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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Malerei

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Malerei (17. und 18. Jahrhundert: Zeit des Verfalls).

M. seiner Zeit beeinflußte und bis auf den heutigen Tag in der M. bestimmend nachwirkt. Zu seinen Schülern sind zu rechnen: Gerbrandt van den Eeckhout (1621-74), Flink, Ferd. Bol (1616-80), Koninck, Lievens, B. Fabritius, Maes u. a. Nach einer andern Richtung hin, besonders im kleinern Genre, zeichneten sich aus Gerhard Dou (1613-75) u. Terborch (1617-81), denen sich anschließen Metsu (1630-67), Kaspar Netscher (1639-84), Schalcken (1643-1706), Pieter de Hooch, J. ^[Jan] van der Meer, Fr. van Mieris u. a. Mit satirisch-humoristischer Tendenz, aber zum Teil in vulgärer Form kultivierte das niedere Genre Jan Steen (1626-79). Bedeutend sind die Brüder Isaak und Adrian van Ostade (1610-85). Schlachten- und Jägerszenen malten Palamedes (1607-38), Huchtenburg, Ph. Wouwerman, während Honthorst (1590-1656) in der Manier des Caravaggio arbeitete. Die holländische Landschaftsmalerei wurde besonders angebahnt durch J. ^[Jan] van Goyen (1596-1656), der auf die einfache Natur hinwies; Sal. van Ruisdael war sein Schüler, während Jacob van Ruisdael (gest. 1682) zugleich auf poetische Stimmung, die meist ins Melancholische fällt, Gewicht legte. In Wiedergabe des Sonnenglanzes exzelliert M. ^[Meindert] Hobbema (1638-1709). Neben ihnen arbeiteten in derselben oder doch in ähnlicher Richtung J. ^[Jan] Wynants (1610-80), Artus van der Neer (1619 bis nach 1692), der sich besonders in der Mondscheinlandschaft auszeichnete, Ant. Waterloo (gest. 1679), der mehr radierte als malte, besonders aber Aldert ^[richtig: Allart] van Everdingen (1621-75). Die zweite, durch das Studium der italienischen Landschaft bedingte Richtung, die sich an Claude Lorrain und Poussin anschließt, wird vertreten durch H. Sachtleven (1610-85), Jan Both, H. Swanevelt (ca. 1605-56), N. Berchem (1620-83), Pynacker, Peter Molyn, Jan Hackaert, Joh. Glauber (1646-1726) u. a. Eine wichtige Stelle in der holländischen Landschaftsmalerei nimmt die Marinemalerei ein. Hier sind zu nennen: Simon de Vlieger (gest. 1660) mit seinem Schüler Willem van de Velde (1633-1707), der namentlich die ruhige See meisterhaft behandelte, ferner J. ^[Jacob] van Ruisdael, L. Bakhuisen (1631-1708), welcher besonders Seestürme malte. In der Architekturmalerei sind hervorragend: Steenwijk (1550-1603), Peter Neefs (1577 bis nach 1655), Jan van der Heyden (1637-1712); Em. de Witte, Vliet. Die Tiermalerei, meist mit Landschaft verbunden, gelangte zu hoher Blüte durch A. Cuyp (1605-91), N. Berchem, K. Dujardin (gest. 1678), A. van de Velde (1635-72), Paul Potter (1625-54), den berühmtesten dieser Maler, J. H. ^[Johann Heinrich] Roos (1631-85) mit seinen Söhnen Phil. Peter, genannt Rosa di Tivoli (1651-1705), und J. ^[Johann] Melchior Roos (1659-1731). Totes Wild und zahmes Geflügel in stilllebenartiger Manier malten M. de Hondecoeter (1636-95) und J. ^[Jan] Weenix (1640-1719), Stillleben und Blumenstücke J. D. ^[Jan Davidsz.] de Heem, W. van Aelst, Heda, J. ^[Jan] van Huysum (1682-1749), Rachel Ruysch (1664-1754), A. Mignon, W. Kalf. Die deutsche Schule dieser Zeit ahmt die Niederländer oder Italiener nach. Zu nennen sind Karl Loth und J. ^[Joachim oder Jacob] v. Sandrart, während Roos, Mignon, Netscher zu den Holländern gezählt werden müssen.

Sechste Periode (1670-1780).

