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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Metapolitik; Metapontĭon; Metaschematisieren; Metaspermen; Metastāse; Metastasĭo

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Metapolitik - Metastasio.

Wissenschaft ist die M.; die durch die solchergestalt ergänzte und berichtigte Erfahrung erkannte (noumenale) Welt ist die hinter der "physischen Scheins-" (phänomenalen) Welt verborgene "metaphysische Seinswelt". Wird die physische Welt mit der metaphysischen für Eins erklärt, wie es der Positivismus und Empirismus thut, so fällt die M. mit der Physik zusammen; wird die physische Welt für Schein, aber auch ihre Grundlage, die metaphysische, für das "Nichts" erklärt, wie es der indische Buddhismus thut, so nimmt die M. einen nihilistischen Charakter an. Wird die phänomenale Welt in bloße "Vorstellung" verwandelt, das dieselbe vorstellende (unendliche oder endliche) Subjekt für das einzige Reale erklärt, so geht die M. in (absoluten oder relativen) Idealismus (s. d.) über, wie in dem "Welttraum" Brahmas der indischen Wedantaphilosophie, in Berkeleys empirischem, Fichtes und seiner Nachfolger subjektivem, transcendentalem und absolutem Idealismus. Wird sie dagegen als "Erscheinung" (eines oder mehrerer) realer (ihrer Beschaffenheit nach bekannter oder unbekannter, geistiger, materieller oder indifferenter) Wesen angesehen, so nimmt die M. realistischen (und zwar, nach den obigen Bestimmungen, verschiedenartigen) Charakter an. Derselbe ist: Monismus, wenn der gesamten Erscheinungswelt ein einziges (Alleinheitslehre: Spinoza), Pluralismus, wenn ihr mehrere oder unbestimmt viele ursprüngliche Seiende (Allvielheitslehre: Herbart) zu Grunde gelegt werden; Spiritualismus, wenn der realen Grundlage aller Erscheinung geistige (Materie als Phänomen des Geistes: Leibniz), Materialismus, wenn derselben körperliche (Geist als Phänomen der Materie: Holbach), Dualismus, wenn derselben teilweise geistige, teilweise körperliche (Platon, Aristoteles, Descartes), Identitätslehre, wenn derselben von je verschiedenem Gesichtspunkt aus sowohl geistige als körperliche (Hylozoismus: Schelling), Pantheletismus, wenn ihr weder geistige noch körperliche Beschaffenheit beigelegt, sondern dieselbe als "blinder Urwille" (Schopenhauer) bezeichnet wird. Der Kritizismus (Kant) begnügt sich (nicht ohne mit sich selbst in Widerspruch zu geraten), das Dasein einer realen Grundlage (Noumenon, Ding an sich) der phänomenalen Welt durch den (subjektiven?) Schluß von der im Subjekt verursachten Empfindung auf deren außer demselben vorhandene Ursache zu konstatieren, deren Beschaffenheit er für unerkennbar ("Ins Innere der Natur dringt kein erschaffner Geist") erklärt. Die eine Seite seiner Schule (Herbart: "Wie der Rauch auf die Flamme, deutet Schein auf Sein") ist auf diesem Weg zu einem mit Leibniz' Monadenlehre verwandten realistischen Pluralismus, die andre (Fichte und seine Nachfolger) durch die Aufdeckung jenes Selbstwiderspruchs zur Beseitigung des Dinges an sich und zum Idealismus gelangt. Da die Fragen nach Ursprung, Wesen und Zweck der umgebenden Natur sich dem betrachtenden Denker nicht nur am frühsten, sondern auch am lebhaftesten aufzudrängen pflegen, so erscheint die M. nicht nur als die am frühsten (bei Chinesen, Indern, Griechen vor der Logik und Ethik) ausgebildete, sondern auch als die grundlegende philosophische Wissenschaft (Aristoteles bezeichnet sie als "erste" oder Fundamentalphilosophie), und es fällt ihre Geschichte nahezu mit jener der Philosophie selbst zusammen.

Metapolitik (griech.), die Theorie der Politik, die reine, philosophische Staatslehre, die nicht von einem bestimmten Staatswesen ausgeht oder sich auf ein solches bezieht.

