Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Malerei

158

Malerei (neueste Zeit).

ran und Gaillard hervorzuheben. In der Landschaft ward vorzugsweise das Stimmungsbild (paysage intime) kultiviert, und wie früher J. ^[Jules] Dupré und Th. Rousseau, so traten später Corot, Daubigny, Buisson, Ségé u. a. in den Vordergrund. Eine neue Richtung ist durch die Naturalisten (Bastien-Lepage, L'Hermitte u. a.) eröffnet worden, welche auch auf Deutschland Einfluß geübt hat.

Nicht geringere Bedeutung hatte der mit den Unabhängigkeitskämpfen der westlichen Niederlande zusammenfallende Kunstaufschwung Belgiens. Dort wie in Holland hatte vorher nur das Auftreten J. L. ^[Jacques Louis] Davids seit seiner Verbannung aus Frankreich eine Unterbrechung in den lediglich reproduktiven Kunstbetrieb gebracht. Jetzt aber hatte Gust. Wappers (1803-74) mit einem politisch zündenden Geschichtsbild im Befreiungsjahr 1830 selbst einen neuen Ton angeschlagen, der auf gründlichen Studien eines Rubens und van Dyck basierte. An seine Seite stellten sich Ed. de Bièfve (1809-82), L. Gallait (1812-87) und Nic. de Keyser (1813-87). Des ersten Kompromiß von 1566 und des zweiten Thronentsagung Karls V. traten 1843 eine Wanderung durch Deutschland an, wo sie wesentlich zum Umschwung der M. mitwirkten und der koloristischen Vollendung und Beherrschung aller künstlerischen Mittel das Übergewicht über Erfindung und Komposition verschafften. Czermak, Ch. Verlat, Ferd. Pauwels u. a. bildeten die Gallaitsche Richtung weiter aus. Eine selbständige Erscheinung ist Ant. J. ^[Antoine Joseph] Wiertz (1806-65). In der religiösen Kunst zeichneten sich G. Guffens und J. Sweerts aus. Große Erfolge endlich errang Henri Leys (1815-69), welcher von der Nachahmung der niederländischen Meister zu einem eignen archaistischen Stil gelangte. Seiner Richtung folgten J. ^[Joseph] Lies, V. Lagye, Fr. Vinck, in ihrer frühern Zeit auch die Gebrüder A. und J. ^[Julien] de Vriendt u. a. Im Gegensatz gegen solche altertümelnde Tendenz strebte nach krasser Realität Ch. de Groux (1825-70), dem Const. Meunier u. a. folgten. Das Genre, durch F. Braekeleer frühzeitig wieder aufgenommen, wurde glänzend von F. Willems, A. und J. ^[Jozef] Stevens, G. de Jonghe, J. ^[Jean] Verhas gepflegt, ebenso die Landschaft durch J. B. ^[Jean-Baptiste] de Jonghe, J. ^[Jean Baptiste] Kindermans, W. Roelofs, L. V. A. Artan, P. J. ^[Paul Jean] Clays u. a.

Der Umschwung, den die Neuerungen der französischen und belgischen Kunst auch in Deutschland hervorriefen, wirkte in Düsseldorf, Berlin und München gleich nachhaltig. Am leichtesten war der Übergang in Düsseldorf, wo Lessing und Hildebrandt aus früherer Kenntnis der belgischen Meister bereits die Wege gebahnt hatten. Ihre Schüler vermochten daher leicht weiter zu gehen, wie namentlich Jul. Schrader (geb. 1815), W. Camphausen und die in Düsseldorf gebildeten Schlachtenmaler Chr. Sell, E. Hünten, A. Northen und G. Bleibtreu. Paris beeinflußte mehr die Berliner Künstler, wie G. Richter, R. Henneberg, B. Plockhorst, O. Heyden, A. v. Heyden, O. Knille, W. Gentz, G. Spangenberg u. a. Eine selbständige Richtung schlug A. Menzel (geb. 1815) ein, der nach schärfster Naturwahrheit strebt und vornehmlich als Illustrator große Erfolge erzielt hat. In ähnlicher realistischer Richtung sind K. Becker, A. v. Werner, F. Werner, P. Meyerheim, Gussow u. a. thätig. Höheres als das Historienbild erreichte das Genre, das zu Düsseldorf in Ludw. Knaus (geb. 1829) und Benj. Vautier (geb. 1829) eine außerordentliche Höhe erreichte. Neben ihnen verdienen noch unter den Düsseldorfern genannt zu werden: Hub. Salentin, W. Sohn, F. Hiddemann, B. Nordenberg, Lasch, Bokelmann, Kirberg. In der Landschaft stehen die Gebrüder Andreas (geb. 1815) und Oswald Achenbach (geb. 1827) als die ersten Düsseldorfs da. Sonst sind Dücker, Kröner, A. Arnz, H. Deiters, Alb. Bierstadt, Flamm, Normann zu nennen. Das bedeutendste landschaftliche Talent Berlins war Ed. Hildebrandt (1817-68), an welchen sich Ch. Hoguet, H. Eschke, A. Lutteroth, Pape, Douzette, Ockel, Scherres, Körner, Hertel und die Architekturmaler Graeb und Wilberg reihen. In der Tiermalerei Brendels (Weimar) und K. Steffecks (Königsberg) sind französische Einflüsse zur Geltung gekommen.

