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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Medikamént; Medikáster; Medímnus; Medīna

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Medikament - Medina.

Choathras etc. Der Hauptfluß hieß Amardos (Sefid Rud). Berühmt waren die trefflichen Pferde Mediens; im Nisäischen Gefilde befanden sich die großen königlichen Stutereien. Die Einwohner des Landes (Meder), indogermanischen Stammes und der Lehre Zoroasters zugethan, hießen nach Herodot ursprünglich Arier; sie fanden bei ihrem Eindringen schon ein fremdes Volk vor, dem wahrscheinlich die spätern Kasten der Parätakä, Struchates und Busä angehörten, während die Arizantoi (Adligen), die Mager (Priester) und Budioi (Landbauer) arischen Stammes waren. Sie waren in früherer Zeit tapfere Krieger, besonders gute Bogenschützen, arteten aber bei zunehmender Kultur aus und gaben sich großer Weichlichkeit und Üppigkeit hin. Das Land zerfiel in das südliche oder eigentliche M., gewöhnlich Großmedien genannt (mit dem Gebiet der Sagartier und den Landschaften Kambadene, Parätakene, Choarene und Komisene), und den nördlichen Teil, Atropatene (mit den Gebieten der Kadusier am Kaspischen Meer, der Anariaker, Geler, Marder, Margasier und Matianer). Die bedeutendsten Orte in Großmedien waren: Ekbatana (jetzt Hamadan), Rhagä, die frühere Hauptstadt, Aspadana (Ispahan) und das durch seine große Dareios-Inschrift berühmte Bagistane; in Atropatene: Gazaka, Praaspa oder Vera. In römischer Zeit war der Name M. auf Atropatene allein beschränkt, Großmedien war damals eine Provinz des Partherreichs. - Die Meder wurden nach hartnäckigen Kämpfen von den assyrischen Königen Salmanassar II. (859-823 v. Chr.) und Binninar III. (810-781), dauernd aber erst von Tiglath Pilesar II. (745-727) unterworfen. 715 wurde ein Aufstand der Meder unter Dajauku (Dejokes) von Sargon unterdrückt, Dajauku gefangen weggeführt; die Erzählung des Herodot von der Befreiung Mediens von der assyrischen Herrschaft, seiner Vereinigung durch Dejokes und der Erbauung Ekbatanas als Königsitz ist also Sage. Um 640 vereinigte Phraortes die Stämme der Meder und begann von neuem den Kampf gegen das Joch der Assyrer, unterlag aber dem König Assurbanipal und fand seinen Tod. Erst seinem Sohn Kyaxares gelang es, nachdem er sich 620 von den in Asien eingefallenen Skythen befreit, die durch diese erschütterte Macht des assyrischen Reichs zu brechen und im Bund mit Babylonien 606 Ninive zu erobern. Er begründete das medische Reich, das die Völker von Iran, Armenien, Assyrien und Elam (Susiana) umfaßte. Ihm folgte 593 sein Sohn Astyages, welcher 558 von den Persern unter Kyros gestürzt wurde; die Meder wurden jetzt den Persern unterthan, so daß von nun an die Geschichte Mediens mit der von Persien verknüpft ist. Doch haben die Meder im persischen Reich stets eine hervorragende Rolle gespielt, so daß die Griechen die Perser selbst vielfach Meder nennen. Alexander d. Gr. eroberte diese persische Provinz 330 und gab sie dem Parmenion zur Verwaltung, nach dessen Tod sie Python erhielt. Durch Seleukos I. Nikator wurde M. ein Teil des syrischen Reichs der Seleukiden, und Antiochos III. fügte nach 220 auch Atropatene seiner Herrschaft hinzu. Durch den Arsakiden Mithridates I. wurde M. dem syrischen König Demetrios Soter 152 entrissen und gehörte nun zu den Ländern der Parther. Seitdem verschwand der Name der Meder als Volksname. Vgl. Lenormant, Sur la monarchie des Mèdes (Par. 1871); Oppert, Le peuple et la langue des Mèdes (das. 1879).

Medikamént (lat.), Arzneimittel.

Medikáster, Quacksalber, medizinischer Pfuscher; Medikasterei, s. Medizinalpfuscherei.

