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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Meergras - Meersch.

und Melikertes, Skylla, die Sirenen, endlich die Flußgötter, die männlichen Nachkommen des Okeanos (vgl. die einzelnen Artikel).

Meergras, s. Armeria.

Meerhäher, s. v. w. Mandelkrähe.

Meerhecht, s. Schellfisch.

Meerholz, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Gelnhausen, an der Kinzig und der Linie Frankfurt a. M.-Göttingen der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Pfarrkirche, ein Schloß des Grafen von Isenburg-M., Sandsteinbrüche, Weinbau und (1885) 824 meist evang. Einwohner.

Meerkalb, s. v. w. Seehund.

Meerkatze (Cercopithēcus Erxl.), Gattung aus der Familie der Schmalnasen (Catarrhini) und der Unterfamilie der Hundsaffen, schlank gebaute Tiere von zierlicher Körpergestalt, mit schlanken Gliedmaßen, feinen, kurzen Händen mit langem Daumen, langem Schwanz ohne Endquaste, weiten Backentaschen und großen Gesäßschwielen. Die Meerkatzen, welche diesen Namen schon im 16. Jahrh. erhielten, weil sie entfernte Ähnlichkeit mit der Katze haben und über das Meer nach Europa gebracht wurden, sind Bewohner der tropischen Gegenden Afrikas von der Ost- bis zur Westküste und hausen in großer Menge in den dortigen Urwäldern fast ausschließlich auf den Bäumen. Sie gehören zu den geselligsten, beweglichsten, muntersten und gemütlichsten aller Affen. Die sehr zahlreichen Arten leben in größern Gesellschaften Zusammen und richten in Gärten und auf Mais- und Durrafeldern oft große Verwüstungen an. Die Fortpflanzung scheint an keine bestimmte Jahreszeit gebunden zu sein, bei jeder Herde finden sich gleichzeitig Säuglinge und Halberwachsene. In der Gefangenschaft pflanzen sich die meisten Arten ohne Umstände fort. Seit den ältesten Zeiten bekannt ist die grüne M. (der grüne Affe, C. sabaeus Cuv.), in Ostafrika und Abessinien bis zu den westlichen Zuflüssen des Nils sehr gemein; sie ist 50 cm lang, mit ebenso langem Schwanz, oberseits dunkel graugrün, an den Extremitäten grau; Ohren und Hände sind schwarz, unten weißlich. Das Gesicht ist hellbraun. Sie wurde schon von den alten Ägyptern im Haus gehalten. Die rote M. (Patas, Kallitriche des Plinius, C. ruber Cuv.) ist 60-70 cm lang, mit ebenso langem Schwanz. Der Pelz ist an der Oberseite goldigrot, an der Unterseite weiß; auch der Backenbart ist weiß; Gesicht, Ohren und Hände sind schwarz, und um die Augen zieht sich ein fleischroter Ring. Dieser Affe findet sich von Westafrika bis Abessinien, aber spärlicher als der vorige und mehr in Steppenwaldungen. Er ist mürrisch und reizbar, das gerade Gegenteil des vorigen. Man findet sein Bildnis auf den ägyptischen Denkmälern und ihn selbst einbalsamiert in den Pyramiden. Die rußfarbene M. (Mohrenaffe, C. fuliginosus Geoffr., s. Tafel "Affen II") ist 60 cm groß, mit ebenso langem Schwanz. Der Pelz ist auf der Oberseite braunschwarz, auf der Unterseite grau, das Gesicht ist schwarz, das obere Augenlid fast rein weiß. Dieser Affe lebt an der Küste von Guinea und kommt wie die beiden ersten häufig nach Europa. Er ist munter, sehr gelehrig, dabei gutmütig.

Meerkohl, Pflanzengattung, s. Crambe.

Meerkohlwinde, s. Convolvulus.

Meerlattich, s. Ulva.

