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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Manu - Manuel.

Braunschweig zurück, wo es sich jetzt wieder im Museum befindet. Das Gefäß hatte bis zu seiner Entfernung durch Herzog Karl Fußgestell, Ausguß und Ringe von Gold, die aber jetzt verschwunden sind, sich überdies als spätere Zuthaten erwiesen haben. Den Bauch des Gefäßes umgibt eine Reliefdarstellung, welche in zwölf Figuren ein griechisches, vielleicht auf die kleinen Eleusinien bezügliches Opferfest schildert (s. die Abildung ^[richtig: Abbildung]). Der antike Ursprung des Gefäßes ist übrigens in neuerer Zeit angefochten worden.

^[Abb.: Mantuanisches Onyxgefäß (Museum in Braunschweig; in halber Größe des Originals).]

Manu, im Weda der Stammvater der Menschheit und besonders derjenige, welcher das Opfer eingeführt hat, erscheint in der spätern indischen Sage (zuerst im "Çatapatha-Brâhmana") als der indische Noah, der bei der großen Flut am Anfang der gegenwärtigen Weltentwickelung allein übrigblieb. Vgl. Muir, Tradition of the descent of the Indian race from M. (in "Original Sanskrit texts", Bd. 1). Über das den Namen des M. tragende Gesetzbuch (Dharmacâstra) s. Sanskrit.

Manuāl (lat.), im allgemeinen s. v. w. Handbuch oder Memorial; im Rechnungswesen das Buch, worin Ausgaben und Einnahmen nicht nach chronologischer Ordnung, wie im Kassenbuch, sondern nach den Quellen und verschiedenen Zwecken (nach Titeln und Kapiteln) eingetragen sind (vgl. Buchhaltung, S. 564). - Bei der Orgel heißt M. die für das Spiel der Hände bestimmte Klaviatur im Gegensatz zu dem durch die Füße traktierten Pedal. Die Zahl der Manuale wechselt je nach der Größe der Orgel zwischen 2 und 5. Das Vorhandensein mehrerer Manuale ermöglicht den schnellen Übergang in eine andre Klangschattierung und die Verbindung mehrerer Klangschattierungen für verschiedene Stimmen. Die verschiedenen Manuale erhalten jedes seine besondern Stimmen, und gleichartige Stimmen für verschiedene Manuale werden stets verschieden stark intoniert; die Zusammenbenutzung sämtlicher Stimmen für ein M. (das Hauptmanual) wird durch die Koppeln (s. Koppel) ermöglicht. Die Namen der Manuale sind bei zweien: Hauptmanual und Nebenmanual oder Oberwerk (über dem Hauptmanual liegend); bei dreien: Hauptmanual (in der Mitte gelegen), Unterwerk und Oberwerk. Bei vier oder fünf Manualen liegen das vierte und fünfte über dem Oberwerk und heißen: Soloklavier und Echo (Echowerk, Fernwerk). Fünf Klaviere finden sich nur noch selten. Der Umfang der Manuale ist in der Regel von C bis f'''.

Manuālakten (Handakten, Privatakten), Sammlung derjenigen Schriftsätze, amtlichen Verfügungen und Bescheide, welche in einem Prozeß oder in einer sonstigen vor einer Behörde anhängigen Angelegenheit ergehen, und welche der Anwalt aufbewahren muß. Aus ihnen werden, wenn die gerichtlichen Akten verloren gegangen sein sollten, diese unter Zuziehung der Parteien ergänzt. Die M. sind der Partei auf Verlangen auszuhändigen; doch darf sie der Anwalt so lange in seinem Verwahrsam halten, bis seine Gebühren bezahlt sind.

Manuarĭum jus (lat.), s. v. w. Faustrecht.

Manubĭen (lat.), Beute; Beuteanteil, besonders des Feldherrn; auch s. v. w. Wuchergewinn.

Manubrĭum (lat.), Handhabe; insbesondere der Handgriff an den Registerzügen der Orgel.

Manucodiāta, s. Paradiesvögel.

Manuduktion (lat.), Handleitung, Anleitung.

Manŭel, Name zweier oström. Kaiser: 1) M. I. Komnenos, vierter Sohn des Kaisers Johannes II., geb. 1120, folgte nach der Bestimmung seines Vaters demselben 1143; seinen ältern Bruder, Isaak, welchen seine Anhänger in Konstantinopel gefangen gesetzt hatten, ließ er, nachdem er in der Hauptstadt erschienen, frei und verlieh ihm den Titel Sebastokrator. Ehrgeizig und thatendurstig, führte er zahlreiche Kriege, um sowohl in Asien als auch in Europa seine Herrschaft auszubreiten. Während des zweiten Kreuzzugs trat er in freundschaftliche Verbindung mit dem deutschen König Konrad III. und schloß mit demselben ein Bündnis gegen Roger II. von Sizilien. Gegen diesen und dessen Nachfolger Wilhelm I. führte er längere Kriege, während deren 1147 die Normannen Theben und Korinth eroberten und plünderten, die Griechen 1155 Apulien eroberten, aber schnell wieder verloren; endlich kam es 1158 unter Vermittelung Papst Hadrians IV. zum Frieden. Auch die Versuche Manuels, im obern Italien, wo er Ancona besetzt hatte, festen Fuß zu fassen, scheiterten an dem Widerstand Kaiser Friedrichs I. und Venedigs. Dagegen führte er glückliche Kriege gegen Ungarn und in Asien, das empörte Armenien wurde wieder unterworfen, der Fürst von Antiochia und selbst der Sultan von Ikonion mußten seine Oberhoheit anerkennen, den König Amalrich von Jerusalem unterstützte er bei seinem erfolglosen Kriegszug nach Ägypten 1170. Allein zuletzt wandte sich das Glück gegen M., auf einem neuen Feldzug gegen den Sultan von Ikonion erlitt er 1176 bei Myriokephalon eine vollständige Niederlage, welche alle seine frühern Erfolge zu nichte machte. Er starb 24. Sept. 1180. Er war ein tapferer, ritterlicher Krieger, aber ein despotischer, gewaltthätiger und sittenloser Herrscher. Vgl. v. Kap-Herr, Die abendländische Politik Kaiser Manuels (Straßb. 1881).

2) M. II. Paläologos, zweiter Sohn des Kaisers Johannes V., wurde von demselben 1385 nach dem Tod seines ältern Bruders, Andronikos, zum Mitregenten angenommen und folgte demselben 1391 auf dem Thron. Vom Sultan Bajesid schwer bedrängt, rief er die abendländischen Fürsten zu Hilfe; allein das unter König Siegmund ausziehende Kreuzheer wurde 1396 in der Schlacht bei Nikopolis von dem Sultan vollständig geschlagen. Aufs neue von dem Sultan bedroht, welcher den Sohn des Andronikos, Johannes, gegen ihn zum Kaiser aufstellte, entschloß sich M., persönlich im Abendland Hilfe zu suchen. Er einigte sich mit Johannes, überließ diesem während seiner Abwesenheit die Regierung und reiste 1399 zunächst nach Venedig, um dann auch