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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Marienbalsam; Marienberg; Marienbilder; Marienblume; Marienborn; Marienburg

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Marienbalsam - Marienburg.

die Marienquelle. Außerdem kommen noch Moorbäder, kohlensaure Gas- und russische Dampfbäder in Anwendung. Für die Moorbäder wird die Masse, welche eine Temperatur von 35-38° C. hat und schwefelsaures Eisen, Natronsalz und andre Substanzen enthält, aus dem Moorlager am Berg Podhorn und aus dem neuen Moorlager in nächster Nähe von M. gewonnen. Die Zusammensetzung der Quellen ist der Hauptsache nach folgende: Der Kreuzbrunnen, enthält in einem Liter (1000 g) Wasser 4,755 schwefelsaures Natron (Glaubersalz), 1,633 Chlornatrium (Kochsalz), 1,128 kohlensaures Natron und 0,499 kohlensaure Kalkerde, 0,417 kohlensaure Magnesia, 0,051 schwefelsaures Kali, 0,034 kohlensaures Eisenoxydul etc. und 1,889 Kohlensäure. Der Ferdinandsbrunnen ist reicher an den genannten Bestandteilen, enthält 0,082 Eisen und 1,850 Kohlensäure. Der Ambrosiusbrunnen ist sehr reich an doppeltkohlensaurem Eisenoxydul (0,166 in 1000 Teilen Wasser). Die glaubersalzhaltigen Quellen von M. (am meisten benutzt werden der Kreuz- und der Ferdinandsbrunnen) erweisen sich als heilsam namentlich bei Leberanschwellung, Hämorrhoiden, chronischen Katarrhen des Magens, des Darms und der Gallenwege, bei Gallensteinen, chronischen Katarrhen der Respirationsorgane, chronischer Gebärmutterentzündung, Menstruationsstörungen, Zuckerharnruhr und Gicht, die Rudolfsquelle bei chronischen Leiden der Harnorgane. Der Ambrosiusbrunnen hat die gewöhnlichen Wirkungen der Eisenquellen. Die mittlere Temperatur von M. beträgt 7,5° C., die Zahl der jährlichen Kurgäste durchschnittlich 14,000 (nächst Karlsbad die stärkste Frequenz unter den österreichischen Bädern). Vom Kreuz- und Ferdinandsbrunnen werden jährlich ca. 1 Mill. Flaschen, dann namhafte Quantitäten durch Abdampfen gewonnenen Brunnensalzes und Brunnensalzzeltchen versendet; auch die Rudolfsquelle und den Ambrosiusbrunnen gebraucht man in der Ferne. M. besitzt in der Umgebung eine Reihe schöner Spaziergänge und Aussichtspunkte, unter welchen die Friedrich-Wilhelmshöhe, der Mecserytempel, die Carolahöhe, Bellevue, der Kaiserturm und die Hohendorfer Höhe zu den beliebtesten gehören. In weiterer Entfernung liegen: 4 km östlich der basaltische, in zwei Gipfel gespaltene, 840 m hohe Podhorn mit schöner Aussicht; 13 km östlich Stift und Stadt Tepl; 8 km nordwestlich der aufstrebende Badeort Königswart. Vgl. Kisch, Der Kurort M. (Wien 1870); Derselbe, M., seine Umgebung und Heilmittel (4. Aufl., Marienb. 1882); Derselbe, Ärztlicher Ratgeber für kranke Frauen in M. (das. 1884); Lucca, Zur Orientierung in M. (11. Aufl., das. 1883); Sterk, Marienbad (2. Aufl., Wien 1887).

Marienbalsam, s. Calophyllum.

Marienberg, 1) Amtshauptstadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, an der Linie Flöha-Reitzenhain der Sächsischen Staatsbahn, 605 m ü. M., hat eine schöne Hauptkirche, ein Amtsgericht, eine Oberforstmeisterei, ein Hauptzollamt, ein Bergrevier, eine Unteroffizierschule, ein Waisenhaus, ein bergmännisches Museum, Spitzenklöppelei, Baumwollspinnerei, Holzschleiferei, eine Flachsbereitungsanstalt, Fabrikation von Spielwaren und Zigarren, Bergbau auf Silber, Zinn, Kupfer und Eisen und (1885) 6139 meist evang. Einwohner. M. ward 1521 durch Herzog Heinrich den Frommen des Bergbaues wegen gegründet. - 2) Kaltwasserheilanstalt, s. Boppard. - 3) Hauptort für den Oberwesterwaldkreis im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine Agentur der Nassauischen Landesbank, eine Lohmühle, eine Braunkohlengrube und (1885) 707 Einw.