Medímnus (griech.), bei den alten Griechen Hohlmaß für trockne Gegenstände, = 52,53 Lit., = 6 altrömische Modii.

Medīna (Medinet), arab. Name für Stadt, daher vielfach in Ortsnamen vorkommend.

Medīna (Medinet en Nebi, "Stadt des Propheten"), Stadt in der arab. Landschaft Hidschas, Sitz eines türkischen Paschas, liegt etwa 1000 m hoch auf der weiten Hochebene, welche Zentralarabien bildet, und ist für die Bekenner des Islam als Wallfahrtsort von großer Bedeutung. Die Stadt besteht aus drei Abteilungen: dem Fort, der eigentlichen Stadt und der noch größern Vorstadt. Die eigentliche Stadt ist mit Mauern umgeben und hat 30 Türme und 4 Thore; die Straßen sind düster und eng und nur an einigen Stellen gepflastert, die Häuser aber gut gebaut und meist zwei Stockwerke hoch. Medinas Ruhm ist die Moschee, welche angeblich das Grab des Propheten birgt. Dieselbe heißt Mesdschid en Nebi oder El Haram (die "Unverletzliche"), und ihr Besuch gilt für die Mekkapilger zwar nicht als religiöse Pflicht, aber als verdienstlich. Jeder Pilger ist verpflichtet, solange er in M. verweilt, in der Moschee des Propheten täglich fünfmal zu beten und sich religiösen Betrachtungen hinzugeben. Die Moschee ist ungefähr 136 m lang und 110 m breit, hat einen großen, von Galerien umschlossenen Hofraum, viele Säulengänge und 5 Minarets. Nahe der südöstlichen Ecke befindet sich das Grab Mohammeds, eingeschlossen von einem eisernen, grün angestrichenen Filigrangitter, das mit Inschriften von gelber Bronze durchflochten ist. Rings um das eigentliche Grabmal zieht sich ein Vorhang von reichem Seidenstoff, zwischen welchem und dem Gitter ein schmaler Raum zum Herumgehen bleibt. Der Vorhang soll ein viereckiges Mauerwerk von schwarzen Steinen verhüllen, welches von zwei Säulen getragen wird und in seinem Innern angeblich den weißen Marmorsarg mit Mohammeds Leichnam enthält. Die bedeutenden Weihgeschenke reicher Pilger wurden im Lauf der Zeit von den Tempeldienern und Ulemas, zuletzt von den Wahabiten entwendet. Das Ganze ist mit einer schönen, hohen Kuppel überdeckt, welche weit über die andern Kuppeln der Moschee hinausragt. Nahe beim Vorhang, noch innerhalb des Gitters befindet sich das angebliche Grab der Fatime, der Tochter Mohammeds und Gattin Alis; ferner die Gräber Abu Bekrs und Omars, der ersten Nachfolger Mohammeds, und ein leeres Grab für Isa ebn Mirjam ("Jesus, Sohn der Maria"). Eine hölzerne Scheidewand, 2½ m hoch und reich mit Arabesken bemalt, läuft von der westlichen Seite des Gitterwerks quer durch die Moschee bis zu dem Thor derselben, Bab el Salam, so daß zwischen ihr und der südlichen Mauer ein Raum von etwa 8 m Breite bleibt. Diese Scheidewand ist dazu bestimmt, die heiligste Stelle der Moschee, El Rodha ("Garten"), den Teil der südlichen Kolonnade nördlich von der Scheidewand und zunächst der Grabeseinfassung, dem Zutritt der Pilger zu verschließen. An dem Bau dieser Moschee soll Mohammed selbst mit gearbeitet haben, aber seitdem ist sie fünfmal erneuert worden. Das gegenwärtige Gebäude wurde mit Ausnahme der Anbaue und Ausbesserungen 1484 n. Chr. aufgeführt. Außer dieser Hauptmoschee hat M. noch 14 andre. In der Nähe der Stadt ist die Moschee von Kubo, die älteste des Islam, von Mohammed selbst gegründet. Vom Friedhof El Bakia erstreckt sich nach S. hin ein langer Saum von Palmen, die in der Welt des Islam als "Bäume von M." berühmt sind. Die