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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Märkische Konfession - Markomannen.

dem Herzog von Lothringen gehörte, während der andre (die sogen. deutsche Seite) rappoltsteinisch war. Durch die Revolution wurden beide Gemeinden vereinigt. Eine Fortsetzung der Stadt bildet das Dorf Eckirch und in einem Seitenthal Fortelbach (Fertrupt), die beide administrativ mit ihr verbunden sind. Die Umgegend ist merkwürdig durch den Reichtum und die Mannigfaltigkeit der Mineralien, welche die meist ganz kahlen Berge enthalten.

Märkische Konfession (Confessio Marchica prima oder Confessio Sigesmundi) ist ein auf Befehl des Kurfürsten und Markgrafen Joh. Siegmund von Brandenburg in 16 Artikeln 1614 abgefaßtes, in der Abendmahlslehre die lutherische Auffassung zurückweisendes, in der Prädestinationsfrage vermittelndes Glaubensbekenntnis, womit jener von der lutherischen zur reformierten Kirche übertrat.

Märkische Schweiz, s. Buckow.

Märkisch-Friedland, s. Friedland 6).

Märkisch-Schlesischer Landrücken, Höhenzug im norddeutschen Tiefland, der sich aus der Elbkrümmung unterhalb Magdeburg unausgesetzt nach OSO. durch die preußischen Provinzen Sachsen, Brandenburg und Schlesien zieht und sich in Polen, am Ursprung der Malapane, an das polnische Bergland anschließt. Durchbrochen wird er von der Spree, der Lausitzer Neiße, dem Bober und der Oder. In seinen einzelnen Teilen führt er eigne Namen: Fläming im Regierungsbezirk Potsdam, in der Provinz Sachsen und in Anhalt; Lausitzer Grenzwall im Regierungsbezirk Frankfurt; Katzenberge zwischen Bober und Oder in Schlesien; ebenda, im O. von der Oder, Trebnitzer Landrücken und im Regierungsbezirk Oppeln, nördlich von der Malapane, Oberschlesischer Jura. Er nimmt von W. nach O. an Höhe zu; während der Hagelberg im Fläming nur 201 m hoch ist, gibt es im Oberschlesischen Jura mehrere Höhen über 300 m. Unter den Diluvionen im W. und in der Mitte ist das Tertiärgebirge (Braunkohle) nachgewiesen, im O. tritt bereits die Juraformation mit Kalkstein- und Eisenerzlagern zu Tage. S. die Karten "Brandenburg" und "Schlesien".

Markise (franz. marquise), leinenes Sonnendach vor Thüren und Fenstern; auch ein aus Weißwein, Selterwasser, Zucker und Zitrone bereitetes Getränk (Schurlemurle).

Markkanal, s. Wirbelsäule.

Markland, Jeremiah, bedeutender Philolog, geb. 29. Okt. 1693 zu Childwall, studierte in London und Cambridge, war seit 1728 als Erzieher auf Reisen, lebte seit 1743 als Privatgelehrter, zuletzt zu Milton in Surrey, und starb 7. Juli 1776 daselbst. Wir verdanken dem scharfsinnigen Kritiker Ausgaben von Statius' "Silvae" (Lond. 1728; neu von Sillig, Dresd. 1827) sowie von Euripides' "Iphigenia in Aulis et Iphigenia in Tauris" (Lond. 1771); außerdem zu Lateinern: "Epistola critica" (das. 1723) und "Remarks on the Epistles of Cicero to Brutus etc." (das. 1745); zu Griechen: "Conjecturae in Lysiam" (in den Ausgaben von Taylor, das. 1739, und von Reiske, Leipz. 1774), "Adnotationes in Maximum Tyrium" (in den Ausgaben von Davies, Lond. 1740, u. von Reiske, Leipz. 1774), "Emendationes in Euripidis Hippolytum" (in der Ausgabe von Musgrave, Oxf. 1757).

Marklissa, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Lauban, am Queis, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, eine große Orleansfabrik mit Spinnerei, Weberei und Färberei und (1885) 2170 meist evang. Einwohner.

Marklosung, s. Näherrecht.

