Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Martin-Feuillée; Martingal; Martin Garcia; Martīni; Martini-Henry-Gewehr; Martinique

299

Martin-Feuillée - Martinique.

ten konstitutionellen Opposition. Gleichwohl war er 1857 für kurze Zeit erster Staatssekretär im Ministerium Armero-Mon, ward 10. Aug. 1858 von der Königin mit Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt und zum Präsidenten des Staatsrats ernannt. Daneben war er Vorsitzender des Universitätsrats. Er starb 7. Febr. 1862. Als Dichter hat er sich fast in allen Gattungen der Poesie versucht. Seine besten Werke sind: die Tragödie "Edipo", das Drama "La conjuracion de Venecia" und das Lustspiel "La hija en casa y la madre en la mascara". Sein didaktisches Gedicht "El arte poetica" zeichnet sich durch Eleganz und Präzision aus, hat aber seinen Hauptwert in den beigegebenen litterarhistorischen Anmerkungen und Exkursen. Auch in seinen lyrischen Gedichten (Madr. 1833, 2. Aufl. 1847) liegt die Hauptstärke in der Diktion und dem Wohllaut. Schwächer sind seine prosaischen Schriften: "Hernan Perez del Pulgar" (Madr. 1834); "Isabel de Solis", Roman (das. 1837-40, 3 Bde.; neue Ausg. 1845), und "Espiritu del siglo" (das. 1835-51, 10 Bde.), eine Geschichte der französischen Revolution, in Wirklichkeit aber nur eine Umarbeitung des Werkes von Thiers hierüber. Eine Sammlung seiner Werke erschien zu Paris 1844-46, 5 Bde.; die Dramen besonders Madrid 1884; eine Übersetzung ausgewählter Werke lieferte Schäfer (Heidelb. 1835-36, 2 Bde.). M. hat sich entschieden die französischen Dichter zum Muster genommen und sich deren glänzende Darstellung angeeignet. Das große litterarische Museum in Madrid verdankt ihm seine Entstehung.

Martin-Feuillée (spr. martäng-söjeh), Felix, franz. Politiker, geb. 25. Nov. 1830 zu Rennes, studierte an der Rechtsfakultät daselbst die Rechte, erwarb 1854 mit einer These: "De l'action Paulienne", den Doktorgrad, ließ sich darauf in seiner Vaterstadt als Advokat nieder und erlangte großes Ansehen. 1870 trat er in die Mobilgarde des Departements ein, nahm an der Verteidigung von Paris teil und erhielt den Orden der Ehrenlegion. Seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer für seine Vaterstadt, schloß er sich der republikanischen Linken an, ward im März 1879 unter Lepère Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern, im Dezember in dem der Justiz, trat 1882 zurück, übernahm aber 21. Febr. 1883 im Kabinett Ferry selbst das Ministerium der Justiz, das er bis zum Rücktritt Ferrys (30. März 1885) verwaltete. Er führte die Reinigung des Richterstandes von monarchistischen Mitgliedern durch.

Martingal (franz., spr. -tänggáll), s. Zaum.

Martin Garcia, Insel in der Mündung des Uruguay, 65 m hoch, stark befestigt, gehört zu Uruguay.

Martīni, Martinstag, s. Martin von Tours.

Martīni, 1) Giambattista, gewöhnlich Padre M. genannt, Musikgelehrter, geb. 25. April 1706 zu Bologna, trat im 15. Jahr in den Minoritenorden, unternahm zu seiner Ausbildung große Reisen und widmete sich dann ausschließlich der Musik. 1725 zum Kapellmeister des Franziskanerklosters zu Bologna ernannt, gründete er hier eine Musikschule, die nach seinem Tod von seinem Schüler Mattei bis in unser Jahrhundert fortgeführt wurde und viele namhafte Künstler Italiens und des Auslandes gebildet hat. Er starb 3. Okt. 1784 in Bologna, hochgeehrt in ganz Europa sowohl wegen seiner Fähigkeiten als Tonsetzer wie seiner Kenntnisse als Musikhistoriker. Die erstern bewährte er in seinem Lehrbuch "Saggio fondamentale pratico di contrapunto sopra il canto fermo" (Bologna 1774, 2 Bde.), die letztern in seiner berühmten "Storia della musica" (das. 1757-81, 3 Bde.), welche, wenn auch unvollendet geblieben und einer systematischen Anordnung ermangelnd, doch allen spätern musikhistorischen Werken als Ausgangspunkt gedient hat.

