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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Matthäi; Matthäus; Mattheson; Matthews; Matthīas

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Matthäi - Matthias.

di telegrafia elettrica" (2. Aufl., das. 1851); "Cours spécial sur l'induction, le magnétisme de rotation, etc." (Par. 1854). Vgl. Bianchi, Carlo M. e l'Italia dèl suo tempo (Rom 1874).

2) Pellegrino, ital. Afrikareisender, geb. 12. Okt. 1850 zu Ravenna, ging im Dezember 1878 im Auftrag der Handelsgeographischen Gesellschaft von Italien nach Abessinien und durchreiste das Land bis zur Nordgrenze von Schoa. Nach Italien zurückgekehrt, unternahm er im Frühjahr 1880 mit einem jungen Fürsten Borghese eine neue Reise über Ägypten und Dar Fur nach Wadai und starb 8. Aug. 1881 in London. Er schrieb: "La spedizione italiana all' Africa equatoriale" (Bologna 1875); "La cremazione del cadaveri" (das. 1875); "In Abissinia" (Mail. 1880).

Matthäi, Johann Friedrich, Maler, geb. 4. März 1777 zu Meißen, war Schüler der Dresdener Akademie und Casanovas, ging dann zu Füger nach Wien, endlich nach Italien. In Florenz trug er 1803 den ersten Preis davon und wurde Honorarprofessor an der dortigen Akademie. 1807 malte er daselbst die Ermordung des Ägisthos. 1809 wurde er als Professor an die Malerakademie zu Dresden berufen, später ward er daselbst zum ersten Inspektor und zuletzt zum Direktor der königlichen Gemäldegalerie ernannt. Er starb 23. Okt. 1845 auf einer Reise nach Wien. Er gehörte zu den Vertretern des zopfigen Klassizismus.

Matthäus (hebr. Mattai, "Treumann"), einer der zwölf Jünger Jesu, hieß wahrscheinlich auch Levi, war ein Sohn des Alphäus und, ehe er Jesu folgte, Zolleinnehmer am See Genezareth. Nach der Tradition soll er an den entlegensten Orten für die Ausbreitung des Evangeliums gewirkt haben und als Märtyrer gestorben, sein Leichnam aber 954 nach Salerno gebracht worden sein, wo sein Grab gezeigt wird. Die römische Kirche hat ihm den 21. September, die griechische den 16. November geweiht. Das ihm zugeschriebene Evangelium ruht wenigstens auf einer von M. aramäisch verfaßten Schrift, darin "Reden des Herrn", Aussprüche, Gleichnisse, Weissagungen Jesu zusammengestellt waren (s. Evangelium).

Mattheson, Johann, Musikschriftsteller und Komponist, geb. 28. Sept. 1681 zu Hamburg, war erst am dortigen Theater als Tenorist, Komponist und Dirigent thätig, trat 1705 als Sekretär in die Dienste des großbritannischen Gesandten Joh. v. Wich und verwaltete nach dessen Tode die Legationsgeschäfte. Das 1715 angetretene Amt eines Musikdirektors am Dom zu Hamburg mußte er 1728 wegen Schwerhörigkeit niederlegen; trotzdem komponierte er unermüdlich weiter, versah seine Legationsgeschäfte, schriftstellerte und gab Unterricht. Er starb als großbritannischer Legationsrat und holsteinischer Kapellmeister 17. April 1764. M. war ein feiner und fertiger Klavierspieler, auch als Komponist gewandt, wenngleich ohne Tiefe. Als Schriftsteller zeigte er sich stets schlagfertig, als Kritiker kenntnisreich und scharf. Von seinen zahlreichen Schriften (man gibt ihre Zahl zu 88 an) haben für die Gegenwart noch Wert: "Das neueröffnete Orchester" (1713); "Das beschützte Orchester" (1717); "Das forschende Orchester" (1721); "Große Generalbaßschule" (Hamb. 1731 u. 1751); "Der vollkommene Kapellmeister" (1739); "Critica musica" (1722 u. 1725, 2 Bde.); "Der musikalische Patriot" (1728); "Kleine Generalbaßschule" (1735); "Grundlage einer Ehrenpforte" (1740). Vgl. Meinardus, Joh. M. (Leipz. 1879).

