Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mauriac; Maurice; Maurikios; Maurīner; Maurische Baukunst; Mauritĭa

361

Mauriac - Mauritia.

Aufstandes im W. unter dem Freigelassenen Ädemon teilte Claudius M. in zwei durch den Muluchat (Muluja) getrennte Provinzen: Mauretania Tingitana im W., etwa das jetzige Marokko, mit der Hauptstadt Tingis (jetzt Tanger), und M. Caesariensis im O., den größten Teil des jetzigen Algerien, mit der Hauptstadt Jol Cäsarea (jetzt Scherschel). Die letztere wurde später wieder geteilt in M. Caesariensis, den größern westlichen Teil, und M. Sitifensis, den östlichen Teil vom Hafen Saldä (jetzt Budschia) bis zum Ampsaga, mit der Hauptstadt Sitifi (jetzt Setif), M. Tingitana aber zu Hispania geschlagen. 429 kam M. mit Nordafrika in die Gewalt der Vandalen, wurde aber 534 von den Byzantinern und Ende des 7. Jahrh. von den Arabern erobert (weiteres s. Marokko, Geschichte). Die Bewohner Mauretaniens (Mauri) zerfielen in eine große Anzahl von Stämmen und führen nach Strabon trotz ihres vortrefflichen Ackerbodens bis auf seine Zeit noch größtenteils ein Nomadenleben. Häufig dienten sie als Söldner, am liebsten als Reiter, in den Heeren der Karthager, ihrer einheimischen Könige oder der Römer. Aber auch gegen die Karthager und gegen die Römer versuchten sie sich in wiederholten Kämpfen. Nach Strabon liebten sie den Putz und pflegten besonders das Haar sorgfältig. An der Küste und auch im Innern des Landes besaßen sie Städte, die mit der Ausdehnung der römischen Herrschaft über M. durch eine Anzahl Kolonien und Munizipien vermehrt wurden. Das Christentum breitete sich im 3. oder 4. Jahrh. in M. aus. Noch 484 bestanden trotz der Verfolgungen des arianischen Vandalenkönigs Hunnerich in M. 170 katholische Bischofsitze.

Mauriac (spr. morĭack), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Cantal, mit Kirche aus dem 12. Jahrh., (1881) 2348 Einw., Gerichtshof, College und Bibliothek von 25,000 Bänden. In der Umgegend das reizende Thal von Fontanges und die Druidengrotte von Salins.

Maurice, 1) (spr. morīs) Charles, genannt Chéri, namhafter Bühnenleiter, geb. 29. Mai 1805 zu Agen in Frankreich, spielte schon in der Jugend mit Glück auf einem Liebhabertheater, siedelte 1824 mit seinem Vater nach Hamburg über und übernahm hier 1831 die Leitung einer Bühne, aus der nach dem großen Brand von 1842 das jetzige Thaliatheater hervorging (1844). Im J. 1847 übernahm M. die Direktion des Stadttheaters, die er erst mit Beison, dann mit Wurda bis 1854 führte, worauf er seine ganze Kraft wieder dem Thaliatheater widmete. Letzteres nahm besonders seit 1856, nach Aufhebung gewisser Einschränkungen, einen großen Aufschwung und hat sich durch sein treffliches Ensemble zu einer von allen Talenten gesuchten Musteranstalt herausgebildet. Von hier gingen die Goßmann, Seebach, Wolter und Dawison ans Wiener Burgtheater. Im Mai 1885 trat M. von der Öffentlichkeit zurück, die Leitung der Bühne seinem Sohn und bisherigen Mitdirektor Gustav (geb. 1836) überlassend. Vgl. Ortmann, Fünfzig Jahre eines deutschen Theaterdirektors (Hamb. 1881).

