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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mesen - Mesner.

reitet und wie Tabak gekaut; soll gleich letzteren eine leichte Narkose hervorbringen. M. crystallinum L. (Eiskraut, Eisblume), ein- bis zweijähriges Gewächs auf dem Kap, den Kanarischen Inseln, in Griechenland, auf sandigen Meeresküsten, ist ganz mit großen, durchscheinenden Blättern besetzt, welche im Sonnenschein wie Eistropfen glänzen, hat flache, große, abwechselnde, eirunde, wellenförmige, fleischige Blätter und kleine, weiße Blumen und wird bei uns als Zierpflanze gezogen. Die Blätter schmecken etwas salzig und sind als Gemüse zu verwerten. Auf den Kanarischen Inseln gewinnt man durch Verbrennung dieser Pflanze Soda. Von M. edule L. (Feigenmittagsblume), einem Strauch mit fingerdicken, glänzenden, dreiseitigen, langen, spitzen Blättern und großen, glänzend gelben Blumen, werden die wohlschmeckenden, großen Früchte im Kapland als Hottentotenfeigen genossen, die Blätter in Essig eingemacht. M. geniculiflorum L., Strauch auf dem Kap, in Ägypten und Arabien, liefert verbrannt eine sodahaltige Asche, während die mehlreichen Samen von den Beduinen zur Bereitung eines nahrhaften Brots benutzt werden. Von M. Tripolium L. wurden früher die großen, schneeweißen Kapseln, welche sich im Wasser öffnen und beim Trocknen wieder schließen, von Naturalienhändlern unter dem Namen Rosen von Kandia verkauft und zu abergläubischen Zwecken verwendet. S. Tafel "Kakteen".

Mesen, schiffbarer Fluß im nördlichen Rußland, entspringt auf der sumpfigen Hochebene des gleichnamigen Kreises, welche die Wasserscheide zwischen M. und Petschora bildet, fließt darauf eine Strecke durch das Gouvernement Wologda und ergießt sich nach etwa 580 km langem Lauf in das Weiße Meer, wo er die Mesenbucht bildet. Die bedeutendsten Nebenflüsse sind: rechts Pesa, links Waschtschka und Schtschelja (Koshuga).

Mesen, der größte Kreis des europäischen Rußland, im Gouvernement Archangel, hat ein Areal von 408,913 qkm (7426,3 QM.) und 42,000 Einw. (darunter gegen 13,000 Syrjänen und 5000 Samojeden), welche von Jagd, Fischerei, Vieh- und Renntierzucht leben. Die gleichnamige Hauptstadt am Fluß M. hat Holzhandel und (1882) 1571 Einw.

Mesenteriāldrüsen (Gekrösdrüsen, Glandulae mesentericae), die zwischen die beiden Blätter des Gekröses (s. d.) eingeschlossenen und von einem lockern, mehr oder weniger fettreichen Zellgewebe umgebenen Lymphdrüsen (s. d.). Beim Menschen sind sie 100-200 an Zahl und hängen durch Lymphgefäße, welche aus der Dünn- und Dickdarmwandung hervorgehen (die sogen. Milchgefäße, Vasa lactea), miteinander zusammen. Bei einigen Säugetieren (z. B. Hund) sind sie zu einer einheitlichen Masse, dem sogen. Pancreas Asellii, verschmolzen. Während der Verdauung passiert durch sie der Chylus, sonst Lymphe und wasserreiche, aus den Exkrementen im Dickdarm aufgenommene Flüssigkeit. Bei Erkrankungen des Darms geraten die M. in entzündliche Schwellung, z. B. beim Ileotyphus und der Tuberkulose des Darms (s. Darmschwindsucht).

Mesenterĭum (lat.), Gekröse.

Meseritsch, s. Großmeseritsch und Walachisch-Meseritsch.

