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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mekka; Mekkabalsam; Mekran; Mektubtschi; Mel; Mela

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Mekka - Mela.

einer der vier Residenzen des Reichs sowie zur Begräbnisstätte der Dynastie bestimmt.

Mekka, Stadt in der arab. Landschaft Hidschas, am westlichen Ende einer öden, baumlosen Thalschlucht zwischen kahlen Bergen, etwa 96 km von der Küste des Roten Meers entfernt, mit ca. 50-60,000 Einw. Sie ist die religiöse Hauptstadt der ganzen mohammedanischen Welt und daher das Ziel regelmäßiger Pilgerzüge aus allen Teilen des Orients, durch die sie zuzeiten einen Zuwachs von über 100,000 Menschen (1875: 150,000) erhält. M. hat breitere (aber ungepflasterte) Straßen als die meisten Städte des Orients, steinerne, öfters drei Stockwerke hohe und hauptsächlich für den Aufenthalt der Pilger eingerichtete Häuser und im O. eine Feste mit dicken Mauern und Türmen. Gutes Trinkwasser führt seit der Zeit Harun al Raschids eine 50 km lange Leitung herbei. Der Ruhm von M. und das Hauptziel der mohammedanischen Pilgerscharen ist die große Moschee, Beit-Allah ("Haus Gottes"), auch Mesdschid el Haram ("heilige Moschee") genannt. Sie ist ein 257 Schritt langer, 216 Schritt breiter und 2-3 m unter der sonstigen Oberfläche von M. gelegener Hof. Die nördliche Seite besteht aus einer vierfachen, die übrigen aus dreifachen Säulenreihen, welche oben durch Bogengewölbe verbunden sind, von denen je vier eine kleine Kuppel tragen. Das Gebäude hat 152 solcher Kuppeln, 19 Thore und 7 hohe Minarets. Die meisten der 6½ m hohen Säulen sind von gewöhnlichen Steinen, nur einige von Marmor, Granit oder Porphyr. Übrigens ist diese Moschee im Lauf der Jahrhunderte so oft zerstört, beschädigt, wieder aufgebaut und ausgebessert worden, daß man keine Spuren frühern Altertums mehr daran wahrnehmen kann. Von den Säulengängen ringsum führen sieben gepflasterte Wege nach der in der Mitte des Ganzen stehenden Kaaba (s. d.), dem alten Nationalheiligtum der Araber. Sonstige Denkwürdigkeiten sind: das Grab Hagars und Ismaels; die vier Gebetshäuser der rechtgläubigen mohammedanischen Sekten (Schafiiten, Hanisiten, Malikiten, Hanbaliten), welche um die Kaaba herumstehen; unter demjenigen der Schafiiten der heilige und für heilkräftig geltende, bitterlich schmeckende Brunnen Zemzem, der Sage nach derselbe, den Jehovah auf das Gebet der Hagar in der Wüste entspringen ließ; der Makam Ibrahim oder die Stätte Abrahams mit seinen Fußstapfen und die Kobbateins oder die Bibliothekräume. Hauptgegenstand des Besuchs aller nach M. kommenden Pilger ist der Berg Arafât (s. d.), östlich von M. Die Bewohner von M. sind größtenteils Fremde oder doch Nachkommen von Fremden. Der alte Stamm Koreisch, dessen elende Zelte vor der Stadt stehen, ist beinahe erloschen. Ein Zweig der alten Araber, der in M. übriggeblieben, sind die eingebornen Scherife, die ihren Stammbaum von Hassan und Hossein, den Söhnen der Fatima, der Tochter Mohammeds, ableiten und eine große Klasse bilden, die über viele Teile Arabiens verbreitet ist. Die Einwohner leben fast ausschließlich von dem Gewinn, den sie von den Pilgern ziehen; man berechnet den jährlichen Geldzufluß durch die letztern auf 50 Mill. Mk. Einige Töpfereien und Färbereien und die Fabrikation von Rosenkränzen ausgenommen, gibt es in M. keine Manufakturen. Der Handel aber ist beträchtlich, besonders während der Wallfahrtszeit, und zwar ist er in den Händen reicher Pilger, welche ihre Waren, Produkte fast aller mohammedanischen Länder, untereinander austauschen oder von den Kaufleuten Mekkas indische und arabische Waren dagegen eintauschen. Zu dieser Zeit wird M. einer der größten Märkte des Orients. Die Stadt steht unter einem eignen Großscherif, neben welchem der türkische Pascha erst seit 1882 größern Einfluß gewonnen hat. - M. wird schon von Ptolemäos unter dem Namen Makoraba erwähnt. Vor der Zeit Mohammeds stand es unter der Herrschaft der Chosaiten und dann unter der der Koreischiten. Ein Sprößling der letztern war Mohammed selbst, der um 570 hier geboren wurde und 622 von hier nach Medina fliehen mußte, von wo er 630 zurückkehrte und M. eroberte. Nach Mohammeds Tod ward die Stadt das Erbteil seiner Nachkommen, deren Haupt unter dem Titel eines Großscherifs regierte. 930 eroberten die Karmathier die Stadt. Später nahmen die osmanischen Sultane den Titel als Beschützer der heiligen Städte M. und Medina an und ernannten den Großscherif aus der Mitte der Scherife, doch war ihr Einfluß immer ein sehr beschränkter. Die Stadt wurde 1803 von den Wahabiten, 1813 von Mehemed Ali von Ägypten erobert, dem sie dann seit 1833 gehörte. 1840 wurde die türkische Herrschaft hergestellt. Vgl. Burton, Personal narrative of a pilgrimage of El-Medinah and Meccah, Bd. 3 (3. Aufl., Lond. 1879); v. Maltzan, Meine Wallfahrt nach M. (Leipz. 1865, 2 Bde.); Wüstenfeld, Geschichte der Stadt M. (das. 1862, Fortsetzung 1885).

Mekkabalsam (Opobalsamum verum, Balsamum de Mecca s. Gileadense), Balsam, welcher von Balsamodendron Gileadense Kth., einer in Arabien und Ägypten einheimischen Amyridee, gewonnen wird und im Altertum und Mittelalter sehr geschätzt war. Der freiwillig oder aus Einschnitten ausfließende dünnflüssige, trübe, blaßgelbe, wohlriechende Balsam kommt nicht in den europäischen Handel. Dagegen wird der durch Auskochen der Zweige mit Wasser gewonnene dickflüssige, gelbliche, trübe, minder angenehm riechende Balsam, der sich allmählich verharzt, häufiger ausgeführt. Er enthält 10 Proz. farbloses ätherisches Öl.

Mekran, Küstenlandschaft am Arabischen Meer, zwischen 60-65° östl. L. v. Gr., bis Anfang der 60er Jahre eine Provinz Belutschistans, jetzt geteilt zwischen diesem und Persien, ist ein nur längs der Flußthäler dichter bevölkertes und hier sehr fruchtbares Gebiet, das die schönsten Datteln hervorbringt, sonst ein infolge mangelnder Bewässerung ausgedörrtes Plateauland. Die Bevölkerung besteht aus Belutschen und Brahui; sie ist in zahlreiche Stämme unter eignen Fürsten zersplittert. An der Küste besitzt in dem Gebiet von Belutschistan der Sultan von Maskat ein kleines Areal. Wegen der wichtigen indoeuropäischen Telegraphenleitung, deren Kabel hier bei Gwater ans Land kommt, hat England seit 1863 mit mehreren Fürsten von M. Verträge geschlossen.

Mektubtschi (arab.-türk.), s. v. w. Sekretär, deren das türkische Beamtenwesen drei zählt: den M. des Großwesirs, welcher über die aus den verschiedenen Büreaus eingehenden Schriftstücke Protokoll führt; den des Scheich ul Islam, welcher die kirchlichen Verordnungen und Brevets ausstellt, und den M. des Kriegsministeriums, welcher die Korrespondenz und Verwaltung des Kriegsschatzes beaufsichtigt.

Mel (lat.), Honig; M. aëris, Honigtau; M. depuratum, gereinigter Honig; M. rosatum, Rosenhonig.

Mela, Pomponius, röm. Geograph, aus Tingentera in Hispanien, verfaßte 43 n. Chr. unter dem Titel: "De chorographia" (früher "De situ orbis") ein geographisches Kompendium in drei Büchern. Es ist ein Auszug aus wenigen und damals schon meist