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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mineralien

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Mineralien (Gestalt, physikalische Eigenschaften).

den Fällen nur noch an den frei entwickelten Enden gesetzmäßige Formen, während im erstern Fall ihr inneres, im letztern Fall ihr äußeres Ende stängelige Aggregate darstellt. - Körnige Aggregate (Fig. 5) können des nähern nach der Größe der zusammensetzenden Individuen großkörnig, grobkörnig und feinkörnig, nach ihrer Form eckig-körnig, rundkörnig oder glattkörnig sein; stängelige Aggregate (Fig. 4) lassen sich als stabförmige, nadelförmige, faserige, haarförmige, als parallelfaserige, radialfaserige, blätterige als tafelförmige, keilförmige, schuppige unterscheiden, Bezeichnungen, welche ohne nähere Definition verständlich sind. Bei allen drei Grundformen der Aggregation unterscheidet man ferner makrokristallinische, mikrokristallinische und beide zusammen als phanerokristallinische Aggregate im Gegensatz zu den kryptokristallinischen (dichten). Die Zusammensetzung der zuletzt genannten Aggregate aus kleinsten Individuen ist erst unter dem Mikroskop nachweisbar. Sehr kleine, innig miteinander verwachsene Individuen bilden haar- und drahtförmige Gestalten, und durch Verwachsungen dieser letztern entstehen die zähnigen, baum-, feder-, plattenförmigen (Fig. 9), die ästigen und gestrickten (Fig. 8) Aggregate. Kompliziertere Strukturen entstehen, wenn die aus den Einzelindividuen zusammengesetzten Aggregate ersten Grades noch einmal unter sich zu Aggregaten zweiten Grades verbunden sind. Hierher gehören z. B. die Erbsensteinstruktur (pisolithische, oolithische): Kugeln aus Schalen und diese aus radialfaserigen Individuen zusammengesetzt; die Stalaktitenstruktur: zapfenförmige Aggregate, aus radialfaserigen oder radialblätterigen Individuen bestehend, die um eine Längsachse gruppiert sind; die Glaskopfstruktur: gebogene, aus faserigen Individuen zusammengesetzte Schalen bilden eine nierenförmige Oberfläche; die traubige (Fig. 10) und nierenförmige, die dendritische Struktur (Fig. 6): meist sehr kleinkörnige Aggregate sind mit dünnstem Querdurchmesser baumförmig oder pflanzenähnlich auf eine Fläche ausgebreitet etc. - Im Gegensatz zu den kristallinischen M. lassen die amorphen M. eine solche Zerfällung in einzelne Individuen niemals erkennen, besitzen keine nach bestimmten Flächen orientierte Spaltbarkeit, und ihre äußere Gestalt ist entweder die des Tropfens oder eine rein zufällige, von der Begrenzung der Umgebung abhängige, auch erdige.

