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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mittelamerika; Mittelasien; Mittelfell; Mittelfleisch; Mittelfranken

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Mittelamerika - Mittelfranken.

Schöpfungen nimmt vorzugsweise unser Interesse in Anspruch. In den einzelnen Perioden des Mittelalters treten verschiedene eigentümliche Richtungen hervor. Die erste Periode, von dem Umsturz des weströmischen Reichs bis zur Teilung der fränkischen Monarchie (843), zeigt uns noch den gewaltigen Kampf zwischen den alten römischen und den neuen germanischen Elementen des Lebens, aber auch bereits die Anfänge des mittelalterlichen Staatswesens. Die zwei größten Bildungen, welche hieraus hervorgegangen, sind das Kaisertum mit dem damit zusammenhängenden Lehnswesen und das Papsttum mit seiner vielgegliederten, mächtigen Hierarchie. Beide Bildungen gingen von der Idee politischer und kirchlicher Einheit aus. Die bald folgenden Übergriffe der Hierarchie in das Gebiet des Staats führten aber zu langen, heftigen Kämpfen zwischen Kaisertum und Papsttum, welche den ganzen zweiten Zeitraum (bis gegen das Ende des 13. Jahrh.) ausfüllen. In diese zweite Periode fallen die bedeutendsten Gestaltungen des mittelalterlichen Lebens. Aus der Umgestaltung des Heerwesens bildete sich das Ritterwesen, dessen Blüte in die Zeit der Kreuzzüge, eine der eigentümlichsten Erscheinungen des Mittelalters, fällt. Schiffahrt und Handel erhielten durch die Kreuzzüge neuen Aufschwung. Der Reichtum, welcher dadurch in die Städte floß, erhöhte das Selbstgefühl der Bürger, und während dieselben den Bedrückungen der Ritter entgegentraten, erwachte in ihnen, zuerst in den lombardischen, das Streben nach größerer Freiheit und Selbständigkeit. So trat in den Städten ein bedeutsames Element neben die feudalistische Aristokratie, und es entstand ein gewisses Gleichgewicht der Gewalt und der Macht zwischen Königtum, Aristokratie und Volk, welch letzteres indes fast ausschließlich durch die Städte repräsentiert wurde. In den letztern herrschte aber ebenfalls noch das aristokratische Element vor, und nur sehr allmählich errangen sich die Zünfte eine Stimme in den städtischen Angelegenheiten. Es entstanden Städtebündnisse (Hansa), Landfriedensgesetze und Femgerichte. Mit der fortschreitenden Bildung des Zeitalters begann auch die Kultur der Nationalsprachen, und namentlich wandte sich das Rittertum der Poesie und dem Gesang (Troubadoure, Minnesänger) zu. Zugleich entstand eine neue bildende Kunst; namentlich war es die Baukunst, welche am Ausgang dieses Zeitraums in ihrer schönsten Blüte stand. Die geistige Thätigkeit auf den Gebieten der Religion, Geschichte, Philosophie (Scholastik) der Naturkunde und Mathematik war auf die Geistlichkeit, namentlich einige Mönchsorden, beschränkt. Alle freiern Regungen unter dem Volk wurden dagegen von der Hierarchie unterdrückt (Inquisition). In der dritten Periode, bis zu Ende des 15. oder zu Anfang des 16. Jahrh., bildeten sich die Nationen als selbständige Individualitäten und ständische Staatsformen zu höherer und allgemeiner Freiheit aus, und es begann, wie in Frankreich, über den Gegensatz zwischen Aristokratie und Ständen das autokratische Königtum sich zu erheben. Im allgemeinen sank der überwiegende Einfluß der feudalistischen Aristokratie, und der Bürgerstand trat in den Vordergrund. Aus den alten Gewohnheitsrechten entstanden allmählich geschriebene Gesetzbücher, wie der Sachsenspiegel und der Schwabenspiegel, und mit dem Eindringen des römischen Rechts bildete sich ein ganz neuer Rechtszustand heraus. Die Entdeckung und immer allgemeiner sich verbreitende Anwendung des Schießpulvers, die Erfindung der Buchdruckerkunst und die Entdeckung von Amerika und des Seewegs nach Ostindien trugen wesentlich zu diesen Umwandlungen bei. In der Kirche aber riefen die schreienden Mißbräuche eine immer mächtiger werdende Opposition hervor, welche endlich in der Reformation ihren Gipfelpunkt fand, mit der die Neuzeit und die aus der Verschmelzung des Christentums mit dem Wesen der nordischen Völker und den Resten der alten Bildung hervorgegangene moderne Kultur beginnt. Das griechische Kaisertum kennt kein M. in dem angegebenen Sinn; im Orient läßt sich der Zeitraum bis zum Sturz des Kalifats und dem Aufkommen der Osmanen nur entfernt damit vergleichen.

