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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Micheli; Michelianer; Michēlis; Michĕlsen

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Micheli - Michelsen.

sammen, das. 1833-66, 18 Bde.; neue Aufl. 1879, 19 Bde.); "Mémoires de Luther" (1845, 2 Bde., mit vielen schiefen Urteilen); "Origines du droit français cherchées dans les symboles et formules du droit universel" (1837); "Des Jésuites" (mit E. Quinet, 1843; deutsch, Bas. 1843); "Le prêtre, la femme et la famille" (1845) und "Le peuple" (1846), beide auch deutsch. 1838 ward M. in die Akademie zu Paris aufgenommen und gleichzeitig zum Professor der Geschichte am Collège de France ernannt. Wegen seiner fortgesetzten demokratischen Propaganda vom Lehrstuhl aus wurde er 1850 seiner Professur und, da er die Ablegung des Eides auf die Verfassung vom 14. Jan. 1852 verweigerte, im Juni d. J. auch seiner Stelle als Chef der historischen Sektion in den Archiven enthoben. Er lebte darauf in der Bretagne, mit der Ausarbeitung seiner größern Werke, namentlich seiner "Histoire de France" und der berühmten "Histoire de la Révolution française" (Par. 1847-53, 7 Bde.; zuletzt 1879, 9 Bde.), beschäftigt. Auch einige oft aufgelegte kleinere Arbeiten lieferte er noch: "L'oiseau" (1856; deutsch, 4. Aufl., Berl. 1869); "L'insecte" (1857; deutsch, Braunschw. 1858); "L'amour" (1858; deutsch von Spielhagen, 4. Aufl., Leipz. 1874); "La femme" (1859; deutsch von demselben, 2. Aufl., das. 1875), eine Philosophie der Liebe und Ehe; "La mer" (1861; deutsch von demselben, das. 1861); "La sorcière" (1862; deutsch, das. 1863). 1870 begab er sich nach Italien und starb 9. Febr. 1874 in Hyères, nachdem er unter dem Eindruck der Ereignisse von 1870/71 noch "La France devant l'Europe" (Flor. 1871) geschrieben und eine "Histoire du XIX. siècle" bis 1815 (Par. 1872-75, 3 Bde.) begonnen hatte. Im Gegensatz zu dem pragmatischen Standpunkt, auf welchem die Geschichtschreibung Guizots und Mignets steht, hat man die historische Darstellungsweise Michelets die philosophische genannt. Wenige Schriftsteller sind so viel gelesen worden wie M. Sein Leichenbegängnis in Paris im Mai 1876 gestaltete sich daher auch zu einer Demonstration des republikanischen Frankreich gegen alle Reaktionsgelüste. Vgl. G. Monod, Jules M. (Par. 1875); Noël, Jules M. et ses enfants (das. 1878); Corréard, M., sa vie, son œuvre historique (das. 1886).

2) Karl Ludwig; Philosoph der Hegelschen Schule, geb. 4. Dez. 1801 zu Berlin, widmete sich daselbst philologischen und philosophischen Studien, habilitierte sich 1826 an der Berliner Universität und ward 1829 zum Professor der Philosophie ernannt. Einer der ergebensten Schüler Hegels, hat er sich nach dessen Tod als Vertreter der Linken seiner Schule durch seinen vorgeschrittenen, an Radikalismus streifenden politischen und kirchlichen Liberalismus bekannt gemacht. Von seinen Werken sind hervorzuheben: "Die Ethik des Aristoteles in ihrem Verhältnis zum System der Moral" (Berl. 1827); "Das System der philosophischen Moral" (das. 1828), worin er namentlich die Prinzipien der Lehre von der Zurechnung der menschlichen Handlungen erörterte; eine Ausgabe der "Nikomacheischen Ethik des Aristoteles" (das. 1829-35, 2 Bde.; 2. Aufl. 1848); das von der Pariser Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften 1835 gekrönte "Examen critique de l'ouvrage d'Aristote, intitulé Métaphysique" (Par. 1836); "Geschichte der letzten Systeme der Philosophie in Deutschland von Kant bis Hegel" (Berl. 1837-38, 2 Bde.); "Entwickelungsgeschichte der neuesten deutschen Philosophie" (das. 1843), welcher die Streitschrift gegen Schelling: "Schelling und Hegel" (das. 1839) vorausgegangen war; "Anthropologie und Psychologie" (das. 1840), in einer von der Hegelschen Darstellung vielfach abweichenden Bearbeitung; "Vorlesungen über die Persönlichkeit Gottes und die Unsterblichkeit der Seele" (das. 1841); "Die Epiphanie der ewigen Persönlichkeit des Geistes", drei Gespräche (Nürnb. 1844, Darmst. 1847, Berl. 1852); "Geschichte der Menschheit" (das. 1855-60, 2 Bde.); "Das System der Philosophie als exakter Wissenschaft" (das. 1876-81, 4 Tle.); "Naturrecht oder Rechtsphilosophie" (das. 1866, 2 Bde.). Von 1832 bis 1842 nahm er an der Herausgabe der Werke Hegels teil. Außerdem veröffentlichte er Abhandlungen: "De Sophoclei ingenii principio" (Berl. 1830), "Über die Sixtinische Madonna" (das. 1837) und "Italienische Reisen in Briefen" (das. 1856). 1845 stiftete er mit dem Grafen Cieszkowski eine philosophische Gesellschaft zu Berlin, deren Organ (seit 1860) die Zeitschrift "Der Gedanke" (Berl. 1860-68, 8 Bde.) war. Vgl. die selbstbiographische Schrift Michelets: "Wahrheit aus meinem Leben" (Berl. 1884).

