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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mikroskop

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Mikroskop.

panischen Okular an Vergrößerung äquivalente Lupe. Das Campanische Okular gibt also bei gleicher Vergrößerung ein doppelt so großes Gesichtsfeld wie eine einfache Lupe und liefert außerdem ein von chromatischer Aberration fast ganz freies Bild. Da nämlich das Kollektivglas nicht achromatisch ist, so erzeugt es eine ganze Reihe verschiedenfarbiger Bilder des Gegenstandes, von welchen das violette Bild v v (Fig. 9) dem Kollektivglas näher liegt als das rote r r. Durch das Okular a b erblickt man diese Bilder in V' v' und r' r' und zwar so, daß sie sich für das in o befindliche Auge decken, wodurch die Vereinigung sämtlicher Farben und somit der Achromatismus des Bildes herbeigeführt wird. Für dasselbe Instrument wendet man auch mehrere Okulare von verschiedener Stärke an, und zwar vergrößern die Plößlschen Mikroskope mehr durch das Okular, die Oberhäuserschen dagegen mehr durch das Objektiv. Das Ramsdensche Okular ist im wesentlichen eine aus zwei Linsen zusammengesetzte Lupe, gibt ein besonders großes Gesichtsfeld und eignet sich vortrefflich zu Messungen mit dem Okularmikrometer, indem die Vergrößerung von der Mitte bis zum Rand sehr annähernd dieselbe bleibt. Plößls aplanatisches Okular gibt zwar nur eine schwache Vergrößerung, hat aber ein sehr großes Gesichtsfeld und zeigt namentlich opake, von oben beleuchtete Gegenstände mit großer Klarheit. Bei dem pankratischen M. (s. Tafel, Fig. 10 u. 11) erreicht man ohne Wechsel der Linsen verschiedene Vergrößerungen. Dies geschieht dadurch, daß man den Abstand des Okulars vom Objektiv ändert. Nähert man das Objekt dem Objektiv, so entfernt sich das Bild von demselben, und man muß das Okular gleichfalls vom Objektiv entfernen, um das Bild wieder deutlich zu sehen. Dabei wächst dann notwendig die Vergrößerung, während das Gesichtsfeld kleiner wird. Sehr effektvoll wirken die stereoskopischen Binokularmikroskope, bei welchen der vergrößerte Gegenstand im Relief erscheint. Diese Instrumente besitzen ein gewöhnliches Objektiv und über demselben eine aus total reflektierenden Prismen bestehende Vorrichtung, welche die durch das Objektiv hindurchgegangenen Strahlen in zwei Bündel teilt, die nun in zwei Röhren nach zwei Okulargläsern gelangen. Fig. 12 der Tafel zeigt das Binokularmikroskop von Nachet, und aus Fig. 13 erkennt man, wie die Trennung in zwei Strahlenbündel bewirkt wird; Fig. 14 der Tafel stellt Wenhams Binokularmikroskop dar, und Fig. 15 erläutert die innere Einrichtung desselben. Eine andere Art binokularer Mikroskope ist zur gleichzeitigen Beobachtung eines Objekts durch 2, 3, selbst 4 Personen eingerichtet. Zu dieser Klasse gehört das in Fig. 16 der Tafel dargestellte, ebenfalls von Nachet konstruierte binokulare M.

Um die Wirkung des Mikroskops zu steigern, bringt man zwischen das Objektiv und das Deckgläschen, unter welchem das Präparat liegt, einen beide verbindenden Tropfen Flüssigkeit. Da das Lichtbrechungsvermögen derselben demjenigen des Glases näher kommt, so wird der schädliche Einfluß des Deckgläschens geringer und die Lichtstärke infolge geringerer Reflexionsverluste größer (Immersionslinsen). Noch vorteilhafter ist die homogene Immersion, bei welcher eine Flüssigkeit benutzt wird, die ein gleiches Lichtbrechungsvermögen wie das Deckglas und die untere Linse (beide aus Crownglas bestehend) besitzt (eingedicktes ätherisches Zedernholzöl). Man erhält also eine optisch völlig homogene Verbindung zwischen Präparat und Objektiv, welche alle Brechung der Lichtstrahlen vor ihrem Eintritt in das Objektiv verhindert. Diese Immersionssysteme werden nur zu den schwierigsten Untersuchungen benutzt. Bei schwächern Vergrößerungen benutzt man zur Regulierung des Lichts u. namentlich zur Abhaltung der störenden Randstrahlen Blendvorrichtungen und zwar eine Scheibenblende (eine an der untern Fläche des Tischchens befestigte drehbare Metallscheibe mit einer Anzahl verschieden weiter, kreisrunder Löcher, von denen nach Bedarf eins oder das andre unter die Öffnung des Tischchens gebracht wird) oder Cylinderblenden (kleine, kurze, geschwärzte Metallcylinder, die in ihrer Bodenplatte zentrale Öffnungen von verschiedener Größe besitzen und ebenfalls unter der Öffnung des Tischchens angebracht werden). Bei den stärkern Immersionslinsen reichen diese Vorrichtungen meist nicht aus. Man benutzt für diese den Abbeschen Beleuchtungsapparat, welcher mit Hilfe eines Linsensystems sehr intensives Licht auf das Objekt wirft.

Um die Vergrößerung des Mikroskops zu messen, beobachtet man ein Glasmikrometer mit bekannter

^[Abb.: Fig. 8 u. 9. Campanisches Okular. Fig. 13. Trennung der Strahlenbündel. Fig. 15. Innere Einrichtung von Wenhams Binokularmikroskop.]