Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mauersteine

352

Mauersteine.

gleichmäßigen Brand, liefern die Öfen, von denen die offenen auf den an einigen Stellen erhöhten Umfassungsmauern ein leichtes Dach tragen. Die gewöhnlichen überwölbten Öfen, denen die erstern in der Konstruktion ähnlich sind, haben am Boden mehrere Schürgassen von Mauer zu Mauer und Zuglöcher im Mauerwerk zur Regulierung des Feuers. In den ersten 4 Tagen heizt man gelind und gibt dann erst starkes Feuer, so daß die M. in 7-8 Tagen gar sind. Nun werden alle Öffnungen verschlossen und der Ofen 5-6 Tage sich selbst überlassen, worauf er entleert werden kann. Als wichtigster Repräsentant der liegenden Öfen gilt der Kasseler Ofen (Fig. 2). Sein Brennraum ist mit flachem Gewölbe überspannt und gegen den Feuerraum durch eine durchbrochene Mauer abgegrenzt, welche die Feuergase gleichmäßig verteilt, Flugasche zurückhält und, wenn glühend, zur Rauchverbrennung beiträgt. Der Feuerung gegenüber befindet sich der Schornstein und in der Längswand die zu vermauernde Eintragsthür. Ein Kanal dient zur Ableitung der Feuchtigkeit, wenn der Ofen tiefer liegt. Man hat auch kontinuierliche Öfen nach demselben Prinzip wie die oben erwähnten kontinuierlichen Trockenapparate (Pariser Öfen) konstruiert; weitaus die größte Wichtigkeit besitzt aber der Ringofen von Hoffmann u. Licht, welcher eine völlige Neugestaltung des Ziegeleigewerbes herbeigeführt hat. Ein oblonger, ringförmiger überwölbter Ofenkanal (Fig. 3 und 4) besitzt 12-24 Einsatzöffnungen in der äußern und ebenso viele Rauchabzugsöffnungen in der innern Wand; letztere stehen durch Kanäle mit dem in der Mitte befindlichen Schornstein in Verbindung. Ein durch einen Schlitz im Gewölbe herabgelassener Schieber unterbricht den Kanal an einer beliebigen Stelle, dabei werden dann aber alle Einsatzöffnungen bis auf die unmittelbar hinter dem Schieber befindliche vermauert und alle Rauchabzüge mit Ausnahme desjenigen unmittelbar vor dem Schieber, welcher mit dem Schornstein in Verbindung steht, ebenfalls geschlossen. Das Feuer befindet sich dem Schieber diametral gegenüber und wird durch Öffnungen im Gewölbe gespeist. Die Feuerungsgase ziehen nach der Abzugsöffnung und erhitzen die noch nicht gebrannten M., während die Luft durch die offene Einkarrthür streicht, die schon gebrannten Steine abkühlt und deren Wärme für das Feuer nutzbar macht, so daß eine bedeutende Ersparnis (60-70 Proz.) an Brennmaterial entsteht. Nach 12-24 Stunden wird der Schieber durch den folgenden Schlitz herabgelassen, die folgenden Einsatz- und Rauchöffnungen werden geöffnet, und das Feuer wandert nach der nächsten Abteilung. Auskarren der gebrannten und abgekühlten und Einkarren der frischen Ziegel geschieht ununterbrochen durch die jeweilig offene Einkarrthür. Der Ringofen verbraucht pro Tausend hart gebrannter M. kaum 3 Ztr. Steinkohle, und man kann auch geringwertiges Brennmaterial benutzen; er liefert je nach seiner Größe 2-20,000 M. pro Tag. Auch baut man etwas modifizierte Ringöfen für noch kleinern Betrieb und partielle Ringöfen, die leicht in vollständige umgebaut werden können. Um beim Brennen von Verblendsteinen die Ware mit dem Brennstoff, mit Asche und Schlacken nicht in Berührung zu bringen, hat man den Ringofen mit permanenten Heizschächten versehen, welche vom Gewölbe aus mit Brennmaterial versorgt werden. Escherich hat den Ringofen mit Gasfeuerung versehen. Das Gas tritt aus den Generatoren in den Gaskanal, der im Gewölbe des Ofens dem Brennkanal folgt. In der Entfernung der Heizlochreihen im Gewölbe des Brennkanals befinden sich im Gaskanal Öffnungen, die für gewöhnlich durch eine Glocke verschlossen sind. Durch Blechröhren wird das Gas in die reihenweise angeordneten Heizlöcher und durch diese in vertikale Röhren aus feuerfestem Thon geleitet. Letztere reichen bis zur Sohle des Brennkanals und sind mit Ausströmungsöffnungen für das Gas versehen. Im übrigen ist der Betrieb der Gasöfen derselbe wie der der gewöhnlichen Öfen.

