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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mendōza; Mendrisio; Mene; Menedēmos; Menelāos

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Mendoza - Menelaos.

(s. d.) geschafft werden. Die Hauptstadt M. liegt am Fuß der Kordilleren, 707 m ü. M., und ist seit dem großen Erdbeben vom Jahr 1861, welches 13,000 von 14,600 Einw. das Leben kostete, wieder neu aufgebaut worden. M. hat eine Ackerbauschule, lebhaften Handel und (1882) 18,200 Einw. Eine Eisenbahn verbindet es seit 1884 mit Buenos Ayres.

Mendōza, 1) Don Diego Hurtado de, span. klassischer Schriftsteller, Staatsmann und Feldherr, geboren um 1503 zu Granada, war ursprünglich für den Dienst der Kirche bestimmt, trat aber nach vollendeten Studien in die Armee und machte den Feldzug in Italien mit. 1538 ernannte ihn Karl V. zum Gesandten in Venedig, und M. leistete hier der Sache des Kaisers die ausgezeichnetsten Dienste. Daneben aber immer sowohl mit eignen Studien als mit der Förderung der Wissenschaften beschäftigt, wandte er seinen Aufenthalt in Italien besonders zum Sammeln griechischer Manuskripte an und ließ selbst in Griechenland nach solchen suchen. Seinen Bemühungen ist die Wiederauffindung mehrerer bis dahin nur dem Namen nach bekannter Schriften des Altertums zu verdanken. 1545 ernannte ihn Karl V. zu seinem Vertreter auf dem Konzil von Trient und 1547 zum außerordentlichen Gesandten am römischen Hof und zum Gouverneur von Siena, wo er bis 1554 blieb. Von Philipp II. nach dessen Thronbesteigung mit Kälte behandelt, erschien M. nur noch selten am Hof und lebte meistens auf seinen Gütern den Wissenschaften und der Dichtkunst. Infolge eines heftigen Streits mit einem Höfling fiel er bei Philipp völlig in Ungnade. Vom Hofe verbannt, zog er sich nach seiner Vaterstadt zurück, erhielt 1575 die Erlaubnis zur Rückkehr nach Madrid, war aber kaum daselbst eingetroffen, als er erkrankte und starb. Seine kostbare, besonders an griechischen und arabischen Manuskripten reiche Bibliothek hinterließ er dem König, und sie befindet sich jetzt im Escorial. Wahrscheinlich noch als Student schrieb er seinen ausgezeichneten komischen Roman "Vida de Lazarillo de Tormes" (zuerst Burgos 1554; Antwerp. 1554, 1595 u. öfter; am besten Par. 1827; auch in Ochoas "Tesoro de' novelistas españoles", Bd. 1, das. 1847, und in der "Biblioteca de autores españoles", Bd. 3, Madr. 1846; deutsch von Keil, Gotha 1810), durch welchen er eine ganz neue Gattung, den sogen. Schelmenroman (Novela picaresca), schuf, und der sowohl als meisterhaftes Gemälde des spanischen Volkslebens wie auch seiner Sprache wegen zu den klassischen Werken der spanischen Litteratur gehört. Der Roman erhielt zwei Fortsetzungen, eine mißlungene von einem Ungenannten (Antwerp. 1555) und eine sehr gute von Enrique de Luna (Par. 1620, Sarag. 1652 und in den oben genannten Sammlungen). Den Aufstand der Morisken (1568) beschrieb M. in seiner klassischen "Historia della guerra de Granada", welche aber erst lange nach seinem Tod verstümmelt gedruckt werden durfte (Madr. 1610; vollständig zuerst Valenc. 1776 u. 1795; auch in Ochoas "Tesoro de historiadores españoles", Par. 1840 und in der "Biblioteca de autores epañoles", Bd. 21, Madr. 1851). Mendozas Gedichte sind teils in den italienischen, teils in den nationalen Versmaßen geschrieben und gehören durch Gedankentiefe und edlen Ausdruck zu den vorzüglichsten des 16. Jahrh. Sie wurden erst lange nach seinem Tod unvollständig und sehr fehlerhaft gedruckt (Madr. 1610; besser in der "Biblioteca de autores españoles", Bd. 32, das. 1854; kritische Ausg. von Knapp, das. 1877); eine Sonderausgabe der satirischen und burlesken Gedichte, deren Druck die Inquisition lange verhinderte, besorgte neuerdings Ginesta (Madr. 1876). Noch hat man unter Mendozas Namen zwei satirische Briefe: "Cartas del bachiller de Arcadia", von denen ihm jedoch nur einer mit Sicherheit zugeschrieben werden kann. Eine Gesamtausgabe seiner Werke begann Paso y Delgado (Granada 1864 ff.). - Sein Bruder Don Antonio Hurtado de M. war Vizekönig von Neuspanien und veröffentlichte das naturhistorische Werk "De las cosas naturales y maravillosas de nueva España". - Ein andrer Don Antonio de M., geb. 1590 zu Burgos, gest. 1644, war Kommandeur des Calatravaordens, Geheimer Sekretär König Philipps IV. und Mitglied des Inquisitionsgerichts. Er hinterließ mehrere Komödien (abgedruckt in der "Biblioteca de autores españoles", Bd. 45) und lyrische Gedichte (Lissab. 1696; neueste Ausg., Madr. 1849; im Auszug auch im 16. u. 42. Bd. der eben genannten "Biblioteca") sowie einige prosaische Schriften.

