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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Meiringen; Meise

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Meiringen - Meise.

pertoire der M. (Leipz. 1887); H. Herrig, Die M. (2. Aufl., Dresd. 1879).

Meiringen, Flecken im schweizer. Kanton Bern, Hauptort des Haslethals, rings von hohen Bergen umgeben, 599 m ü. M., war bis zum Brand von 1879 der Typus eines echten Berner Oberländerdorfs mit engen Straßen, altersbraunen Holzhäusern mit vorn weit vorspringenden Dächern. M. ist Kreuzungspunkt von sechs Alpenstraßen, unter denen die Straße über den Brünig und die Wege nach der Grimsel und der Großen Scheidegg besonders besucht sind; die Schnitzindustrie beschäftigt ca. 600 Holzschnitzer. Die Einwohner, (1880) 2805, sind reformierter Konfession. In der Nähe die Reichenbachfälle.

Meise (Parus L.), Vogelgattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel und der Familie der Meisen (Paridae), kleine, gedrungen gebaute Vögel mit kurzem, kegelförmigem, geradem, auf der Firste gerundetem, an den Seiten zusammengedrücktem Schnabel, mittellangen Flügeln, in welchen meist die vierte und fünfte Schwinge am längsten sind, meist kurzem und dann gerade abgeschnittenem oder nur wenig ausgeschweiftem, zuweilen auch langem und dann stark abgestuftem Schwanz, starken und stämmigen Füßen, mittellangen, kräftigen Zehen und großen, stark gekrümmten Nägeln. Sie finden sich weitverbreitet in der Alten Welt, besonders im Norden, und streichen zu gewissen Zeiten und in großer Menge durch das Land, ohne eigentliche Zugvögel zu sein. Sie leben gesellig, auch mit andern Vögeln, besonders im Wald, sind ungemein lebendig und beweglich, klettern und schlüpfen sehr geschickt, fliegen aber nur selten weit. Sie sind die besten Kerbtiervertilger und suchen besonders Larven und Eier, viele fressen aber auch Sämereien. Infolge der fortschreitenden Kultur vermindert sich die Zahl der Meisen sehr erheblich, namentlich die Kohlmeise ist bei weitem nicht mehr so häufig wie früher. Es liegt daher im Interesse der Land- und Gartenwirtschaft, die Meisen durch Anbringen von Nistkasten zu schützen. Sie brüten meist zweimal im Jahr und legen jedesmal 4-15 Eier, welche von beiden Eltern ausgebrütet werden. Im Käfig gewöhnen sie sich bald ein, werden aber niemals eigentlich zahm und verfolgen im Gesellschaftskäfig selbst größere Vögel mit Mordlust. Die Beutelmeise (P. [Aegithalus] pendulinus Vig.), 12 cm lang, 18 cm breit, mit pfriemenförmigem, an der Spitze kaum abwärts gebogenem Schnabel, kurzen, stumpfen Flügeln, mittellangem, schwach ausgeschnittenem Schwanz und sehr kräftigen Zehen, an Stirn und Zügel schwarz, Vorderkopf weißlich, Hinterhals schmutzig grau, Mantel und Schultern gelbbraun, Bürzel rostbräunlich, Kinn und Kehle weiß, an der übrigen Unterseite gelblichweiß, Schwingen und Steuerfedern braunschwarz, weiß gesäumt; das Auge ist braun, Schnabel und Fuß schwarz. Sie bewohnt Osteuropa, Südfrankreich, Kleinasien, ist in Deutschland selten, erscheint auf ihren Wanderungen ziemlich regelmäßig an manchen Seen Nord- und Ostdeutschlands, baut sich ein sehr künstliches, frei über dem Wasser an der Zweigspitze einer Weide hängendes Nest und legt sieben weiße Eier (s. Tafel "Eier I"). Das Nest gilt bei den Mongolen, auch in Polen für heilkräftig. Die Bartmeise (P. [Panurus] biarmicus Koch), 16 cm lang, 19 cm breit, mit gestrecktem, auf der Firste gebogenem, an den Schneiden etwas eingezogenem und gekrümmtem Schnabel, kräftigen Füßen, mittellangen Flügeln und langem, sehr