Schon gegen Ende des 17. Jahrh. ist eine Abnahme an Kraft und Originalität überall zu spüren. Die große M. verschwand bald ganz, und an ihre Stelle trat ein kleinliches Spiel mit Arabesken und die weichliche Pastellmalerei. In den Vordergrund trat die Vorliebe für das Schäferspiel und galante Gesellschaftsszenen sowie für gefällige Dekoration von Schlössern und Privathäusern. Das bedeutendste dekorative Talent dieser Periode war in Frankreich Boucher (1703-70). An Genialität überlegen war ihm jedoch der geistreiche A. Watteau (1684-1721), der französische Hauptmeister dieser Epoche. Neben ihm sind A. Coypel (1661-1722), Vanloo (1684-1745), Lancret (1690-1743), J. B. ^[Jean Baptiste] Chardin (1698-1779), J. B. ^[Jean Baptiste] Greuze (1725-1805), der Landschafter J. ^[Joseph] Vernet (1712-89) zu nennen. Deutschland hat auch in dieser Periode keine selbständige Kunst. Hervorzuheben ist Balthasar Denner (1685-1747), der seinen Ruhm als Porträtist in peinlichster Kleinmalerei suchte. Chr. W. E. Dietrich (1712-74) ahmte besonders Rembrandt nach. Am besten sind seine Landschaften und Radierungen. Ferner ist zu nennen der Porträtmaler J. ^[Johann/Jan] Kupetzki (1667-1740).

Von den italienischen Malern dieser Periode sind die Venezianer Giov. Batt. Tiepolo (1696-1770), die Architektur- und Landschaftsmaler Antonio Canaletto in Venedig (1697-1768) und sein Schüler Bellotto, genannt Canaletto (gest. 1780), Gius. Nogari (1699-1763) die hervorragendsten. England war lange arm an künstlerischen Talenten gewesen, zumeist waren es Fremde (Holbein, van Dyck, Lely etc.), welche das künstlerische Bedürfnis befriedigten, das sich vorzugsweise auf das Porträt erstreckte. Die eingebornen englischen Maler des 17. Jahrh. (Dobson, Jameson, Gibson etc.) waren fast nur Porträtmaler. Der tüchtige Kneller (1646-1723) war ein Deutscher. Im Beginn des 18. Jahrh. treten auf: J. ^[John] Richardson, Thornhill, J. ^[Joseph] Highmore. Der erste originelle Künstler Englands ist in dieser Zeit Hogarth (1697-1764), dessen Humor freilich in seinen satirischen Karikaturen so viel moralische Tendenz zur Schau trägt, daß das künstlerische Element darin fast erstickt wird.

Siebente Periode 1780-1840).

Der Beginn der siebenten Periode fällt mit dem Auftreten der neuen Ideen zusammen, welche in Frankreich die Revolution hervorriefen. Die klassizistische Strömung, welche bereits seit Mitte des 18. Jahrh. fühlbar wurde, hätte den Umschwung allein nicht bewirkt. Es sind daher auch von den Meistern der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts diejenigen, welche sich nicht ganz und gar in der Rokokokunst bewegten, nicht als die Begründer, sondern nur als die Vorläufer der neuen Epoche zu betrachten. So stand vor allen Raphael Anton Mengs (1728-1779) trotz des besten Willens, auf Vorbilder wie Raffael, Correggio und die Antike zurückzugehen, noch zu sehr unter dem Einfluß seiner Zeit und der manieristischen Tradition, um der Kunst einen neuen Weg zu zeigen. Ebensowenig gelang es Angelika Kauffmann (1741-1807) und J. H. W. ^[Johann Heinrich Wilhelm] Tischbein (1751-1829), sich über Eklektizismus oder leeren Klassizismus aufzuschwingen, während an den von F. K. Füger, J. V. ^[Julius Victor] Berger, P. F. v. Hetsch, J. P. ^[Johann Peter] v. Langer und F. G. Weitsch geleiteten Kunstschulen zu Wien, Prag, Stuttgart, Düsseldorf, München und Berlin nicht einmal der Versuch hierzu gemacht wurde. Selbst Winckelmann und Goethe waren in den Kunstanschauungen dieser Maler so befangen, daß sie von ihnen das Heil für eine neue Ära erwarteten. Eine erfreulichere Thätigkeit entfalteten Ferd. Kobell (1740-99) als Landschafter, Elias Ridinger (1695-1767) als Tiermaler und Dan. Chodowiecki (1726-1801) als Illustrator, welcher als der Vorläufer des modernen Realismus anzusehen ist. Ein neuer Aufschwung der M., im engen Anschluß an die