Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

630

Mille-raies - Millin.

Gießereien zu Berlin, Paris und London, das Modellieren bei Kiß in Berlin, bei Widnmann in München und bei Hähnel in Dresden, bildete sich 1867 in Italien weiter, ging 1871 nach Nordamerika und Kalifornien, machte die Feldzüge von 1866 und 1870/71 als Kavallerieoffizier in der bayrischen Armee mit und leitete den Guß zahlreicher Monumente. An eignen Werken schuf M. mehrere Figuren für den großen Brunnen in Cincinnati, einen Indianer mit Pfeil und Bogen, Statuen von Shakespeare und Humboldt für St. Louis und die Statue des Albertus Magnus für Lauingen in Schwaben. - Sein Bruder Fritz (geb. 1840), Goldschmied, Ziseleur und Emailleur, ist Lehrer für Metallarbeiten an der königlichen Kunstgewerbeschule in München.

Mille-raies (franz., spr. mil-räh), feine, ganz schmal gestreifte Baumwollenstoffe, besonders Musseline.

Millerīt, s. Nickelkies.

Milleschauer, s. Donnersberg 2).

Millesĭmo, Dorf in der ital. Provinz Genua, Kreis Savona, am westlichen Bormidafluß (Bormida di M.), mit (1881) 909 Einw. Hier Sieg Napoleon Bonapartes über die Österreicher 13. und 14. April 1796.

Millet (spr. milä), 1) François, niederländ. Maler, geboren im April 1642 zu Antwerpen, war anfangs Schüler des Laurens Francke, mit welchem er um 1660 nach Paris ging, und bildete sich dort nach Nicolas und Gaspard Poussin zum Landschaftsmaler aus. Er starb daselbst 1679. Seine meist italienischen Landschaften finden sich in den Museen von Paris, Brüssel, Berlin, München u. a. O. - Sein Sohn Jean François, der jüngere (1666-1723), und sein Enkel Joseph François (1697-1777) sind gleichfalls als Maler thätig gewesen.

2) Jean François, franz. Maler, geb. 4. Okt. 1814 zu Gruchy bei Cherbourg, bildete sich auf der Zeichenakademie dieser Stadt und ging 1837 mit einem städtischen Stipendium nach Paris, um unter P. Delaroche zu studieren. Nachdem er eine Zeitlang Genrebilder in der Art von Watteau und Boucher sowie biblische und mythologische Szenen mit landschaftlichen Hintergründen gemalt hatte, versuchte er sich 1848 zum erstenmal mit einem Gegenstand aus dem Landleben: dem Kornschwinger. 1849 siedelte er nach Barbizon im Wald von Fontainebleau über, und von jetzt ab lieferte ihm das Leben der Bauern bei ihrer Arbeit die ausschließlichen Motive zu seinen Bildern. Es dauerte geraume Zeit, bis die naturalistische, herbe Wahrheit seiner Schilderungen Anerkennung fand, und er hatte während seines ganzen Lebens mit Entbehrungen zu kämpfen. Bald nach seinem Tod wurden seine Bilder jedoch mit enormen Preisen bezahlt. Sein Hauptwerk, das Angelus, erzielte auf einer Auktion 160,000 Frank. Von seinen Bildern sind neben jenen die hervorragendsten: der Säemann, die Heubinder, der Baumpfropfer, der Schäfer, die Ährenleserin, der Tod und der Holzhacker, die Schafschererin, der Mann mit der Hacke, die Kartoffelsetzer, die Frau mit dem Eimer, die Frau am Spinnrocken, der ruhende Winzer, die Heuschober, die Buchweizenernte. Seine Gemälde schildern den harten Kampf des Landmanns mit seiner Scholle ohne poetische Auffassung bei starker Betonung der Not des Daseins und mit Vorliebe für das Häßliche. Er hat einen großen Einfluß auf die Entwickelung des Naturalismus in Frankreich gehabt. M. starb 20. Jan. 1874 in Barbizon. Vgl. Piedagnel, F. M., l'homme et l'oeuvre ^[œuvre] (Par. 1876); Sensier, La vie et l'œuvre de J. F. M. (das. 1881); Yriarte, J. F. M. (das. 1884).

