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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Meinicke; Meiningen; Meininger

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Meinicke - Meininger.

Meinicke, Karl Eduard, Geograph, geb. 31. Aug. 1803 zu Brandenburg, wirkte seit 1825 am Gymnasium zu Prenzlau, dessen Direktorium er 1846 provisorisch, 1852 definitiv übertragen bekam, und lebte seit 1869, in Ruhestand versetzt, in Dresden, wo er 26. Aug. 1876 starb. M. war namentlich einer der gründlichsten Kenner der polynesischen Inselwelt. Seine Hauptwerke sind: "Versuch einer Geschichte der europäischen Kolonien in Westindien" (Weim. 1831); "Beiträge zur Ethnographie Asiens" (Prenzl. 1837); "Das Festland Australien" (das. 1837, 2 Bde.); "Die Südseevölker und das Christentum" (das. 1844) und als Abschluß seiner Studien das grundlegende Werk "Die Inseln des Stillen Ozeans" (Leipz. 1876, 2 Bde.). Außer einem Lehrbuch und einem Leitfaden der Geographie bearbeitete er noch in dem Stein-Wappäusschen "Handbuch der Geographie" (7. Aufl., Leipz. 1854 ff.) den Abschnitt über Australien.

Meiningen, Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Meiningen und Terrainkurort, liegt größtenteils am rechten Ufer der Werra, in einem engen, aber anmutigen Thal, an den Linien Eisenach-Lichtenfels der Werraeisenbahn und Oberndorf-M. der Bayrischen Staatsbahn, 298 m ü. M. Der ältere Teil der Stadt, 5. Sept. 1874 zum großen Teil niedergebrannt, ist gegenwärtig in einen durch breite Straßenzüge und geschmackvoll erbaute Häuser sich vorteilhaft auszeichnenden, vollständig neuen Stadtteil umgewandelt. Die schon früher neu angelegten Stadtteile (Bernhards-, Marien- u. Charlottenstraße) machen einen großstädtischen Eindruck. Erwähnenswert ist zunächst die alte, jetzt restaurierte Stadtkirche mit ihren beiden Türmen, deren Erbauung mit Kaiser Heinrich. II. in Verbindung zu bringen ist, daher die Statue dieses Kaisers auf dem schönen Marktbrunnen. Das hervorragendste Gebäude der Stadt ist das herzogliche Schloß Elisabethenburg mit einem Rundbau, welcher die Lokalitäten des herzoglichen Staatsministeriums und verschiedener Archive, namentlich des hennebergischen Archivs, enthält. Im Residenzschloß selbst befinden sich die Schloßkirche, die Gemäldegalerie, das Münzkabinett, die herzogliche Privat- und öffentliche Bibliothek etc. Hauptgebäude sind ferner: das Theater (dessen Personal durch seine vorzüglichen Leistungen bekannt ist), zwei herzogliche Palais, die neue Kaserne, das Militärlazarett, das Amtsgebäude etc. Neben ihnen bildender Englische Garten mit seinen schönen Baumgruppen, Bowlinggreens (auf einem derselben eine Büste Jean Pauls, der hier an seinem "Titan" schrieb) und der Fürstengruftkapelle sowie der kleine Palais- und Schloßgarten eine vorzügliche Zierde der Stadt. Am geräumigen Marktplatz steht das neue Rathaus. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885) mit der Garnison (2 Bat. Infanterie Nr. 32) auf 11,448 Seelen, meist evangelisch. Die Industrie ist unbedeutend, doch sind Bierbrauerei, Woll- und Baumwollweberei und Buchdruckerei bemerkenswert. An Geldinstituten befinden sich hier die Mitteldeutsche Kreditbank, die Deutsche Hypothekenbank und die Landeskreditanstalt. M. ist Sitz des herzoglichen Staatsministeriums, eines Landratsamtes, eines Landgerichts, eines Oberkirchenrats, der Direktion der Werraeisenbahngesellschaft etc. An höhern Schulen und andern öffentlichen Anstalten sind hier: ein Gymnasium, ein Realgymnasium, mehrere Privatinstitute, ein Krankenhaus (Georgenkrankenhaus), ein Schlachthaus etc., ferner der Hennebergische Altertumsforschende sowie ein Pomologischer Verein. In unmittelbarer Nähe der Stadt liegt der durch anmutige Promenadenwege mit ihr verbundene bewaldete Herrenberg, von welchem man durch die Haßfurth, eine liebliche Waldpartie, zu der neuerbauten Burg Landsberg gelangt. Zum Landgerichtsbezirk M. gehören die 21 Amtsgerichtsbezirke zu: Brotterode, Eisfeld, Heldburg, Hildburghausen, Koburg, Königsberg i. Fr., M., Neustadt a. Haide, Rodach im Herzogtum Koburg, Römhild, Salzungen, Schalkau, Schleusingen, Schmalkalden, Sonneberg, Sonnefeld, Steinach in Sachsen-Meiningen, Steinbach-Hallenberg, Suhl, Themar und Wasungen. - M. stand im 9. Jahrh. unter der Aufsicht fränkischer Gaugrafen, wurde aber 1008 vom Kaiser an das Stift Würzburg verliehen. 1542 ward zwischen Würzburg und Henneberg ein Tauschvertrag abgeschlossen, der Stadt und Amt M. gegen das hennebergische Schloß und Amt Mainberg bei Schweinfurt und eine beträchtliche Kaufsumme an Henneberg brachte. 1543 und 1544 wurde in M. wie im Land Henneberg die Reformation eingeführt. Nach dem Tode des letzten Grafen von Henneberg, Georg Ernst (1583), fielen Stadt und Land M. an die Ernestinischen Herzöge von Sachsen. 1592 fand die Barchentmanufaktur Eingang und brachte Wohlstand in die Stadt; aber der Dreißigjährige Krieg verminderte die Bevölkerung der Stadt von 6000 Einw. auf 1360. Bei der Teilung von 1660 fiel M. an Sachsen-Altenburg und, als diese Linie ausstarb, an Sachsen-Gotha unter Herzog Ernst dem Frommen. 1680 kam es auf den Anteil Herzog Bernhards I., der nun die bisherige Residenz zu Ichtershausen nach M. verlegte und die Elisabethenburg erbaute. Vgl. Hegewald, M., die Pforte der Franken (Meining. 1886).