Von den physikalischen Eigenschaften der M. ist die Spaltbarkeit (s. d.) in einem besondern Artikel behandelt. Unter Bruch versteht man die Beschaffenheit der nicht durch die Spaltbarkeit entstandenen Trennungsflächen (Bruchflächen) und unterscheidet muscheligen, ebenen, unebenen, erdigen, splitterigen und hakigen Bruch. - Das spezifische Gewicht der M. schwankt zwischen weiten Grenzen (gediegen Platin = 17-18, Meerschaum = 0,9-1,2), jedoch ist bei den weiter verbreiteten Arten, so namentlich bei den gesteinsbildenden, ein spezifisches Gewicht von 2,5-3 das häufigste. - Über die Härte der M. s. d.; über diejenigen optischen Eigenschaften, welche in direktem Zusammenhang mit den Kristallgestalten stehen, vgl. Kristall. - Die Farbe der M. kann eine wesentliche, der chemischen Substanz entsprechende sein (farbige, idiochromatische M., wie roter Roteisenstein, roter Zinnober, blauer Kupfervitriol), oder sie kann an eine der chemischen Zusammensetzung des Minerals fremde Substanz (Verunreinigung) gebunden sein, welche an sich farblose M. in gefärbte (allochromatische) umwandelt. So ist Rauchquarz durch organische Substanz braun bis schwarz gefärbter Quarz, Smaragd durch Chromoxyd gefärbtes Berylliumaluminiumsilikat; rote Färbungen sind sehr häufig auf beigemengtes Eisenoxyd, gelbe und braune auf Eisenhydroxyd zurückzuführen. Die Nüancen der Farben werden nach landläufigen Ausdrücken bezeichnet. Neuerdings hat Fischer vorgeschlagen, sie mit den Normalfarben der internationalen Farbenskala von Radde zu vergleichen, wodurch zweifellos eine exaktere Beschreibung ermöglicht wird als nach der bisherigen umschreibenden Methode. An einem und demselben Exemplar finden sich nicht selten zweierlei Färbungen vor, sei es, daß der Kern eine andre Farbe als die Umhüllung besitzt (im Innern rot, äußerlich grün gefärbte Turmalinkristalle) oder das eine Ende des Kristalls eine von der des entgegengesetzten verschiedene zeigt (so farblose Diopsidkristalle mit intensiv grünen Endigungen), sei es, daß Kristalle, noch häufiger Aggregate punktiert, gefleckt, geflammt, wolkig, geädert, gebändert etc. erscheinen. Wichtig ist für eine Anzahl von M. der Unterschied in der Färbung größerer zusammenhängender Stücke und des Pulvers. Die Farbe des letztern erhält man leicht durch ein Reiben oder Streichen des Minerals auf einer aus unglasiertem Porzellan (Biskuit) hergestellten Platte (Strichtafel), weshalb man auch gewöhnlich von der Strichfarbe spricht. So besitzt der eisenschwarze Eisenglanz einen kirschroten Strich; das Pulver des speisgelben Eisenkieses ist bräunlichschwarz. - Nach dem Grade der Fähigkeit, das Licht durchzulassen (Pelluzidität), unterscheidet man die M. als durchsichtig, halbdurchsichtig, durchscheinend, kantendurchscheinend und undurchsichtig (opak). - Der Glanz der M. ist seiner Qualität nach Metallglanz, Diamantglanz, Glasglanz, Fettglanz, Perlmutterglanz oder Seidenglanz, der letztgenannte sehr häufig an feinfaserigen Aggregaten als direkte Folge dieser Aggregationsform. Der Stärke ihres Glanzes nach unterscheidet man die M. als stark glänzend, wenig glänzend, beim Fehlen jeglichen Glanzes als matt. Das gleichzeitige Auftreten von Metallglanz, gewissen (metallischen) Farbennüancen und Undurchsichtigkeit an einer Mineralspezies bedingt den metallischen, nicht metallischer Glanz, nicht metallische Farben und Durchsichtigkeit, wenn auch nur in geringem Grade, den nicht metallischen Habitus einer Spezies, Unterschiede, die als leicht auffallend zur Bestimmung der M. vorzüglich benutzbar sind. Unwichtig zur Bestimmung und nur von theoretischem Interesse (namentlich wegen ihres Zusammenhangs mit den Kristallgestalten) sind die elektrischen und die thermischen Eigenschaften der M., so Ausdehnung durch die Wärme, Wärmeleitung etc., während die Überführung aus dem festen Aggregatzustand in den flüssigen durch Erhöhung der Temperatur (Grad der Schmelzbarkeit) wiederum einen zur Bestimmung sehr wertvollen Anhaltspunkt gewährt. So verwendet namentlich Kobell diese Unterschiede sehr wesentlich, indem er für die schmelzbaren M. eine Skala von sechs Graden aufstellt, ähnlich wie bei der Härteskala den Grad des zu untersuchenden Minerals durch Vergleich bestimmend. Die sechs Schmelzgrade sind, von dem am leichtesten schmelzbaren Mineral anfangend: 1) Antimonglanz, 2) Natrolith, 3) Almandin, 4) Hornblende, 5) Orthoklas, 6) Bronzit. - Magnetismus besitzen nur wenige Mineralspezies, es ist aber diese Eigenschaft ebendeshalb für diese geringe Anzahl sehr charakteristisch. Hierher gehören Eisen, Magnet-^[folgende Seite]