Millevoye (spr. milwŏá), Charles Hubert, franz. Dichter, geb. 24. Dez. 1782 zu Abbeville, studierte die Rechte, wurde aber dann Buchhändler und hat sich durch zahlreiche Dichtungen, von denen mehrere akademische Preise davontrugen, bekannt gemacht. Er starb 26. Aug. 1816 an der Auszehrung. M. ist der französische Hölty; seine Stärke liegt in der melancholischen Elegie, und seine besten Gedichte sind: "Chute des feuilles" und "Le poète mourant". Ihnen zunächst stehen: "La demeure abandonnée", "Le souvenir", "Le bois détruit", "La promesse", "Priez pour moi". Seine Epen: "Charlemagne à Pavie" und "Alfred" haben geringern Wert; noch unbedeutender sind seine Übersetzungen aus Homer, Vergil und Lucian. Seine Tragödien waren für die Bühne ungeeignet. Die erste Ausgabe seiner Werke besorgte er selbst (1814-16, 5 Bde.); spätere Ausgaben erschienen 1822, 4 Bde., und 1833, 2 Bde. Vgl. Ledieu, M., sa vie et ses œuvres (Par. 1886).

Milli... (lat.), der tausendste Teil der Maßeinheit, z. B. Milligramm = 1/1000 g, Millimeter = 1/1000 m .

Milliarde (franz. milliard), s. v. w. 1000 Millionen (vgl. Billion).

Milliarĭa (lat.), Wegesäulen, Meilensteine, welche auf den römischen Straßen in Abständen von 1000 Schritt (1/5 geogr. Meile) aufgestellt waren und die Entfernungen von den Hauptorten angaben. Zuweilen waren sie auch mit Ruheplätzen versehen. Milliarium aureum, Name der Säule, welche Augustus auf dem Forum aufrichten ließ, und bei welcher alle Landstraßen, welche durch die verschiedenen Thore nach Rom führten, zusammenliefen. Sie stand in der Nähe des Saturnustempels; ihre Basis ist noch vorhanden. Die Bezeichnung "goldener Meilenstein" rührt vielleicht von den vergoldeten Bronzetafeln her, welche auf ihm die Entfernung der Hauptorte des Reichs angaben. Die Zählung der Meilensteine nach den verschiedenen Richtungen fing aber nicht bei dem milliarium aureum an, sondern an den Thoren, wo die Meilensteine die Nummer I führten.

Millier métrique (franz., spr. miljeh metrihk), Bezeichnung für die Schiffslast von 1000 kg.

Milligramm, Gewicht, = 1/1000 g.

Millimeter, Maß, = 1/1000 m.

Millin (spr. mijäng), Aubin Louis, franz. Archäolog, geb. 19. Juli 1759 zu Paris, widmete sich dem Studium der Litteratur, der neuern Sprachen und der Naturwissenschaften und erhielt sodann eine Anstellung bei der Bibliothek. Wiewohl er während der Revolutionszeit den "Almanac républicain" für 1793 und andre Schriften republikanischer Färbung herausgab, mußte er doch ein Jahr im Kerker zubringen, ward hierauf nacheinander Divisionschef im Büreau des öffentlichen Unterrichts, Professor der Geschichte an der Zentralschule des Departements der Seine und Konservator des Antiken- und Medaillenkabinetts der Nationalbibliothek. 1807 bereiste er das südliche Frankreich und 1811-13 Italien. Er starb 14. Aug. 1818 in Paris. Durch das von ihm gegründete "Magasin encyclopédique" (Par. 1795-1816, 122 Bde.) und die "Annales encyclopédiques" (1817-18, 12 Bde.), das "Dictionnaire des beaux-arts" (1806, 3 Bde.) und die "Monuments antiques inédits" (1802 bis 1804, 2 Bde.) machte er den Franzosen die gründlichen Arbeiten der Deutschen zugänglich. Um die Archäologie erwarb er sich Verdienste durch die Werke: "Antiquités nationales" (1790-98, 5 Bde.), "Introduction à l'étude des médailles" (1796), "Peintures des vases antiques" (1808-10, 2 Bde.) und "Galerie mythologique" (1811, 2 Bde.; deutsch von Par-^[folgende Seite]