2) Ferdinando, ital. Dichter und Schriftsteller, geb. 30. Juli 1841 zu Monsummano als Sohn des zu seiner Zeit geschätzten Lustspieldichters Vincenzo M., schrieb bereits 1862 eine Komödie: "L'uomo propone e Dio dispone", die gut aufgenommen wurde, und errang mit seinem zweiten Versuch: "I nuovi Ricchi", einen Staatspreis. Seine nächsten Leistungen für die Bühne zeichneten sich durch glänzende Einzelheiten aus, hatten aber nur zum Teil Erfolg. Seit 1869 bekleidete M. Lehrerstellen, erst in Vercelli, später zu Pisa, bis er sich 1872, ermutigt durch den Erfolg seines Proverbs "Chi sa il gioco, non lo insegni" (1871), ganz der Schriftstellerei widmete. Weitere Werke von ihm sind: "Il peggior passo è quel del uscio", Proverb (1873); "Peccato e penitenza" (1872) und "La Marchesa" (1876), Erzählungen, in denen er sich auf realistischem Boden bewegt; "Fra un sigaro e l'altro" (1877), eine Auswahl von Zeitungsartikeln, u. a. Nachdem er mehrere Jahre hindurch das Sonntagsblatt des "Fanfulla" ("Il Fanfulla della Domenica") geleitet, gründete er ein selbständiges Blatt: "La Gazetta della Domenica". Auch in die Kammer wurde M. in den letzten Jahren gewählt.

Martini-Henry-Gewehr, s. Handfeuerwaffen, S. 105.

Martinique (spr. -nīk), eine der Kleinen Antillen (s. Karte "Westindien etc."), nächst Guadeloupe die wichtigste Besitzung der Franzosen in Westindien, liegt zwischen Santa Lucia und Dominica. Das Innere derselben ist hohes Felsengebirge mit dem 1350 m hohen Mont Pelée und den drei Gipfeln Pitons du Carbet von 1207 m Höhe. Ausläufer davon treten bis ans Meer und machen die Küste äußerst unregelmäßig. Mehrere Berggipfel enthalten erloschene Krater. Das Klima ist überaus feucht, es fallen jährlich 2170 mm Regen an 230 Regentagen. Die mittlere Temperatur am Meer beträgt 26° C., die Extreme sind 20 und 35°. Orkane richten zuweilen große Verheerungen an, Erdbeben sind selten; das gelbe Fieber ist ein häufiger Gast. Der Pflanzenwuchs ist üppig, und nur die höchsten Bergspitzen sind kahl. Das Tierreich bietet Wild (Aguti), Schildkröten, Krabben, Schlangen, darunter die sehr giftige Lanzenschlange (Trigonocephalus lanceolatus), unzählige und sehr beschwerliche Ameisen etc. M. hat ein Areal von 988 qkm (17,9 QM.) mit (1884) 167,679 Einw., wovon etwa 10,000 Weiße, 27,000 Kulis und Chinesen und der Rest Neger und Mulatten. Von der Oberfläche sind 34 Proz. angebaut, 19 Proz. Weide, 18 Proz. Wald. Bau- und Nutzhölzer der edelsten Art wachsen in den dichten Waldungen, und Kampescheholz bildet einen Gegenstand der Ausfuhr. Die Zuckerkultur, seit 1647 eingeführt, ist der Hauptgegenstand des Ackerbaues; denn von 42,490 überhaupt angebauten Hektar sind ihr allein 25,795 Hektar gewidmet, während Kaffee (seit 1720), Kakao (seit 1664), Baumwolle und Tabak insgesamt nur 1035 Hektar, Lebensmittel 15,652 Hektar einnehmen. An Nahrungspflanzen baut man namentlich Maniok, Yams, Bataten und karibischen Kohl. Der Orleanbaum, Cassia- und Orangenbaum sind von jeher gepflegt worden, und alle Südfrüchte gedeihen. Für Vanille- und Kochenillezucht scheint indes das Klima zu feucht zu sein. An Vieh zählte man 1883: 4875 Pferde, 4480 Esel und Maultiere, 21,210 Rinder, 21,290 Schafe, 5545