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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Marcantōnio; Marcard; Marcasīta; Marcāto; Marc Aurēl; Marceau; Marcel; Marceline; Marcellīnus

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Marcantonio - Marcellinus.

Franzosen gesprengt. Vgl. Kolbe, Die Einführung der Reformation in M. (Marb. 1871); Derselbe, Die Kirche der heil. Elisabeth zu M. (2. Aufl., das. 1882); Justi, Geschichte der Universität M. (das. 1827); Dithmar, Aus der Vorzeit Marburgs und seiner Umgegend (das. 1872); Kolbe, Die Sehenswürdigkeiten Marburgs (das. 1884).

2) Stadt in Steiermark, 274 m ü. M., am linken Ufer der schiffbaren Drau und an der Südbahnlinie Wien-Triest, von welcher hier die Linie nach Kärnten und Tirol abzweigt, ist freundlich gebaut, hat mehrere Plätze, 2 Brücken, eine 1548 erbaute Kathedrale, ein Kasino mit Theater, einen Stadtpark mit den Denkmälern Kaiser Josephs II., des Erzherzogs Johann und des in M. gebornen Vizeadmirals Tegetthoff und 1880 mit Militär (1604 Mann) 17,628 Einw. vorwiegend deutscher Nationalität (die Umgebung hat meist slowenische Bewohner). An Industrieetablissements besitzt die lebhaft aufblühende Stadt mehrere Leder- und Schuhwarenfabriken, Dampfmühlen, Bindereien, Kaffeesurrogat- und Likörfabriken, Bierbrauereien, eine Champagnerfabrik, eine Gasanstalt und große Werkstätten der Südbahn. In der Umgebung befinden sich mehrere Glasfabriken. Von großer Bedeutung ist auch der Handel, namentlich mit dem in der Umgegend stark angebauten Wein, mit Holz und den Industrieprodukten. An Kreditinstituten besitzt M. eine Eskomptebank und eine Sparkasse (6 Mill. Gulden Einlagen). M. ist der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung; M. selbst ist Stadt mit eignem Statut), zweier Bezirksgerichte, einer Finanzbezirksdirektion sowie des Fürstbischofs von Lavant und hat ein Obergymnasium, eine Oberrealschule, eine theologische Diözesanlehranstalt, Lehrerbildungsanstalt, Wein- und Obstbauschule, ein öffentliches Krankenhaus, ein Militärspital und ein Bürgerversorgungshaus. Das Schloß Obermarburg, welches nördlich der Stadt auf einem Bergkegel stand, ist ganz zerstört. Westlich von M. liegt das Dorf Maria Rast, mit besuchter Wallfahrtskirche, Fundort bedeutender römischer Altertümer. 1480 und 1481 wurde M. von Matthias Corvinus vergeblich belagert. Vgl. Puff, M. (Graz 1847, 2. Bde.).

Marcantōnio, Kupferstecher, s. Raimondi.

Marcard, Eduard, Unterstaatssekretär im preußischen Ministerium für Landwirtschaft, geb. 14. Dez. 1826 zu Hannover, studierte in Göttingen und trat 1851 in hannöverschen Staatsdienst. 1859 wurde er in das hannöversche Ministerium des Innern berufen, 1867 trat er in das Ministerium für die landwirtschaftlichen Angelegenheiten in Berlin, wurde 1874 zum Direktor desselben und 1879 zum Unterstaatssekretär ernannt. Auch ist M. Mitglied des preußischen Staatsrats, stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat und seit 1879 Mitglied des Abgeordnetenhauses, in welchem er der freikonservativen Partei angehört. An den zahlreichen gesetzgeberischen Arbeiten des landwirtschaftlichen Ressorts hat M. einen bedeutenden Anteil. Besonders erwarb sich derselbe um die Förderung des Veterinärwesens große Verdienste. Er ist der Verfasser des umfangreichen und zum Teil nach ganz neuen Gesichtspunkten entworfenen preußischen Viehseuchengesetzes vom 25. Juni 1875. In der technischen Deputation für das Veterinärwesen führt M. den Vorsitz.

Marcasīta (span.), s. v. w. Wismut.

Marcāto (ital.), musikal. Vortragsbezeichnung: durch stärkern Anschlag hervorgehoben (markiert).