In München wurde die neue Richtung zunächst durch Karl Schorn aus Düsseldorf (1803-50) vermittelt, welcher seine französische Schule dort importierte. Epochemachend aber vertrat sie erst Karl Piloty (1826-86), das Haupt der neuern Münchener Schule. Seine koloristische Realität äußerte sich zuerst in Genrebildern, von welchen aus er zum Geschichtsbild und geschichtlichen Genre überging. Seine unübertreffliche Behandlung von Kostüm und Beiwerk erstickte jedoch keineswegs seine kompositionelle Begabung. Neben ihm verfolgte Arthur v. Ramberg (1819-75), mit feinem Formen- und Farbensinn die Fähigkeit gemütvoller Darstellung verbindend, seinen eignen Weg. Von den jüngern Sprößlingen der Münchener Schule sind Hans Makart (1840-84), dessen koloristisches Talent indes nicht selten durch kecke Farbenexperimente verdunkelt und durch eine allzu rege Phantasie auf Abwege geführt wurde, Gabriel Max, W. Lindenschmit (geb. 1829), Viktor Müller (1829-71), der originelle Illustrator des Kaukasus: Th. Horschelt (1829-71), Ferd. Wagner, Ferd. Piloty, A. Liezenmayer, R. Beyschlag, der Porträtmaler Franz Lenbach, Friedr. Kaulbach d. j., der gegenwärtige Direktor der Münchener Akademie, W. Leibl und die Genremaler Defregger, E. Kurzbauer, Matth. Schmid, Gabl, Grützner, Hermann Kaulbach, Ant. Seitz zu nennen. Die Landschaft hat durch Ed. Schleich und Ad. Lier eine neue Richtung zum Stimmungsbild erhalten. Neben der Schule Pilotys hat sich schnell diejenige von W. Diez zu großer Bedeutung erhoben. L. Löfftz, ebenfalls Lehrer an der Akademie, Holmberg, Klaus Meyer u. v. a. sind aus derselben hervorgegangen. Diese neueste Richtung wird in der Landschaftsmalerei besonders durch Baisch, Wenglein und Schönleber, in der religiösen u. Genremalerei durch F. v. Uhde und Firle vertreten.

In Wien wirkte in neuester Zeit die Schule Rahls oder die Münchener Schule Pilotys. Canon, G. Gaul und H. v. Angeli sind vorzugsweise als Bildnismaler zu nennen. Von den Genremalern reihen sich an K. A. Pettenkofen, Al. Schönn, Eug. Blaas, K. Herbsthofer, J. ^[Jan] Nowopacky, L. Passini. In der Landschaft vertreten unter vielen andern J. ^[Johann] Hoffmann und H. Otto die klassische, A. Hansch und K. Halauska die Gebirgslandschaft, Lichtenfels, Schindler, Ruß u. a. die Stimmungslandschaft. In Wien war Makart in der Hauptepoche seiner Kunst thätig, zeitweilig auch der strenge Klassizist Anselm Feuerbach (1829-80). Die bedeutendsten ungarischen und polnischen Maler der Gegenwart sind der in Paris lebende Munkacsy, Matejko in Krakau und Siemiradzki in Rom. Auch der Böhme Brozik ist hier zu nennen. In Karlsruhe waren und sind Schirmer, K. F. Lessing, Descoudres, F. Dietz, F. Keller, K. Hoff, Riefstahl, Gude, Baisch u. a. thätig. In Weimar wurde 1858 eine Kunstschule gestiftet, an welcher, zum Teil