Selbständige Darstellungen der Geschichte des Mittelalters schrieben unter andern Rühs (Berl. 1816), Rehm (Marb. 1820-34, 3 Bde.), Tillier (2. Aufl., Frankf. 1833), Leo (Halle 1830, 2 Bde., und in Bd. 2 seiner "Universalgeschichte", 3. Aufl., das. 1851), Kortüm (Bern 1836, 2 Bde.), H. Rückert (Stuttg. 1853), Aßmann (2. Aufl., Braunschw. 1875-80, 2 Bde.), H. Prutz (Berl. 1885 ff.). Vgl. Chevalier, Repertoire des sources historiques du moyen-âge, Teil 1: "Bio-Bibliographie" (Par. 1877-83, 4 Bde.); Osterley ^[richtig: Oesterley], Historisch-geographisches Wörterbuch des deutschen Mittelalters (Gotha 1883); Ebert, Allgemeine Geschichte der Litteratur im M. (Leipz. 1874-87, 3 Bde.); Reuter, Geschichte der religiösen Aufklärung im M. (Berl. 1875-77, 2 Bde.); v. Eicken, Geschichte und System der mittelalterlichen Weltanschauung (Stuttg. 1887); "Archiv für Litteratur und Kirchengeschichte des Mittelalters" (hrsg. von Denifle und Ehrle, das. 1885 ff.).

Mittelamerika, s. Zentralamerika.

Mittelasien, s. Zentralasien.

Mittelfell, s. Brustfell.

Mittelfleisch, s. Damm, S. 440.

Mittelfranken, Regierungsbezirk des Königreichs Bayern, wird begrenzt im N. von Oberfranken, im O. von der Oberpfalz, im S. von Oberbayern und Schwaben, im W. von Württemberg und Unterfranken, besteht aus Teilen der Markgrafschaften Ansbach und Baireuth, aus mehreren ehemaligen Reichsstädten (Nürnberg etc.), dem Bistum Eichstätt etc., umfaßt 7573 qkm (137,62 QM.) und hat (1885) 671,933 Einw., darunter (1880) 490,993 Evangelische, 140,384 Katholiken und 11,689 Juden. Den Westen durchziehen die Frankenhöhe und der Steigerwald, den Süden und Osten der Fränkische Jura. Die wichtigsten Flüsse sind die zum Main gehende Regnitz mit der Pegnitz und die zur Donau fließende Altmühl. Der beide Flüsse begleitende und verbindende Ludwigs- oder Donau-Mainkanal berührt den Regierungsbezirk nur im nordöstlichsten Teil. M. gehört zu den fruchtbarsten Gegenden Bayerns; die Viehzucht ist vortrefflich, der Ackerbau steht auf einer hohen Stufe, besonders in der Umgegend von Nürnberg; außer Getreide wird auch viel Tabak, Gemüse und Hopfen gebaut. Die Ausbeute an Mineralien beschränkt sich nur auf die Gewinnung lithographischer Steine im Jura. Die Industrie steht besonders in den Städten, namentlich in Nürnberg und Fürth, in hoher Blüte, daher auch diese den Mittelpunkt des lebhaften Verkehrs und den Knotenpunkt der den Regierungsbezirk durchschneidenden zahlreichen Eisenbahnen bilden. In administrativer Hinsicht wird M. in neun unmittelbare Städte (Ansbach, Dinkelsbühl, Eichstätt, Erlangen, Fürth, Nürnberg, Rothenburg a. T., Schwabach und Weißenburg) und 18 Bezirksämter geteilt und hat Ansbach zur Hauptstadt. Die Bezirksämter sind folgende: