Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

294

Martensen - Martignac.

dazu seit 1810 die eines Präsidenten der Finanzsektion im Staatsrat des Königreichs Westfalen. 1814 wurde er vom König von Hannover zum Geheimen Kabinettsrat und 1816 zum Bundestagsgesandten ernannt. Er starb 21. Febr. 1821 in Frankfurt a. M. Sein Hauptwerk ist der "Recueil des traités" (Götting. 1791-1801, 7 Bde., und 4 Supplementbde., 1802-1808), der, mit 1761 beginnend, in dem "Nouveau recueil" (das. 1817-42, 16 Bde.) und den diesen ergänzenden "Nouveaux suppléments" (das. 1839-43, 3 Bde., und Register, 2 Bde.) von Karl von M., Saalfeld und Murhard bis 1839 fortgeführt wurde. Eine weitere Fortsetzung bildet Murhards "Nouveau recueil général des traités", fortgesetzt von Pinhas, Samwer und Hopf (Götting. 1840-75, 20 Bde. mit Generalregister bis 1874; 2. Serie, das. 1876-86, 10 Bde.). Von M.' übrigen Werken sind hervorzuheben: "Précis du droit des gens modernes de l'Europe" (1789; 3. Aufl., Götting. 1821; neu bearbeitet von Pucheiro-Ferreira, 1858, 2 Bde.; 1864); "Erzählungen merkwürdiger Fälle des neuern europäischen Völkerrechts" (das. 1880-1802, 2 Bde.); "Cours diplomatique" (Berl. 1801, 3 Bde.); "Grundriß einer diplomatischen Geschichte der europäischen Staatshändel und Friedensschlüsse seit dem Ende des 15. Jahrhunderts" (das. 1807). - M.' Neffe Karl von M. (geb. 1790 zu Frankfurt a. M., gest. 28. März 1863 als großherzoglich weimarischer Ministerresident a. D. in Dresden) schrieb noch: "Manuel diplomatique" (Leipz. 1823), das im "Guide diplomatique" (das. 1832, 2 Bde.; 5. Aufl. von Geffcken, 1866) eine neue Bearbeitung erhielt; "Causes célèbres du droit des gens" (das. 1827, 2 Bde.; 2. Aufl. 1858-61, 5 Bde.); "Nouvelles causes célèbres, etc." (das. 1843, 2 Bde.); "Recueil manuel et pratique de traités" (das. 1846-1857, 7 Bde.; fortgesetzt von Geffcken, 1885 ff.).

Martensen, Hans Lassen, namhafter dän. Theolog, geb. 19. Aug. 1808 zu Flensburg, wirkte als Professor der Theologie in Kopenhagen, seit 1845 auch als Hofprediger und seit 1854 zugleich als Bischof von Seeland; er starb 4. Febr. 1884. Von ihm rühren her schätzbare Studien über die ältern deutschen Mystiker und eine Reihe von Predigtsammlungen (deutsch, Gotha 1859), außerdem folgende Werke: "Die christliche Dogmatik" (4. Aufl., Kopenh. 1881; deutsch, 3. Aufl., Leipz. 1886); "Grundrids til moralphilosophiens System" (3. Aufl., Kopenh. 1879); "Die christliche Taufe" (deutsch, 2. Aufl., Gotha 1860); "Die christliche Ethik" (2 Tle.; deutsch, 5. Aufl., Karlsr. 1887); "Jakob Böhme" (deutsch, Leipz. 1882) und seine Autobiographie: "Aus meinem Leben" (übersetzt von Michelsen, Karlsr. 1883-84, 3 Bde.). Auch erschien sein Briefwechsel mit I. A. ^[Isaak August] Dorner (Berl. 1887, 2 Bde.).

Martersteig, Friedrich, Maler, geb. 11. März 1814 zu Weimar, machte hier seine Studien von 1829 bis 1834 und setzte sie dann in Düsseldorf unter Hildebrandt und Schadow fort. 1838 ging M. nach Paris und ward Schüler von Delaroche. Er malte hier Bilder aus dem Dreißigjährigen Krieg, aus der Schweizer Geschichte, sechs Bilder aus dem Leben Luthers, die Übergabe der Augsburger Konfession und die Verurteilung von Huß. 1848 verließ er Paris und malte auf der Wartburg die Ankunft der heil. Elisabeth. Sodann übernahm er in Weimar 1854 eine Zeichenlehrerstelle am Sophienstift. Hier entstanden unter anderm: Thomas Münzers letzter Gang, Bilder aus Hermann und Dorothea, Luthers Ankunft in Worms (1860), Huttens Dichterkrönung (1861), Savonarolas Geschichte in sieben Kartons, Schwur und Vertreibung der Salzburger Protestanten, ein Cyklus von neun Szenen aus dem Leben Th. Körners. Seine Gemälde zeichnen sich mehr durch gewissenhaftes Streben als durch geniale Begabung aus.

Marterwoche, s. v. w. Karwoche.

Martes (lat.), Marder.

Martha, Schwester des Lazarus und der Maria von Bethanien, bekannt als geschäftige Hausfrau, ging nach der Legende später nach Gallien und liegt in Tarascon begraben. Ihr Tag ist der 29. Juli.

Martha's Vineyard (spr. winnjĕrd), Insel an der Südküste des nordamerikan. Staats Massachusetts, 260 qkm (4,7 QM.) groß, wenig fruchtbar, mit 5000 Einw., welche Schiffahrt und Handel treiben. Im August finden hier die bekannten Camp Meetings statt, von nahezu 20,000 Menschen besucht, die ein Lager beziehen und sich religiösen Übungen hingeben.

Marthenholz, s. Rotholz.

Martiālgesetze, veralteter Ausdruck für die während des Kriegszustandes zur Geltung kommenden gesetzlichen Bestimmungen. In England versteht man unter Martial-law (Kriegsrecht) die gesetzlichen Bestimmungen, welche dann Platz greifen, wenn bei Aufruhr oder Auflauf die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung auf die Militärgewalt übergeht, insbesondere das Armeeverwaltungsgesetz (Mutiny-act) und die Aufruhrakte (Riot-act). Vgl. Belagerungszustand.

Martiālis (lat.), zum Eisen gehörig, Eisen enthaltend etc., z. B. Aquae martiales, eisenhaltige Mineralwässer; Martialia medicamenta, Eisenmittel.

Martiālis, Marcus Valerius, röm. Epigrammendichter, geboren um 40 n. Chr. zu Bilbilis in Spanien. Zum Juristen vorgebildet, kam er in einem Alter von 22 Jahren zu weitern Studien nach Rom, zog es aber vor, wie er selbst sagt, casu vivere, d. h. sich seine Subsistenzmittel von der Gunst der Kaiser (besonders Domitians) und der Vornehmen, die er sich namentlich durch Gelegenheitsgedichte voll niedriger Schmeichelei erwarb, darreichen zu lassen. Als er unter Trajan in seine Vaterstadt zurückkehrte, war er so arm, daß ihn der jüngere Plinius mit Reisegeld unterstützen mußte. Auch in der Heimat verschaffte ihm seine Kunst Gönner und sogar den Besitz eines Landguts, doch sehnte er sich stets nach Rom zurück. Er starb um 102. Sein Ruhm gründet sich auf 15 Bücher Epigramme, die alle Gebrechen und Laster der damaligen Gesellschaft mit Geist und beißendem Witz, aber ohne sittlichen Ernst schildern. In der Leichtigkeit der Verifikation wetteifert M. mit Ovid. Neben dem elegischen Versmaß bedient er sich häufig der Hendekasyllaben und des Choliambus. Bedeutendste Ausgaben von Schneidewin (Grimma 1842, 2 Bde.; Text, Leipz. 1853 u. 1871) und Friedländer (das. 1886, 2 Bde.); Übersetzung von Berg (Stuttg. 1869).

Martiālisch (lat.), kriegerisch, streitbar, wild; Martialität, kriegerisches Wesen.

Martiānus Capella, s. Capella 1).

Martignac (spr. -tinjack), Jean Baptiste Gage, Vicomte de, franz. Staatsmann, geb. 1776 zu Bordeaux, studierte die Rechtswissenschaft, begleitete 1798 Sieyès als Privatsekretär nach Berlin und ließ sich sodann als Advokat in Bordeaux nieder. Da er während der Hundert Tage in einer Broschüre gegen Napoleon I. auftrat, erhielt er nach der zweiten Restauration die Stelle eines Generalprokurators zu Limoges. 1821 in die Deputiertenkammer gewählt, schloß er sich hier der konstitutionellen Partei an und bekundete bedeutende Rednertalente. Bei der Expedition nach Spanien 1823 bekleidete er die Stelle eines Zi-^[folgende Seite]