Die Ziegeleien liefern sehr verschiedenartige Ware. Die gewöhnlichen Feldbacksteine, Russensteine, Hintermauerungssteine, aus gewöhnlichem Material ohne besondere Sorgfalt hergestellt, besitzen verschiedene Formate, die zuweilen durch gesetzliche Vorschriften festgestellt sind. Das deutsche Normalformat hat 0,25 m Länge, 0,12 m Breite und 0,065 m Dicke. Klinker sind stark gebrannte gewöhnliche M. oder solche aus besonderm Thon mit Zusatz schwer schmelzbarer Substanzen (Ziegelmehl). Sie dienen vielfach zum Straßenpflaster (Holland). Für Rohbau benutzt man Blend- oder Verblendsteine (Klopfsteine, Preßsteine). Diese werden aus sorgfältig zubereitetem Thon, oft zur Erzielung bestimmter Farbentöne aus Mischungen verschiedener Thone hergestellt und zwar, wie bisweilen auch gewöhnliche M., als Lochsteine, die sich leichter durchbrennen, weniger Frachtkosten verursachen und die Wände trocken und warm erhalten. Die Verblendsteine erfordern sehr exakt arbeitende Abschneideapparate, werden auch bisweilen auf Nachschneideapparaten und nach dem Trocknen nachgeputzt. Man taucht sie auch mit der Verblendfläche in dünnen Schlamm aus gleichem oder anderm Thon und erzielt, da sich der Überzug mit der Grundmasse völlig vereinigt, gute und jede beliebige Färbung (Engobieren). Oft werden Verblendsteine auch farbig glasiert. Ölsteine, Schneidsteine werden aus feinem Material und in mit Öl bestrichenen Formen hergestellt und im lederharten Zustand nach Schablonen geschnitten, häufiger werden Façonsteine in Formen gepreßt. Poröse M., Kohlenziegel, Loh-, Schwammsteine, schwimmende M. aus Infusorienerde oder aus Thon mit Kohlenpulver, Lohe, Sägespänen dienen zur Herstellung leichter Gewölbe, Sprengwände etc. M. aus Kieselgur wiegen nur 0,45 kg (gegen 2,7 kg eines gewöhnlichen Mauersteins). Der Form nach unterscheidet man Kesselsteine, Brunnenziegel, zur Mauerung der Brunnenschächte, Gewölbsteine von Keilform, halbcylindrische Rinnsteine etc., auch Fliesen- oder Flurziegel in verschiedenen Formen, Größen und Farben sowie mancherlei Arten von Dachsteinen (Dachpfannen). Letztere formt man wie gewöhnliche M. und setzt ihnen die Nase mit der Hand an. Feuerfeste M., Schamotte-, Porzellansteine werden aus sehr sorgfältig vorbereitetem feuerfesten Thon, oft unter Zusatz von Quarz, Schamotte, Steinzeugscherben, Serpentin, Kalk, Graphit, Holzkohle, Koks, hergestellt. Die Menge dieser Zusätze richtet sich nach der Fettigkeit des Thons, die Korngröße nach der Größe des herzustellenden Gegenstandes. Der als Schamotte zu verwendende Thon wird in Stücken in Ziegelöfen oder als Pulver in Muffelöfen gebrannt, die Materialien werden trocken gemischt und mit Wasser angemacht, die geformten Steine oft durch Nachpressen verdichtet. Die englischen Dinassteine (Flintshiresteine, Quarzziegel) werden aus grob gepulvertem Dinassandstein (Glamorganshire) mit Zusatz von 1,5-2 Proz. Kalk hergestellt. Sie ertragen die größte Hitze, leiten