Micheli (spr. mikēli), Architekt, s. Sanmicheli.

Michelianer, Sekte, s. Hahn 2).

Michēlis, Friedrich, kathol. Theolog, bekannt als einer der Führer der altkatholischen Bewegung, geb. 27. Juli 1815 zu Münster, empfing 1838 die Priesterweihe, widmete sich seit 1844 zu Bonn der Philologie, wurde 1853 Direktor des Collegium Borromäum in Paderborn, 1855 Pfarrer in Albachten bei Münster und 1864 Professor der Philosophie am Lyceum in Braunsberg. Er präsidierte mit Döllinger 1863 der katholischen Gelehrtenversammlung zu München, die dann vom Vatikan unterdrückt wurde (vgl. darüber seine Schrift "Kirche oder Partei, ein freies offenes Wort an den deutschen Episkopat", Münst. 1864). Seine "Fünfzig Thesen über die Gestaltung der kirchlichen Verhältnisse der Gegenwart" (2. Aufl., Leipz. 1868) kamen auf den Index. Nach Verkündigung des Unfehlbarkeitsdogmas, welches er heftig bekämpfte, ward er vom Bischof von Ermeland suspendiert und im Oktober 1871 exkommuniziert. Er widmete sich nun ganz der altkatholischen Bewegung und war seit 1874 als Seelsorger der Gemeinde in Freiburg i. Br. thätig, wo er 28. Mai 1886 starb. Von seinen wissenschaftlichen Schriften erwähnen wir: "Die Philosophie Platons in ihrer innern Beziehung zur geoffenbarten Wahrheit" (Münst. 1859-60, 2 Bde.); "Geschichte der Philosophie" (Braunsb. 1865); "Kant vor und nach dem Jahr 1770" (Münst. 1871); "Antidarwinistische Beobachtungen" (Bonn 1877); "Die Philosophie des Bewußtseins" (das. 1877); "Katholische Dogmatik" (das. 1881); "Das Gesamtergebnis der Naturforschung denkend erfaßt" (Freiburg 1885). Aus seinem Nachlaß erschien: "Die katholische Reformbewegung und das vatikanische Konzil" (Gieß. 1887).

Michĕlsen, Andreas Ludwig Jakob, ausgezeichneter Germanist, geb. 31. Mai 1801 zu Satrup im Sundewitt, widmete sich 1819-23 zu Kiel und Göttingen juristischen Studien, bereiste sodann zwei Jahre Deutschland, die Schweiz, Frankreich, Holland und Dänemark, promovierte 1824 in Berlin und privatisierte hierauf mehrere Jahre in Kopenhagen, namentlich mit dem Studium der nordischen Geschichte, Sprachen und Rechte beschäftigt. Nachdem er sich mit seiner historischen Skizze "Nordfriesland im Mittelalter" (Schlesw. 1828) bekannt gemacht, erhielt er 1829 einen Ruf als Professor der Geschichte nach Kiel. Hier gründete er die Gesellschaft für schleswig-holstein-lauenburgische Geschichte und veröffentlichte unter anderm das "Urkundenbuch zur