Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Meißner; Meißnersche Körperchen; Meißners Weiß; Meissonier

437

Meißner - Meissonier.

Großalmerode. Sein weithin sichtbarer, geologisch interessanter Gipfel, 750 m hoch, ist eine 4 km lange, 2 km breite und 450 Hektar große Wiesenfläche mit dem Frau Hollen-Teich an der östlichen Seite. Letzter besteht aus Buntsandstein, die westliche aus Muschelkalk, von Basalt durchbrochen (s. Tafel "Gangbildungen", Fig. 1). Am nordöstlichen Fuß liegt ein Streifen der Zechstein- und Kohlenformation zu Tage. Vgl. Amelung, Meißnerführer (Eschwege 1886).

Meißner, 1) August Gottlieb, Schriftsteller, geb. 3. Nov. 1753 zu Bautzen, studierte in Leipzig und Wittenberg und wirkte sodann seit 1785 als Professor der schönen Wissenschaften zu Prag und seit 1805 als Konsistorialrat und Direktor der höhern Lehranstalten zu Fulda, wo er 20. Febr. 1807 starb. Meißners Schriften waren Nachklänge der gräzisierenden und halb frivolen Unterhaltungslitteratur, welche Wielands Beispiel ins Leben gerufen hatte. Wir erwähnen davon die historischen Romane: "Alcibiades" (Leipz. 1781-88), "Bianca Capello" (das. 1785), "Epaminondas" (das. 1798) etc. und seine einst sehr beliebten "Skizzen" (das. 1778-96, 14 Sammlungen), novellenartige Schilderungen und Aufsätze verschiedenen Inhalts (in Auswahl, Lindau 1876). Meißners sämtliche Werke wurden von Kuffner (Wien 1813-14, 36 Bde.) herausgegeben.

2) Alfred, Dichter, geb. 15. Okt. 1822 zu Teplitz, Enkel des vorigen, besuchte das Piaristengymnasium in Schlackenwerth und studierte zu Prag Medizin, widmete sich inzwischen schon in jugendlichem Alter ausschließlich der Litteratur. Nach wechselndem Aufenthalt zu Leipzig, Paris und Frankfurt a. M. kehrte M. 1850 nach Prag zurück, unternahm von hier aus zahlreiche Reisen und ließ sich endlich (1869), nach erfolgter Verheiratung, dauernd in Bregenz nieder, wo er 29. Mai 1885 starb. Meißners erstes Auftreten fiel in die Zeit der höchsten politischen Gärung; neben der spezifisch politischen Poesie hatten Lenau, Byron und die neuern französischen Dichter einen bedeutenden Einfluß auf ihn. Mit dem Epos "Ziska" (Leipz. 1846, 12. Aufl. 1881) errang er einen raschen Erfolg; die lebendige, farbenreiche Schilderung und die energische Kraft einzelner Gesänge und Bilder halfen über den Mangel künstlerischer Einheit und tieferer Charakteristik hinüber. In seinen "Gedichten" (Leipz. 1845, 12. Aufl. 1881) fanden sich einzelne wahrhaft empfundene Stimmungen und schwungvolle Lieder, daneben freilich auch viel hohle Rhetorik und unklare Zerrissenheit. Während der Jahre 1848-49 publizierte M. das komische Epos "Der Sohn des Atta Troll" (Leipz. 1850), in dem er sich an Heines Vorbild anlehnte, sowie die nicht uninteressanten "Revolutionären Studien aus Paris" (Frankf. 1849, 2 Bde.). Mit den Tragödien: "Das Weib des Urias" (Leipz. 1850), "Reginald Armstrong, oder die Welt des Geldes" (das. 1853) und "Der Prätendent von York" (das. 1857) gewann M. zwar keine entscheidenden Bühnenerfolge, erwies aber so viel echte, wenn schon etwas herbe Gestaltungskraft, daß sein Wiederabwenden von der dramatischen Dichtung um so beklagenswerter erschien, als seine nachfolgenden Romane dem Unterhaltungsbedürfnis des Publikums und der modernen Schnellproduktion mehr als billig Konzessionen machten. Fehlte den ersten derselben: "Die Sansara" (Leipz. 1858, 4 Bde.; 3. Aufl. 1861), "Der Pfarrer von Grafenried" (Hamb. 1855; 2. Aufl. u. d. T.: "Zwischen Fürst und Volk", Leipz. 1861, 3 Bde.), eine tiefere poetische Idee und manche glänzende Einzelausführung nicht, und erhoben sich auch die spätern: "Zur Ehre Gottes", eine Jesuitengeschichte (das. 1860, 2 Bde.), "Neuer Adel" (das. 1861, 3 Bde.), "Schwarzgelb", eine Darstellung der österreichischen Reaktionsepoche nach 1850 (Berl. 1862-64, 8 Bde.), "Lemberger und Sohn" (das. 1865), "Babel", Roman aus Österreichs neuester Geschichte (das. 1867), "Sacro Catino" (das. 1868), "Die Kinder Roms" (das. 1870), "Oriola" (das. 1874), "Feindliche Pole" (das. 1878), "Auf und nieder" (das. 1879), "Norbert Norson" (das. 1883) etc., über die geist- und inhaltlose Tagesbelletristik: so ließen sie doch die eigentlich dichterische Vollendung vermissen. Höher standen einzelne Stücke der "Charaktermasken" (Leipz. 1862, 3 Bde.), der "Novellen" (das. 1865, 2 Bde.), der "Rokokobilder" (Gumbinn. 1871) sowie das Gedicht "Werinherus" (Leipz. 1872) und "Der Bildhauer von Worms" (Berl. 1874, 2 Bde.). Außerdem erschienen von M. noch: "Heinrich Heine; Erinnerungen" (Hamb. 1856); "Durch Sardinien" (Leipz. 1859); "Unterwegs", Reisebilder (das. 1867); "Kleine Memoiren" (das. 1868); "Zeitklänge", Gedichte (Berl. 1870), und "Historien", geschichtliche und litterargeschichtliche Skizzen (das. 1875). Seine "Gesammelten Schriften" (Leipz. 1871-73, 18 Bde.) vereinigen den größern Teil der poetischen Schöpfungen Meißners. Eine Nachlese dazu erschien unter dem Titel: "Mosaik" (Berl. 1886, 2 Bde.), eine Sammlung seiner "Dichtungen" insbesondere in 4 Bänden (das. 1881). Sein Leben (bis 1856) beschrieb er selbst in der "Geschichte meines Lebens" (Teschen 1884, 2 Bde.).