2) (spr. mōris) Frederick Denison, engl. Geistlicher, Sozialreformer und Schriftsteller, geb. 1805 zu Normanston (Suffolk) als Sohn eines unitarischen Predigers, bezog die Universität Cambridge, konnte aber zufolge der damaligen Gesetze keinen Universitätsgrad erlangen, wurde Mitarbeiter am damals neugegründeten Athenäum, studierte später in Oxford Theologie, wurde dort 1835 Magister und erhielt in demselben Jahr die Priesterweihe sowie eine Kaplanstelle. Daneben wurde er 1840 Professor der neuern Geschichte und englischen Litteratur am King's College in London, 1846 Professor der Kirchengeschichte, wurde jedoch, als er mit seinen freisinnigen "Theological essays" (1853) Anstoß erregt hatte, genötigt, seine Entlassung zu nehmen, während die Rechtsgelehrten ihn in seiner Kaplanstelle in Lincoln's Inn festhielten. Der Fall machte ungeheures Aufsehen und wurde zu einem der Ausgangspunkte der freiern religiösen Bewegung in England. M. beteiligte sich an der Begründung von Arbeitergesellschaften und ward das Haupt der "christlichen Sozialisten"; er stiftete 1854 das noch blühende Working Men's College und war unausgesetzt für die Förderung der Volksbildung, der höhern Frauenerziehung, der Ausdehnung des Wahlrechts etc. thätig. Mit Charles Kingsley (s. d.) ist er als Haupt der sogen. Broad Church-Partei zu betrachten, zu welcher auch der spätere Dechant von Westminster, A. Stanley (s. d.), gehörte. 1860 erhielt M. durch den persönlichen Einfluß der Königin die Pfarre von Vere-Street, wo er nun die gebildetsten Freisinnig-Religiösen versammelte. Die Universität Cambridge, welcher er einst den Rücken wenden mußte, ernannte ihn 1866 zum Professor der Moralphilosophie. Er starb 1. April 1872. Von seinen Werken seien noch erwähnt: "History of moral and metaphysical philosophy" (1850-60); "The religions of the world" (5. Aufl. 1877); "Lectures on the ecclesiastical history of the I. and II. centuries" (1854); "The patriarchs and lawgivers of Old Testament" (2. Ausg. 1855); "The religion of Rome" (1855); "The conscience" (1868); "Social morality" (1869). Auch eine Novelle: "Eustace Conway", hat M. verfaßt. Sein Sohn, Major Frederick M., beschrieb sein Leben ("Life of F. D. M.", 4. Aufl. 1885, 2 Bde.; deutsch von Sell, Darmst. 1885).

Maurikios, Kaiser des oström. Reichs, geb. 539 zu Arabissos in Kappadokien, diente im Heer und rückte bis zum Befehlshaber der Leibgarde auf. Nach einem glücklichen Kriege gegen Persien um 580 vom Kaiser Tiberius zu seinem Schwiegersohn erwählt, bestieg er nach dessen Tod 582 den Thron und regierte mit Kraft und Einsicht; er verteidigte das Reich glücklich gegen die Avaren und Perser, mußte aber 603 bei einem Aufstand des Heers im Feldzug gegen die Avaren mit seinen neun Kindern entfliehen. Von Chalcedon aus sandte er seinen ältesten Sohn, Theodosius, nach Persien an Chosru, den er 591 wieder auf den Thron gesetzt, um dessen Hilfe zu erbitten; aber der von den Empörern zum Kaiser ausgerufene Phokas ließ ihn nach Konstantinopel bringen und zuerst seine fünf Söhne vor seinen Augen und zuletzt ihn selbst töten (28. Nov. 603). M. ist der Verfasser eines Werkes über Kriegskunst in 12 Büchern (hrsg. von J. ^[Johannes Gerhard] Scheffer, Upsala 1664). Seine Geschichte hat der Zeitgenosse Theophylaktos Simokatta in seiner Chronik beschrieben (hrsg. von Bekker, Bonn 1834; von de Boor, Leipz. 1887).

Maurīner, Benediktiner der Kongregation von St. Maurus, s. Benediktiner.

Maurische Baukunst, s. v. w. arabische (mohammedanische) Baukunst, s. Baukunst, S. 491.

Mauritĭa L. fil. (Mauritiuspalme, Weinpalme), Gattung aus der Familie der Palmen, Bäume mit meist hohem Stamm und fächerförmigen Blättern. M. flexuosa L. fil. (Miriti, Murichi, Itapalma), eine der ausgezeichnetsten Palmen, 25 bis 45 m hoch, mit 1,5 m im Durchmesser haltenden Blättern auf 3 m langen Blattstielen und mit 2-3 m langen Fruchtkolben, wächst gesellig auf Trini-^[folgende Seite]