Meseritz (poln. Miedzierzecz), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, an der Mündung der Pachlitz in die Obra und an den Linien Benschen-M. und M.-Posen der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische, eine altlutherische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Gymnasium, eine Präparandenanstalt, 3 Hospitäler, ein Landgericht, ein Hauptsteueramt, Wollspinnerei und Tuchfabrikation, 2 Maschinenbauanstalten, Ziegeleien und (1885) 5141 meist evang. Einwohner. Zum Landgerichtsbezirk M. gehören die 8 Amtsgerichte zu Bentschen, Birnbaum, Gräz, M., Neutomischel, Schwerin, Unruhstadt und Wollstein.

Mesha, ein 212 km langer Nebenfluß der Düna in den russ. Gouvernements Smolensk und Witebsk, ist von der Mündung der Obscha an auf 127 km schiffbar. Die Schiffahrt dauert im Frühjahr nur einige Tage. Der Wert des Warentransports auf ihr bezifferte sich 1882 auf 62,300 Rubel.

Meshiretschje (poln. Miendzyrzecz), Stadt im russisch-poln. Gouvernement Sjedletz, Kreis Radyn, an der Krzna und der Eisenbahn Warschau-Terespol, hat ein altes Schloß, mehrere Kirchen und (1884) 11,297 Einw., meist Juden.

Meskal, bei den Türken eine Art Pansflöte, an welcher jede Pfeife zwei Töne gibt, da sämtliche Pfeifen an beiden Enden angeblasen werden können.

Mesmer, Friedrich Anton, nach andern Franz, der Begründer der Lehre vom tierischen Magnetismus oder des Mesmerismus (s. Magnetische Kuren), geb. 23. Mai 1734 zu Iznang am Bodensee, studierte in Wien Medizin und machte sich zuerst durch die Abhandlung "De planetarum influxu" bekannt, in welcher er nachzuweisen suchte, daß die Himmelskörper durch ihre gegenseitigen Anziehungskräfte einen Einfluß auf unser Nervensystem ausüben. Auch den Mineralmagnet zog er als heilkräftig mit in sein System herein. Später verband er sich in Wien mit dem Pater Hell, der ebenfalls durch Magnetismus heilen wollte, und kam auf den Gedanken an eine der des Magnets ähnliche Kraft, welche er "tierischen Magnetismus" nannte, und über die er in seinem "Sendschreiben an einen auswärtigen Arzt über die Magnetkur" (Wien 1775) berichtete. Kurze Zeit weilte er in München als Mitglied der Akademie, worauf er nach Wien zurückkehrte und ein Hospital zur Ausübung seiner Heilmethode anlegte. Einige Kuren, die M. namentlich in Paris machte, wohin er 1778 übergesiedelt war, erwarben ihm in weitern Kreisen Ruf, und die französische Regierung wollte ihm sein Geheimnis mit einer jährlichen Rente von 20,000 Livres abkaufen. M. nahm jedoch das Anerbieten nicht an, sondern ließ durch seinen Anhänger Bergasse für die Mitteilung seiner neuen Heilmethode eine Subskription eröffnen, die 340,000 Livres eintrug. Trotzdem hat er dieselbe, offenbar weil sie auf einem bloßen Schwindel beruhte, nie ausführlich mitgeteilt. Indes hatte doch die Sache ein solches Aufsehen gemacht, daß sich die Regierung veranlaßt sah, zu deren Untersuchung zwei Kommissionen niederzusetzen, in welche die berühmtesten französischen Ärzte und Naturforscher gewählt worden waren. Das Urteil derselben fiel für M. sehr ungünstig aus, und derselbe kehrte daher nach Deutschland zurück, wo er 5. März 1815 in Meersburg starb. Vgl. J. ^[Justinus] Kerner, F. A. M. (Frankf. a. M. 1856); Wurm, Darstellung der mesmerischen Heilmethode (Münch. 1857); Bersot, M., le magnétisme animal (4. Aufl., Par. 1879).

Mesned (arab.), Thron, wird namentlich auf den Herrschersitz in Kabul angewendet.

Mesner (Meßner), kath. Kirchendiener, welcher die zur Abhaltung des Gottesdienstes, insbesondere der Messe, nötigen Vorkehrungen zu treffen hat (in der evangelischen Kirche: Küster oder Kirchner); in manchen Gegenden s. v. w. Meßpriester.