Meißnersche Körperchen, s. Haut, S. 232.

Meißners Weiß, s. Griffiths Weiß.

Meissonier (spr. mäßonjeh), Jean Louis Ernest, franz. Maler, geb. 21. Febr. 1815 zu Lyon, kam jung nach Paris und bildete sich im Atelier Cogniets und nach den niederländischen Gemälden im Louvre. Er war anfangs genötigt, sich mit Illustrationen zur Bibel, zu Bossuets Weltgeschichte, zum "Rasenden Roland", zu B. de Saint-Pierres Erzählungen: "Paul und Virginie" und "Die indische Hütte" seinen Unterhalt zu erwerben. Die ersten nach seinen Mustern ausgeführten Genrebilder: der kleine Bote und der Schachspieler, erschienen im Salon von 1836. Es folgten Mönch, einen Kranken tröstend (1838), der englische Doktor (1839), der Leser (1840), die Schachpartie (1841), die seinen Namen zuerst bekannt machte und ihm eine Medaille einbrachte. Mit Vorliebe stellte er Personen aus der Zeit Ludwigs XIV. u. Ludwigs XV. dar. Seine folgenden, sehr zahlreichen, aber stets mit äußerster Gewissenhaftigkeit durchgeführten Bilder bewegen sich meist in der gleichen Richtung: einer scharfen, aber kühlen, nicht allzu tief in die Seele eindringenden Charakteristik und einer eleganten Stoffmalerei. Gelegentlich griff er auch in das Gebiet der neuern Geschichte, in die Feldzüge Napoleons I. und Napoleons III. hinüber, erzielte aber nur dann größere Wirkungen, wenn er sich auf wenige Figuren in kleinem Maßstab beschränkte. Für figurenreichere Kompositionen (z. B. die Kürassiere von 1805) sowie für Bildnisse größern Formats reicht Meissoniers Ausdrucksfähigkeit nicht aus. Seine Hauptwerke sind in chronologischer Reihenfolge: der Maler in seinem Atelier (1843), die Leibwache, junger Mann, Zeichnungen betrachtend, die Pikettpartie (1845), die Kegelspieler, die Soldaten (1848), die Bravi (1852), der Hufschmied, Maler, Musiker (1861), Napoleon I. mit seinem Stab 1814 und Napoleon III. zu Solferino (1864), Folgen eines Streits beim Spiel (1865). Auf der Pariser Weltausstellung von 1867 sah man Vorlesung bei Diderot, der Kapitän, Kavaliere vor einem Wirtshaus, General Desaix bei der Rhein-^[folgende Seite]