Meerleuchten (Leuchttierchen, Noctiluca), eine zu den Flagellaten gehörige Gattung aus der Klasse der Protozoen (s. d.), sind Organismen von etwa 1 mm Durchmesser, annähernd kugelförmig, mit deutlicher Membran und einem fadenförmigen Anhang, an dessen Basis sich eine rinnenförmige Einbuchtung und eine Öffnung befinden. Sie bestehen aus einer einzigen Zelle mit Kern und zahlreichen von ihm ausgehenden und zur Membran verlaufenden Protoplasmafäden. An einer Stelle ist die Membran durchbrochen, und durch diese Art von Mund wird die Nahrung (Diatomeen) aufgenommen und zugleich das Unverdaute wieder ausgestoßen. Die bekannteste Art, N. miliaris Sur. (s. Tafel "Protozoen"), ist in der Nordsee und im Atlantischen Ozean sehr verbreitet. Neuerdings ist eine der echten Noctiluca nahestehende Gattung (Leptodiscus medusoides Hertw.) in Messina entdeckt worden; sie hat die Gestalt einer Schirmqualle und bewegt sich auch gleich dieser durch Öffnen und Zusammenklappen ihres schirmförmigen Körpers fort. Weites über das Leuchten des Meers s. Meer, S. 417.

Meerlinse, s. Lemna und Salvinia.

Meerlinsigkeit, s. Perlsucht des Rindes.

Meerlunge, s. Medusen.

Meermelde, s. Atriplex.

Meernabel, s. Kreiselschnecken.

Meernagel (Onyx), Deckel der Stachelschnecken (Murex, s. Schnecken), dient in ganz Indien als Ingrediens angeblich heilkräftiger Räuchermittel.

Meernelke, s. v. w. Meergras, s. Armeria.

Meernesseln, s. v. w. Aktinien.

Meerohr (Seeohr, Halĭotis L.), Schneckengattung aus der Gruppe der Vorderkiemer (Prosobranchia) und der Familie der Haliotidae, mit ohrförmigem, flachem Gehäuse, von welchem die letzte Windung den bei weitem größten Teil bildet und die Öffnung sehr groß ist. Die Schale ist am linken Rand mit einer Reihe von Löchern versehen, durch welche das Tier fadenförmige Anhänge des Fußes steckt und das Wasser zu den Kiemen eintreten läßt. Sie ist außen oft gerunzelt, irisiert aber innen in den schönsten Farben (daher Irismuschel); auch das Tier ist mit farbigen Anhängen geschmückt. Man kennt mehr als 70 Arten in den Meeren der heißen und gemäßigten Zone, nördlich bis zum Kanal; sie leben in der Strandzone, besonders an felsigen Küsten, halten sich am Tag verborgen und weiden nachts die Tange ab. Die Schale wird als Perlmutter zu allerlei Kunstarbeiten benutzt (s. Perlmuscheln).

Meerotter, s. v. w. Seeotter.

Meerportulak, s. Atriplex.

Meerqualstern, s. Rhizopoden.

Meerrettich, s. Cochlearia.

Meersburg (Mörsburg), Stadt im bad. Kreis Konstanz, in schöner Lage am Bodensee, 446 m ü. M., hat ein altes (angeblich von dem fränkischen König Dagobert erbautes) und ein neues Schloß (bis 1750 Residenz der Bischöfe von Konstanz, jetzt Taubstummenanstalt), ein ehemaliges Dominikanerkloster, eine neue Pfarrkirche, ein kath. Schullehrerseminar, eine Präparandenanstalt, Baumwollweberei, bedeutenden Weinbau (der beste Wein am Bodensee), einen Hafen, Handel, Schiffahrt, Fischerei und (1885) 1743 meist kath. Einwohner. Auf dem Friedhof die sehenswerten Denkmäler des Magnetiseurs Mesmer (gest. 1815), des Freiherrn v. Laßberg (gest. 1855) und der Dichterin Annette v. Droste-Hülshoff (gest. 1848).

Meersburger, s. Badische Weine.

Meersch, Jan Andreas van der, Anführer der brabantischen Patrioten 1789, geb. 10. Febr. 1734 zu Meenen in Westflandern, trat zuerst in französische Kriegsdienste, in welchen er den Siebenjährigen Krieg mit Auszeichnung mitmachte, dann 1778 in österrei-^[folgende Seite]