Matthews (spr. mättjus), Henry, engl. Staatsmann, geb. 1826 in Ceylon als Sohn eines dortigen Richters, studierte in Paris und London, wurde 1850 in London Rechtsanwalt und 1868 zum königlichen Rat (Queen's counsel) ernannt. In demselben Jahr wurde er als konservativer Abgeordneter für Dungarvan ins Unterhaus gewählt. Bei den nächsten Wahlen geschlagen, gewann er erst 1886 das Mandat für Birmingham. Dieser Sieg in einem der bisherigen Hauptquartiere des Liberalismus verschaffte M. eine solche Stellung in seiner Partei, daß ihm, obwohl Katholik, von Lord Salisbury im August 1886 das Ministerium des Innern übertragen wurde.

Matthīas (hebr. Matthja, s. v. w. griech. Theodor, "Gottesgabe"), Apostel und Jünger Jesu, der durch das Los an die Stelle des Judas Ischariot zur Ergänzung der Zwölfzahl gewählt ward. Sein Tag ist der 24., in Schaltjahren der 25. Februar, in der griechischen Kirche der 9. August.

Matthīas, 1) deutscher Kaiser, dritter Sohn Kaiser Maximilians II. und Marias von Spanien, geb. 24. Febr. 1557 zu Wien, erhielt seine Erziehung durch den geistvollen und gelehrten Diplomaten Busbecq. Von seinem argwöhnischen Bruder, dem Kaiser Rudolf II., von den Regierungsgeschäften fern gehalten, folgte er gegen Rudolfs Willen dem Ruf einiger niederländischer Großen, welche weder Juan d'Austria noch Wilhelm von Oranien als Herrscher anerkennen wollten, als Oberstatthalter der Niederlande und hielt im Januar 1578 in Brüssel seinen Einzug. Da er aber infolge seiner beschränkten Rechte ohnmächtig war und die Niederländer den Herzog von Anjou herbeiriefen, legte er gekränkt 1581 seine Würde nieder und kehrte nach Deutschland zurück. Rudolf verwies ihn nach Linz und übertrug ihm erst an Stelle des Erzherzogs Ernst 1593 die Statthalterschaft in Österreich. Hier war Khlesl, der 1602 Bischof von Wien wurde, sein einflußreichster Ratgeber, der ihn zur Unterdrückung des Protestantismus antrieb. Wegen der Regierungsunfähigkeit Rudolfs von den übrigen Gliedern des österreichischen Hauses 25. April 1606 förmlich zum Haupte desselben erklärt, beendigte er einen Aufstand der Ungarn unter dem Magnaten Stephan Bocskay durch den Frieden zu Wien 23. Juni 1606 und nötigte sodann mit Zustimmung der überwiegend protestantischen Stände von Ungarn und Österreich den Kaiser, indem er mit bewaffneter Macht in Böhmen auftrat, ihm im Vertrag von Lieben 25. Juni 1608 Mähren, Ungarn und Österreich abzutreten und die Nachfolge in Böhmen zuzugestehen. Als M. aber nach Österreich zurückkam, verweigerten ihm die Stände die Huldigung, solange er ihren Forderungen freier Religionsübung sich nicht füge, und rüsteten, als er sich zu Gewaltmaßregeln neigte. Als er durch die "Resolution" vom 19. März 1609 das Verlangen der Stände erfüllte, bestimmte die spanische Partei den Kaiser Rudolf, Böhmen dem Erzherzog Leopold zuzuwenden. Die Böhmen riefen jedoch alsbald M. herbei, und dieser zog nach Zerstreuung der Truppen des Kaisers unter allgemeinem Jubel in Prag ein, wo er 23. Mai 1611 gekrönt wurde und ihm Rudolf 11. Aug. 1611 gegen eine Jahrespension auch Böhmen, Schlesien und die Lausitz abtreten mußte. Nach Rudolfs Tod, 20. Jan. 1612, erfolgte 13. Juni seine Wahl zum deutschen Kaiser. Bald aber standen sich die Glaubensparteien schroffer als je gegenüber, und als M. 3. April 1617 die gegenseitigen Bündnisse, die Union und die Liga, aufheben wollte, achtete kein Teil auf seinen Machtspruch. Mit den Türken, die mit einem Angriff drohten, mußte er, da