Marc Aurēl, s. v. w. Marcus Aurelius Antoninus, s. Antoninus 2.

Marceau (spr. -ssoh), François Séverin-Desgraviers, General der franz. Republik, geb. 1. März 1769 zu Chartres, trat früh in Militärdienste, befand sich bei Ausbruch der Revolution zu Paris in Garnison und ward hier zum Inspektor der Nationalgarde von Chartres ernannt. An der Spitze eines Bataillons Freiwilliger verteidigte er 1792 Verdun, trat dann als Eskadronschef in ein Kürassierregiment, wurde 1793 in die Vendée gesendet und für seine Verdienste in der Schlacht bei Saumur zum Brigadegeneral ernannt. Als Klébers Nachfolger im Oberbefehl über die Westarmeen erfocht M. 12. Dez. 1793 den Sieg von Le Mans, zog sich aber durch seine Großmut gegen die Besiegten bald seine Abberufung zu und erhielt eine Division der Ardennenarmee. In der Schlacht bei Fleurus und in den Kämpfen an der Roer befehligte er den rechten Flügel und drang 1795 über den Rhein vor, mußte aber vor dem Erzherzog Karl zurückweichen. Nach dem allgemeinen Rückzug der Verbündeten besetzte er die Stadt und Umgegend von Koblenz. Im Feldzug von 1796 befehligte M. die zwei Divisionen, welche Jourdans rechten Flügel bildeten. Bei dessen Vordringen in Franken erhielt er den Oberbefehl über die zur Blockade vor Mainz, Ehrenbreitstein und Mannheim zurückgelassenen Truppen (28,500 Mann). Nach den Schlachten von Amberg und Würzburg zog er sich nach der Lahn zurück, wurde bei der Verteidigung des Defilees von Altenkirchen 19. Sept. durch den Büchsenschuß eines Tiroler Jägers tödlich verwundet und starb vier Tage darauf, 23. Sept. 1796, in Altenkirchen. Neben Hoche ist M. der durch edlen Charakter und hervorragendes Feldherrntalent ausgezeichnetste General der Revolution. Ein Denkmal, von seinen Soldaten errichtet und von Napoleon III. 1863 erneuert, bezeichnet die Stelle, wo er fiel. Auch in Chartres wurde ihm eine Statue errichtet. Vgl. seine Biographie von Doublet de Boisthibault (Chartres 1851).

Marcel (spr. -ssell), Etienne, Prévôt der Kaufmannschaft von Paris, hatte sich durch seine populäre Beredsamkeit Ansehen und Einfluß zu verschaffen gewußt, als er 1356 nach der Schlacht bei Poitiers auf der Versammlung der Reichsstände in Paris Abstellung der Mißbräuche des Feudalkönigtums, Entlassung mehrerer königlicher Beamten und Einsetzung einer aus den Ständen gebildeten Aufsichtsbehörde über die Finanzen forderte; ihn unterstützte der Bischof von Laon, Lecoq. Der Dauphin Karl gab anfangs nach, als er aber dem Streben Marcels, die Freiheiten von Paris zu vermehren, entgegentrat, rief dieser Karl den Bösen von Navarra zu Hilfe, bemächtigte sich an der Spitze von bewaffneten Handwerkern und Arbeitern mit blauroten Mützen der Herrschaft in der Stadt und ermordete 22. Febr. 1358 die Marschälle Clermont und Constans vor den Augen des Dauphins. Doch ward er schon 31. Juli in einem Volksauflauf von einem seiner frühern Genossen, Jean Maillart, mit der Streitaxt erschlagen, worauf Paris sich dem Dauphin unterwarf. Vgl. Naudet, La conjuration d'Étienne M. (Par. 1815); Perrens, Étienne M., ou le gouvernement de la bourgeoisie (das. 1860); Derselbe, É. M., prévôt des marchands (in der "Histoire générale de Paris", 1875).

Marceline (franz., spr. marß'līn, Marzellin), glatter Seidenstoff (Doppeltaft), einfarbig in allen Farben, vorzüglich aber in Schwarz.

Marcellīnus, Papst von 296 bis 304, soll sich bei der Christenverfolgung des Kaisers Diokletian zum Abfall vom Christentum haben verleiten lassen und