854) Reiseberichte, geographische und statistische Beschreibungen einzelner Länder und besonders eine merkwürdige Autobiographie. Die mohammedanisch-theologische Litteratur besteht fast nur aus Übersetzungen arabischer Werke. Das Neue Testament wurde schon im 17. Jahrh. von Brouwer ins Malaiische übersetzt (Amsterd. 1668); die Übersetzung der ganzen Bibel von Leidekker und van der Vorm erschien daselbst 1733 (seitdem öfter; neue Ausg. von Willmet, Haarl. 1824, 3 Bde.). Vgl. Dulaurier, Mémoires, lettres et rapports relatifs au cours de langues malaye et javanaise (Par. 1843).

Malaiisch-polynesische Sprachen. Sie bilden einen außerordentlich weitverzweigten Sprachstamm, der über die ganze Inselwelt des Stillen Ozeans verbreitet ist und von der Osterinsel im Stillen Ozean bis zur Insel Madagaskar in Ostafrika reicht. Er zerfällt nach Fr. Müller in die drei Gruppen der malaiischen, melanesischen und polynesischen Sprachen. Die malaiischen Sprachen (s. Malaien) herrschen auf der Halbinsel Malakka, auf Java, Borneo, Celebes, Sumatra, den Philippinen, Molukken, Marianen, Formosa und andern Inseln des Indischen Archipels und der Südsee sowie auf der Insel Madagaskar. An sie schließen sich im Osten die melanesischen Sprachen, die nach Fr. Müller von den Palauinseln (Westkarolinen) und dem Marshall-Archipel im Nordwesten bis zu den Neuen Hebriden und Viti (Fidschi) im Südosten reichen. Noch weiter östlich dehnen sich die polynesischen Sprachen in südnördlicher Richtung und zwar von Neuseeland bis nach Hawai aus. Ihre Verwandtschaftsverhältnisse veranschaulicht Whitmee, der beste lebende Kenner der polynesischen Sprachen, durch folgenden Stammbaum:

^[img Polynesische Grundsprache]

Grammatisch und nach ihrem Lautsystem betrachtet, bieten nach Fr. Müller die drei Gruppen dieses Sprachstammes das Bild einer aufsteigenden Entwickelung dar: die polynesischen "Partikelsprachen" kennen die Laute g, d, b nicht, lassen alle Wörter auf einen Vokal ausgehen und drücken alle grammatischen Beziehungen nur durch lose angehängte Partikeln aus; die melanesischen Sprachen haben einschließlich einiger Doppelkonsonanten nur sechs oder sieben Konsonanten mehr, welche sie auch am Schluß der Wörter verwenden können, und besitzen angehängte Possessivpronomina; die malaiischen Sprachen haben einen reich entwickelten Konsonantismus und eine Menge Präfixe sowie einige Suffixe und Infixe zum Ausdruck grammatischer Beziehungen, obschon es ihnen, wie vielen niedriger organisierten Sprachen, an einem eigentlichen Verbalausdruck fehlt. Übrigens könnte man auch umgekehrt annehmen, daß die malaiischen Sprachen den ursprünglichen Typus darstellen, der in den laut- und formenärmern melanesischen und polynesischen Sprachen entartet wäre. Jedenfalls sind die Sprachen gerade wie der unverkennbar gemischte Rassentypus der Melanesier durch die Papua stark beeinflußt und alteriert worden. Einige der malaiischen Sprachen, namentlich das Malaiische im engern Sinn und das Javanische, haben einen starken Prozentsatz von Sanskritwörtern in sich aufgenommen. Ein paar dieser Wörter finden sich auch in der Sprache von Madagaskar und geben somit einen Anhalt für die Zeit der Verbreitung der Malaio-Polynesier nach Westen hin ab, da die Verpflanzung der indischen Kultur nach dem Indischen Archipel schwerlich früher gesetzt werden kann als in die ersten Jahrhunderte n. Chr. Alte Schriftsprachen, die entweder mit dem arabischen oder mit Ableitungen aus den alten indischen Alphabeten geschrieben werden, finden sich nur innerhalb der malaiischen Gruppe. Volksmärchen und Nationalgesänge der Polynesier sind neuerdings von Gill ("Myths and songs from the Pacific", mit Vorrede von Max Müller, Lond. 1876) gesammelt worden. Whitmee ist mit der Herausgabe eines vergleichenden Wörterbuchs der polynesischen Sprachen beschäftigt, auch besorgte er eine neue Ausgabe von Pratts "Samoan grammar" (Lond. 1878). Vgl. W. v. Humboldt, Über die Kawisprache auf der Insel Java, Bd. 3 (Berl. 1838); v. d. Gabelentz, Die melanesischen Sprachen (in "Abhandlungen der Königlich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften" 1860-73); Fr. Müller, Grundriß der Sprachwissenschaft, Bd. 2 (Wien 1879 ff.).

Malaise (franz., spr. -ähs), Unbehagen.

Malajalam (Malajalma), drawidische Sprache in Südindien (s. Drawida), an dem südlichsten Teil der Malabarküste und teilweise auch auf den Malediven, von beinahe 4 Mill. Menschen gesprochen, mit einer alten, dem Sanskritalphabet verwandten und einer modernen, dem arabischen Alphabet entlehnten Schrift. Die Litteratur ist unbedeutend und besteht zumeist in Übersetzungen aus dem Sanskrit. Eine Grammatik lieferte Peet (2. Aufl., Cottayam 1860), Sprachproben Gundert (in der "Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft", 16. Bd.) und Burnell (in "Specimens of South Indian dialects", Madras 1823), ein Lexikon Bailey (Cottayam 1846).

Malakanen (Milchesser), religiöse Sekte in Rußland, genießt zur Fastenzeit Milch, was bei der orthodoxen Kirche verpönt ist. S. Raskolniken.

Malákka (Malaiische Halbinsel), lange und schmale Halbinsel Hinterindiens, zwischen dem Chinesischen Meer (Meerbusen von Siam) und dem Indischen Ozean, insbesondere der Straße von M., welche sie von Sumatra scheidet, erstreckt sich von 13° 31' bis 1° 22' nördl. Br. und hat ihre stärkste Zusammenschnürung (70 km) im Isthmus von Kra an der Nordgrenze, ihre größte Breite (330 km) in Perak unter 5° nördl. Br. (s. Karte "Hinterindien"). Die flachen, von Mangroven weit ins Land hinein bedeckten Küsten, in welche nur die erweiterten Flußmündungen tiefere Einschnitte machen, werden von vielen Inseln besäumt, unter welchen an der Westseite Salanga oder Dschunk Ceilan, Lantar,