Markneukirchen, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Ölsnitz, an der Linie Chemnitz-Adorf der Sächsischen Staatsbahn, 512 m ü. M., hat eine Musikschule, ein Gewerbemuseum und (1885) 5922 meist evang. Einwohner, welche sich fast ausschließlich mit der Anfertigung von musikalischen Instrumenten (Streich-, Schlag- und Blasinstrumenten), Darm- und Drahtsaiten beschäftigen und mit ihren Erzeugissen ^[richtig: Erzeugnissen] (zum Teil unter fremder Etikette) einen Handel nach allen Weltgegenden treiben. Diese Industrie wurde hier durch flüchtige protestantische Böhmen während des Dreißigjährigen Kriegs begründet und liefert gegenwärtig Fabrikate im Wert von jährlich ca. 6 Mill. Mk. Vgl. Berthold und Fürstenau, Die Fabrikation musikalischer Instrumente im Vogtland (Leipz. 1876).

Markó, Karl, ungar. Maler, geb. 1790 zu Leutschau im Zipser Komitat, war anfangs Feldmesser, widmete sich seit 1818 der Malerei an der Wiener Kunstakademie und kam nach 13jähriger Thätigkeit als Porträtmaler nach Rom, wo er sich im Anschluß an Poussin zum Landschaftsmaler ausbildete. Seine meist mit biblischer oder mythologischer Staffage versehenen Hauptwerke sind: Gegend um Tivoli, Abraham bewirtet die Engel, Diana auf der Jagd, Taufe Christi, Verstoßung der Hagar, Jakob und Laban, Diana und Kallisto. Später hielt er sich in Pisa und Florenz auf und während der letzten zwölf Jahre seines Lebens in Villa Apeggi bei Antella, wo er 20. Nov. 1860 starb.

Markobrunn, ein auf dem Strahlenberg im Rheingau zwischen Erbach und Hattenheim im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden liegender Brunnen, nach welchem der im angrenzenden Weinberg, dessen schon eine Urkunde von 1104 gedenkt, erzeugte Wein, einer der geschätztesten Rheinweine (s. d.), benannt wird.

Marko Kraljewitsch ("Marko der Königssohn"), der Hauptheld der serbischen und zugleich der bulgar. Volkspoesie aus der Zeit der gemeinsamen Kämpfe beider Völker gegen die Türken. Historisch ist er beiden gemeinsam als Fürst in einem bulgarisch-serbischen Winkel (um Prilip) Makedoniens. Goethe bezeichnet ihn als ein rohes Gegenbild zum griechischen Herakles und dem persischen Rustem. Er wird als unbezwinglich geschildert, von grenzenloser Stärke und unbedingtem Wollen und Vollbringen; er reitet ein Pferd 150 Jahre und wird selbst 300 Jahre alt; zuletzt stirbt er bei vollkommenen Kräften oder schläft vielmehr in einer Höhle, um einst zu neuen Thaten zu erwachen. Die Überlieferung stellt ihn übrigens bei den Serben wie bei den Bulgaren in verschiedenen Nüancen seines Heldentums dar, worin sich die verschiedene Lage des Volkes selbst abspiegelt. Die neueste Sammlung der auf M. bezüglichen serbischen Lieder erschien unter dem Titel: "Kraljevič Marko" (Neusatz 1878; deutsch von Gröber, Wien 1883).

Markolsheim, Stadt im deutschen Bezirk Unterelsaß, Kreis Schlettstadt, am Rhein-Rhônekanal, 4 km vom Rhein, über den hier eine Schiffbrücke führt, und an der Eisenbahn Schlettstadt-M., außerdem mit Straßburg durch eine Straßenbahn verbunden, hat eine schöne kath. Pfarrkirche, ein Amtsgericht und (1885) 2251 Einw. M. wurde 1295 von den Habsburgern an das Bistum Straßburg verkauft.

Markomannen ("die in der Mark, d. h. an der Grenze, wohnenden Männer"), germanische, dem Suevenbund angehörige Völkerschaft, die zwischen der mittlern Elbe und Oder wohnte. Marbod führte sie (um 10 v. Chr.) nach dem Lande der Bojer, Böhmen, wo sie den Kern von dessen Reich bildeten. Um 88 n. Chr. schlugen sie mit den Daciern und Quaden vereint an