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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Manzana; Manzanāres; Manzanēros; Manzanillawein; Manzanillo; Manzanillobaum; Manzōni

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Manzana - Manzoni.

das Wasser im Schara-Chulussun in Bewegung und zwar nach zwei Richtungen hin, nach O. und nach W., so den östlichen und westlichen M. bildend. Der westliche M. ergießt sich bei hohem Wasserstand bei der Staniza Staro-Manytschskaja in den Don; doch ist sein Fall so gering, daß bei Überschwemmungen des Don das Wasser dieses letztern bis über 100 km den Lauf des westlichen M. heraufdringt. Der östliche M. hat zuerst einen stärkern Fall, tritt aber bei Olon-Chuduk in die fast ganz horizontale M.- oder Kumsche Niederung und mündet in den Geke-Usun, aus welchem sich im Frühling drei Abflüsse ins Kaspische Meer nachweisen lassen. Unter den vielen Seen des Manytschthals sind erwähnenswert: der 84 km lange und 9-10 km breite Bolschoi Liman (Gudilo) und der Manytschskaje Osero, dessen Schlammbäder gegen veraltete Skrofeln, Ausschläge, Rheumatismus etc. gebraucht werden. Vgl. Baer, Kaspische Studien, Bd. 5 (Petersb. 1859); Bergsträßer, Die Verbindung des Kaspischen mit dem Schwarzen Meer (in "Petermanns Mitteilungen" 1859); Kostenkow, Barbot de Marny und Krychin, Studien über den M. (russ., Petersb. 1860).

Manzana, Flächenmaß in Guatemala, = 10,000 Quadrat-Varas (Ellen) = 69,8737 Ar.

Manzanāres, Fluß in der span. Provinz Madrid, entspringt am Südabhang der Sierra de Guadarrama, fließt an Madrid vorüber und mündet nach 85 km langem Lauf rechts in den Jarama.

Manzanāres, Bezirksstadt in der span. Provinz Ciudad Real, am Azuel und an der Eisenbahn Madrid-Sevilla, von welcher hier die Linie nach Estremadura und Portugal abzweigt, ist von einem alten, vieltürmigen Kastell beherrscht, hat (1878) 8857 Einw., welche Weinbau (Rotweine von Valdepeñas), Fabrikation von Tuch, Seife und Branntwein betreiben.

Manzanēros, Indianerstamm in der Argentinischen Republik, s. Pampa und Patagonien.

Manzanillawein, s. Spanische Weine.

Manzanillo (spr. -illjo), 1) Hafenstadt des mexikan. Staats Colima, an schöner Bai, von üppiger Vegetation umgeben, aber mit ungesundem Klima und etwa 4000 Einw. Der Handel ruht wesentlich in den Händen einiger Homburger Firmen. Die Ausfuhr (jährlich 400,000 Pesos) besteht wesentlich aus Zedernholz, Häuten und Droguen, die Einfuhr (8-900,000 Doll.) aus Baumwollzeugen und Kurzwaren. Eine Eisenbahn verbindet M. mit dem 50 km entfernten Colima. -

2) Stadt an sicherer Reede an der Südküste der Insel Cuba, in ungesunder Gegend, hat Ausfuhr von Zedernholz, Mahagoni, Gelbholz, Lancewood, Honig, Zucker, Fellen und Tabak (zusammen im Wert von 2 Mill. Mk.) und (1883) 8000 Einw.

Manzanillobaum, s. v. w. Manschinellenbaum.