^[Abb.: Wappen von Meiningen.]

Meininger, vulgäre Bezeichnung der durch ihre zahlreichen Gastspiele im In- und Ausland rühmlichst bekannt gewordenen Hoftheatergesellschaft des regierenden Herzogs von Meiningen. Dieselbe verdankt ihre Bedeutung für das deutsche Theater dem lebhaften Interesse Herzog Georgs, der die Oper seiner Residenz auflöste, um alle zu Gebote stehenden Mittel auf die Hebung des Schauspiels zu verwenden, und auch hier wiederum nur das Bedeutende und Dauernde zur Darstellung brachte. Die Vorzüge der Aufführungen der M., wie sie sich unter der Leitung des Herzogs und seines Mitarbeiters Chronegk gestalteten, bestehen im wesentlichen einerseits darin, daß die äußere Ausstattung der Stücke bis ins kleinste stilvoll und echt ist, d. h. dem betreffenden Stück nach Zeit und Art vollständig entspricht, anderseits in der harmonischen Gesamtwirkung der Darstellungen, bewirkt dadurch, daß sich alle Spieler als Teile des Ganzen betrachten und diesem unterordnen, so daß ein unbefugtes virtuoses Hervordrängen Einzelner ganz ausgeschlossen bleibt. Das erste Gastspiel der M. fand im Mai 1874 in Berlin am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater statt; seitdem ist die Gesellschaft auf zahlreichen deutschen Bühnen wie auch im Ausland (in Amsterdam, London, Petersburg etc.) aufgetreten. Die von den Meiningern aufgeführten Stücke wurden unter dem Titel: "Repertoire des herzoglich meiningenschen Hoftheaters, offizielle Ausgabe" veröffentlicht. Vgl. R. Prölß, Das herzoglich meining. Hoftheater und die Bühnenreform (2. Aufl., Erfurt 1882); Derselbe, Führer durch das Re-^[folgende Seite]