stark abgestuftem Schwanz, hell zimtbraun, unten blaß rosenrot, an der Kehle weißlich, in der Steuergegend schwarz, mit weißer Flügelbinde und schwarzem Knebelbart unter den Zügeln; der Schnabel ist gelb, die Augen sind braun, die Füße schwarz. Sie bewohnt Südosteuropa, Holland, England, Ungarn, Italien, Spanien, Mittelasien, lebt im Rohr sehr verborgen, nährt sich von Insekten und Sämereien, baut im Rohr, unmittelbar über dem Boden in Grasbüschen ein sehr künstliches, länglich eiförmiges Nest und legt zweimal im Jahr 4-6 weiße, rötlich gestrichelte Eier (s. Tafel "Eier I"). In der Gefangenschaft läßt sie sich nur paarweise erhalten. Die Schwanzmeise (Mehl-, Mohr-, Schnee-, Bergmeise, Weinzapfer, P. [Acredula] caudata Koch), 14,5 cm lang, 18,3 cm breit, sehr gedrungen gebaut, mit sehr kurzem, gewölbtem Schnabel, schwachen Füßen, mittellangen Flügeln und langem, stark abgestuftem Schwanz, auf dem Oberkopf und der Unterseite weiß, in den Weichen rosenrotbraun, auf der Oberseite schwarz, Schultern rotbraun, die hintern Armschwingen außen breit weiß gerandet, die äußern Schwanzfedern außen und am Ende weiß; das Auge ist dunkelbraun, Schnabel und Fuß schwarz, bewohnt Nord- und Mitteleuropa und Mittelasien, streicht bei uns im Herbst und Frühjahr, doch bleiben einzelne auch den Winter hindurch. Sie bevorzugt Obstwaldungen und baumreiche Auen, nährt sich ausschließlich von Insekten, baut ein großes, eiförmiges, nicht hängendes Nest und legt 9-15 weiße, blaßrot punktierte Eier (s. Tafel "Eier I"). Eingewöhnt, hält sie sich in der Gefangenschaft sehr gut. Die Haubenmeise (Kupp-, Schopf-, Heidenmeise, Meisenkönig, P. [Lophophanes] cristatus Kaup), 13 cm lang, 21 cm breit, mit kurzem, konischem Schnabel, runden Flügeln, mittellangem, gerundetem Schwanz und stufenweise verlängerten Haubenfedern, oben mausgrau, unten grauweiß; Haubenfedern, Zügelstreif, Kehle und Nackenband sind schwarz, die erstern weiß gekantet, Schwingen und Steuerfedern sind dunkel graubraun, das Auge ist braun, der Schnabel schwarz, die Füße schmutzig hellblau. Sie bewohnt in Europa Nadelwaldungen, ist bei uns Standvogel, streift im Winter in größern Gesellschaften umher, nährt sich von Eiern und Larven von Insekten, höchstens im Winter von Sämereien, nistet in Baumlöchern und legt 8-10 weiße, bräunlichgrau punktierte Eier (s. Tafel "Eier I"), im Käfig hält sie sich schwer. Die Kohlmeise (Fink-, Talg-, Pickmeise, P. [Parus] major L., s. Tafel "Sperlingsvögel II"), 16 cm lang, 25 cm breit, mit kräftigem, kegelförmigem, seitlich zusammengedrücktem, vorn spitzem Schnabel, starken Füßen mit großen Nägeln, kurzen, breiten Flügeln und mittellangem Schwanz, oben olivengrün, unten blaßgelb, Oberkopf, Kehle, ein über die ganze Unterseite und ein von der Gurgel zum Hinterkopf verlaufender Streifen schwarz, Schwingen und Steuerfedern blaugrau, mit weißen Kopfseiten und weißem Flügelstreif; der Schnabel ist schwarz, die Augen sind braun, die Fuße bleigrau. Sie bewohnt Europa, Mittelasien, Nordwestafrika und die Kanarischen Inseln, weilt bei uns vom März bis Oktober in Mischwald und größern Gärten und erscheint am häufigsten im Frühjahr und Herbst, wenn die nördlicher wohnenden bei uns durchstreichen. Sie lebt von Kerbtieren, Fleisch, Baumfrüchten und Sämereien, ist sehr gesellig, feig, überfällt aber mordgierig alle schwächern Vögel, um deren Gehirn zu fressen, und plündert die Bienenstöcke. Sie nistet in guten Sommern zweimal hoch oder niedrig über dem Boden in Baumhöhlen oder Mauerlöchern u. legt 8-14 weiße, rostfarben punktierte Eier (s. Tafel "Eier I").