Manzōni, 1) Alessandro, einer der größten neuern ital. Dichter, geb. 7. März 1785 zu Mailand aus einer gräflichen Familie, erhielt nach dem frühen Tod seines Vaters die erste Erziehung von seiner geistreichen Mutter, einer Tochter des berühmten Rechtsgelehrten Beccaria. Nachdem er seine Studien zu Mailand und Pavia vollendet, folgte er 1805 seiner Mutter nach Paris, wo dieselbe schon seit mehreren Jahren lebte, und erhielt dort Zutritt zu den Kreisen, in welchen sich die letzten Vertreter der Philosophie des 18. Jahrh. bewegten. Sein erster poetischer Versuch waren seine "Versi sciolti" (Par. 1806) auf den Tod seines väterlichen Freundes Carlo Imbonati, die sich jedoch weniger durch die Form als durch jenen Adel der Gesinnung auszeichneten, der einen Grundzug in Manzonis Charakter bildete. Zu derselben Zeit entwarf er auch einen Plan zu einem epischen Gedicht, welches die Gründung Venedigs zum Gegenstand haben sollte, aber nicht zur Ausführung gekommen ist. Sein nächstes poetisches Erzeugnis: "Urania" (1807), war von geringer Bedeutung und fand wenig Beachtung. Bis dahin ein Anhänger Voltairescher Grundsätze in der Religion, wandelte er nach seiner Verheiratung mit Luise Blondel, der Tochter eines Genfer Bankiers, allmählich seine religiösen Ansichten um und bekannte sich schließlich (etwa seit 1810) zu jenem gläubigen Katholizismus, dem er sein ganzes Leben lang treu blieb. Eine Frucht dieses Umschwungs waren seine "Inni sacri" (1810), mit welchen er einen ganz neuen Ton in der italienischen religiösen Lyrik anschlug, und die zu den schönsten Produkten derselben gehören, zu der damals in Italien herrschenden Richtung aber im Gegensatz standen und daher auch mancherlei Angriffe erfuhren. Seinen Eifer für den katholischen Glauben bethätigte er auch durch seine gegen Sismondis Angriffe auf die katholische Moral gerichteten "Osservazioni sulla morale cattolica" (Mail. 1819, Flor. 1835; deutsch von Anspach, Köln 1835). Wie in der Lyrik, so betrat M. auch im Drama einen neuen Weg. In seinen Trauerspielen: "Il conte di Carmagnola" (1819) und "Adelchi" (1822; deutsch von Schlosser, Heidelb. 1856) durchbrach er zuerst die starren Formen der französischen Schule und stellte die ersten Muster eines nationalen Dramas auf. Beide Stücke zeichnen sich durch ihre edle, gedankenreiche und harmonische Sprache aus; besonders sind die eingelegten, ganz lyrisch gehaltenen Chöre von großer Schönheit. Allgemeine Bewunderung erregte Manzonis Ode auf Napoleons I. Tod: "Il cinque Maggio" (1823), das schönste Erzeugnis seiner lyrischen Muse, welches alle ähnlichen der Franzosen weit übertraf und ihn zum Lieblingsdichter seiner Nation machte. Den ausgebreitetsten Ruhm aber verschaffte ihm sein Roman "I promessi sposi, storia milanese del secolo XVII" (Mail. 1825-26, 3 Bde.; Livorno 1827, 3 Bde., und an verschiedenen Orten nachgedruckt), überhaupt der erste italienische Roman im modernen Sinn des Wortes und gleich ausgezeichnet durch spannendes Interesse der Handlung wie durch die unvergleichliche Schilderung des italienischen Volkslebens im 17. Jahrh. und die Mannigfaltigkeit und Naturwahrheit der Charakterzeichnung. Das Buch wurde bald in alle gebildeten Sprachen übersetzt (ins Deutsche von Bülow, Leßmann, Clarus, Kaden; recht gelungen von E. Schröder, Hildburgh. 1867) und überall mit dem lebhaftesten Beifall aufgenommen. In der 3. Auflage erschien das Werk (Mail. 1842, 3 Bde.) in der Sprache mehrfach verändert und mit einem Anhang: "Storia della colonna infame", versehen, einer strengen Prüfung und Verurteilung des gegen die angeblichen Urheber der Pest zu Mailand im 17. Jahrh. angestellten Kriminalverfahrens. Seit dieser Zeit lebte M., seit 1837 zum zweitenmal verheiratet, in stiller Zurückgezogenheit im Schoße seiner Familie. Trotz seines strengen Katholizismus von warmer Begeisterung für ein einiges Italien erfüllt, folgte er der politischen Bewegung mit lebhaftem Interesse und begrüßte die Ereignisse von 1859 mit aufrichtiger Freude. Er nahm daher auch 1860 die Ernennung zum Senator des Königreichs an, wogegen er früher der österreichischen Regierung das Dekret, welches ihn zum Mitglied der lombardisch-venezianischen Regierung ernannte, zurückgesandt hatte. In dem letzten Jahrzehnt beschäftigte ihn vorzugsweise die Frage der sprachlichen Einheit Italiens, und er