Marienbilder, s. Madonnenbilder.

Marienblume, s. Chrysanthemum.

Marienborn, Badeort im sächs. Regierungsbezirk Bautzen, Amtshauptmannschaft Kamenz, bei Schmeckwitz, 175 m ü. M., hat eine Schwefelwasserstoffgas, kohlensaure und schwefelsaure Salze, namentlich aber Quellsäure enthaltende Mineralquelle von 11° C., die bei chronischen Unterleibskrankheiten, Hämorrhoiden, Nervenreizbarkeit, chronischen Leiden der Schleimhäute, chronischen Hautkrankheiten, Harnsteinen, besonders aber bei Gicht und Rheumatismus empfohlen wird. Außer Wannenbädern werden auch Douche- und Moorbäder verabreicht. Vgl. Röderer, Die Heilquellen zu M. (Kamenz 1854).

Marienburg, 1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Danzig, liegt in fruchtbarer Gegend an der Nogat, über welche hier eine mit schönen Portalbauten ausgestattete eiserne Gitterbrücke auf betürmten Pfeilern und eine Pontonbrücke führen, im Knotenpunkt der Linien Dirschau-Seepothen und Thorn-M. der Preußischen Staatsbahn wie der Eisenbahn M.-Mlawka, 15 m ü. M. Sehenswert ist der Markt, dessen Häuser an ihren schmalen Giebelfassaden nach italienischer Art mit bedeckten Gängen (Lauben) versehen sind. Am Markt steht auch das Rathaus, ein würdiger Bau aus dem 15. Jahrh. Gottesdienstlichen Zwecken dienen eine evangelische und 2 kath. Kirchen (unter letztern die Schloßkirche). Ein ganz besonderes Interesse gewährt das Schloß M. (s. unten). Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) 10,136, darunter 5956 Evangelische, 3701 Katholiken und 278 Juden. Die Industrie beschränkt sich auf Maschinen-, Thonwaren- und Wattefabrikation, Müllerei, Wollwäscherei und Ziegelbrennerei, der Handel, unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle und eine Gewerbebank, auf Getreide, Holz, Leinwand. M. hat ein Amtsgericht, ein Gymnasium, eine Landwirtschaftsschule, ein Schullehrerseminar und eine Taubstummenanstalt. Zur Stadt gehört Schloß-Caldowe, westlich von der Nogat gelegen.

Das Schloß M. wurde durch den Landmeister des Deutschen Ritterordens, Konrad von Thierberg, um 1274 (1276 wird es bereits urkundlich erwähnt) gegründet und vielleicht noch gegen Ende des 13. Jahrh. der Massivbau des heutigen Hochschlosses und zwar zunächst der Nordflügel mit der Kirche und dem Kapitelsaal begonnen. 1309 wurde die Marienburg Ordenshaupthaus und Sitz des Hochmeisters, und nun wurde, besonders unter den Hochmeistern Werner von Orseln (1324-30) und Dietrich von Altenburg (1335-41), an dem weitern Ausbau des Hochschlosses eifrig gearbeitet. Es bestand schließlich aus vier einen quadratischen Hof umschließenden, drei Stockwerke hohen Flügeln, in welchen außer den genannten Räumen die gemeinsamen Schlaf- und Speisesäle der Ritter, die Vorratsräume etc. sich befanden. Alles war in einem edlen Baustil aus Ziegelsteinen erbaut und künstlerisch reich ausgebildet. Um das Schloß zogen sich Gräben, Mauern und feste Türme. Nördlich von der Burg selbst lag die Vorburg mit den Pferde- und Viehställen und den Gebäuden zur Aufnahme der Vorräte und des Kriegsmaterials. Als um die Mitte

^[Abb.: Wappen von Marienburg.]