2) Inigo Lopez de, s. Santillana.

Mendrisio, Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Tessin, an der Linie Lugano-Chiasso der Gotthardbahn, mit Seidenzucht und (1881) 2749 Einw. Von hier aus wird der Monte Generoso (s. d.) bestiegen.

Mene, Kriegsgöttin, s. Ma.

Menedēmos, Stifter einer philosophischen Schule, welche nach seiner Vaterstadt Eretria die eretrische heißt und eine Fortsetzung der elischen bildet, lebte um 300 v. Chr. und war ein Schüler Platons, dann des Megarikers Stilpon. Er bekleidete mehrere Ämter, mußte aber endlich, des Verrats an seiner Vaterstadt zu gunsten des Antigonos von Makedonien verdächtig, fliehen und starb am makedonischen Hof.

Menelāos, 1) im griech. Mythus König von Sparta, Sohn des Atreus, floh nach der Ermordung seines Vaters durch Ägisthos mit seinem jüngern Bruder, Agamemnon, aus Mykenä nach Sparta, wo er sich mit Tyndareos' Tochter Helena vermählte und durch sie Erbe dieses Staats wurde. Als Paris die Helena entführt hatte, begab sich M. mit Odysseus nach Troja, um die Zurückgabe der Geraubten zu bewirken, und bot dann die befreundeten Fürsten zum Zuge gegen Troja auf. Er selbst stellte zu dem Krieg 60 Schiffe und war unter dem Schutz der Hera und Athene einer der eifrigsten Berater und tapfersten Kämpfer. Er besiegte Paris im Zweikampf, schirmte den Leichnam des Patroklos und trug ihn aus der Schlacht; auch befand er sich mit in dem hölzernen Pferd. Nach Trojas Fall segelte er sogleich mit Helena ab, ward aber in der Gegend des Vorgebirges Malea durch einen Sturm mit fünf Schiffen nach Ägypten verschlagen und kehrte erst, nachdem er acht Jahre lang bei den Völkern im Osten herumgeirrt war, mit Helena in die Heimat zurück, wo eben seine von ihrem Sohn Orestes erschlagene Schwägerin Klytämnestra mit ihrem Buhlen Ägisthos bestattet wurde. Man zeigte sein und der Helena Grab zu Therapnä, wo er auch ein Heiligtum hatte. Antike Kopien einer herrlichen Marmorgruppe aus guter griechischer Zeit, M. und den toten Patroklos darstellend, finden sich in der Loggia de' Lanzi in Florenz (s. Abbildung, S. 466) und im Vatikan zu Rom (vgl. auch Pasquino).

2) Bildhauer in Rom, dem Zeitalter des Augustus angehörig, Schüler des Stephanos. Von ihm eine herrliche, von O. Jahn auf Merope und Äpytos, von Winckelmann als Orest und Elektra gedeutete Marmorgruppe in der Villa Ludovisi zu Rom. Vgl. Kekulé, Die Gruppe des Künstlers M. (Leipz. 1870).

3) Mathematiker aus Alexandria, um 98 n. Chr., schrieb drei Bücher "Sphaerica", die uns nur in ara-^[folgende Seite]