Metapontĭon (lat. Metapontum), im Altertum eine Stadt Großgriechenlands, am Meerbusen von Tarent, zwischen den Flüssen Bradanus (Bradano) und Casuentus (Basento), wahrscheinlich nach 700 durch Achäer gegründet. Pythagoras beschloß dort sein Leben. Während der Kriege mit Pyrrhos mußte sich M. den Römern unterwerfen, trat aber nach der Schlacht bei Cannä zu den Karthagern über. Als Hannibal Unteritalien räumte, führte er die Bewohner der Stadt mit fort, um sie nicht den Römern preiszugeben, worauf M. verfiel. Heute bezeichnen 15 Säulen eines dorischen Tempels (bei Torre Mare) die Stelle; 1880 wurde bei der Masseria Sansone ein zweiter Tempel ausgegraben.

Metaschematisieren (griech.), umwandeln; Metaschematismus, Gestaltsveränderung, Krankheitsumwandlung; metaschematisch, in der Botanik, s. Polyphyllie.

Metaspermen, s. v. w. Angiospermen.

Metastāse (Metastasis, griech., "Umstellung, Versetzung"), in der Medizin ganz im allgemeinen die Ortsveränderung eines Krankheitsprodukts im menschlichen Körper. Bei der M. handelt es sich allemal um eine normwidrige Übertragung eines bestimmten körperlichen Stoffes von irgend einer Stelle des Leibes nach einer andern Stelle, wo jener Stoff nicht hingehört und daher die Veranlassung zu Erkrankungen der zweiten Stelle gibt. Das gewöhnliche Mittel dieser Übertragung ist der Blut- und Lymphstrom, hauptsächlich jedoch der erstere. Der Stoff, welcher übertragen wird, muß entweder in Substanz in der Höhle des Herzens und der Blutgefäße enthalten sein, oder er tritt in gelöstem Zustand in den Blutstrom ein, wird in diesem Zustand transportiert, geht an irgend einer Stelle des Körpers in den ungelösten Zustand über und wird hier abgesetzt. Die erstere Form der Übertragung findet z. B. statt bei Blutgerinnseln, Geschwulstkeimen oder andern festen Stoffen, welche durch den Blutstrom in größern oder kleinern Stücken fortgeführt und anderswo im Gefäßsystem abgelagert werden (s. Embolie). Eine der häufigsten Metastasen dieser Art geschieht durch Transport von Spaltpilzen entweder auf der Oberfläche freier Kanäle, z. B. durch Wanderung von der Blase durch die Harnleiter in die Niere (wo man dann von einer metastatischen Nierenentzündung spricht), oder in der Lymph- oder Blutbahn. Zur zweiten Form der M. gehört z. B. die sogen. Kalkmetastase. Bei massenhafter Aufsaugung von Kalkerde aus den Knochen (wie sie bei ausgebreiteter Karies, bei zahlreichen Knochenkrebsen vorkommt) und gehinderter Ausscheidung derselben durch die Nieren werden nämlich die Kalksalze an andern Stellen des Organismus abgelagert, z. B. in den Nieren, im Lungengewebe, in der Magenschleimhaut, seltener in der Darmschleimhaut, in der harten Hirnhaut etc. Hierher gehören auch die vorzugsweise aus harnsaurem Natron bestehenden Ablagerungen, welche bei der Gicht besonders in den Gelenkknorpeln, in den umgebenden Bändern und Sehnen, in den Ohrknorpeln sich vorfinden. - In der Rhetorik versteht man unter M. diejenige Redefigur, mit welcher der Redner die Verantwortung für irgend eine Sache von sich auf einen andern überträgt.

Metastasĭo, Pietro Antonio Domenico Bonaventura, klassischer ital. Dichter, geb. 13. Jan. 1698 zu Assisi, war der Sohn eines armen Handwerkers, Namens Trapassi, und empfahl sich, kaum 10 Jahre alt, durch geschicktes Improvisieren dem berühmten Rechtsgelehrten Gravina, der ihm die Mittel zur wissenschaftlichen Ausbildung gewährte und ihn zu-^[folgende Seite]