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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Montferrand; Montferrat; Montfort; Montfort l'Amaury; Montgelas

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Montferrand - Montgelas.

représentée en figures" (das. 1719-24, 15 Bde.; deutsch im Auszug von Roth, Nürnb. 1807); "Les monuments de la monarchie française" (franz. u. lat., Par. 1729-33, 5 Bde.); "Bibliotheca bibliothecarum manuscriptorum nova" (das. 1739, 2 Bde.); sodann seine Ausgaben des Athanasius (das. 1693, 3 Bde.), der "Hexapla" des Origenes (das. 1713, 2 Bde.), des Joh. Chrysostomos (das. 1718-34, 13 Bde.; neue Ausg. 1834-40); endlich die "Collectio nova patrum et scriptorum graecorum" (das. 1706, 2 Bde.).

Montferrand (spr. mongferrāng), Stadtteil von Clermont-Ferrand (s. d.).

Montferrat (spr. mongferrá), ehemals selbständiges, von Piemont, Mailand und Genua begrenztes Herzogtum, jetzt ein Teil der ital. Provinz Turin, erstreckte sich von N. nach S. in zwei getrennten Teilen zwischen den Seealpen und dem Po, umfaßte 2750 qkm (50 QM.) und hatte Casale Monferrato (s. d.) zur Hauptstadt. Karl d. Gr. setzte zur Verwaltung des Landes Grafen ein, die von Otto d. Gr. 967 zu Markgrafen erhoben wurden. Mehrere berühmte Fürsten, die sich in den Kreuzzügen auszeichneten, stammten aus diesem Hause, so: Markgraf Konrad, der 1187 Tyros mit Erfolg gegen Salaheddin verteidigte, hierfür zum Herrn von Tyros erhoben und vom König Amalrich von Jerusalem mit einer seiner Töchter vermählt wurde; er kämpfte mit Guy von Lusignan um die Krone von Jerusalem, zeichnete sich im dritten Kreuzzug aus, ward aber 28. April 1192 von den Assassinen ermordet (vgl. Ilgen, Markgraf Konrad von M., Marb. 1880); Bonifacius III. war einer der Führer des vierten Kreuzzugs, erlangte 1204 nach Gründung des lateinischen Kaisertums die Herrschaft über Thessalien und fiel 1207 gegen die Sarazenen; Wilhelm VI., der Große, war im 13. Jahrh. ein berühmter Söldnerführer (Condottiere). Durch Erbschaft kam das Land 1305 an einen Seitenzweig des griechischen Kaiserhauses der Paläologen und 1536 an die Gonzaga von Mantua. 1574 wurde M. von Maximilian II. zu einem Herzogtum erhoben. Als 1627 der männliche Stamm des Herzogs Friedrich von Gonzaga erlosch, ward es nebst Mantua dem Herzog Karl I. von Nevers und Rethel übertragen, der 1631 einen Teil an den Herzog von Savoyen abtreten mußte. Erst als 1703 der Kaiser Leopold I. dem der Felonie schuldigen Herzog Karl IV. von Mantua M. abgenommen hatte, kam dasselbe ganz an Savoyen.

Montfort (spr. mongfōr), 1) M. l'Amaury, Stadt im franz. Departement Seine-et-Oise, Arrondissement Rambouillet, an der Westbahn, mit den Trümmern des Schlosses der Grafen von M., einer Kirche aus dem 12. und 16. Jahrh. und (1881) 1373 Einw. -

2) M. sur Meu, Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Ille-et-Vilaine, am Meu und an der Westbahn, hat alte Stadtmauern, eisenhaltige Mineralquellen und (1881) 1590 Einw.

Montfort, deutsches Grafengeschlecht, stammte von den Pfalzgrafen von Tübingen ab, beherrschte Bregenz und Tettnang, trat aber 1780 seine Besitzungen an Österreich ab und erlosch 1787. Ihm gehört der deutsche Dichter Hugo von M. (s. d.) an.

Montfort l'Amaury (spr. mongfōr lamori), ausgestorbenes franz. Dynastengeschlecht, das seinen Ursprung von Amaury (Amalrich), Grafen von Hennegau, um 952, herleitete, und dessen Stammschloß M. bei Rambouillet lag. Die namhaftesten Sprößlinge desselben sind:

1) Simon IV., Graf von, geb. 1160, beteiligte sich 1199-1200 an einem Kreuzzug nach Palästina, befehligte 1208 eine Kreuzfahrt gegen die Albigenser, gegen welche er, namentlich 1209 in Béziers, mit furchtbarer Grausamkeit wütete, und siegte 1213 bei Muret über den König Peter II. von Aragonien und Raimund VI., Grafen von Toulouse, wobei ersterer blieb; er wurde darauf vom Papst Innocenz III. mit des letztern Besitzungen belehnt. Als er 1218 Toulouse belagerte, fand er 25. Juni d. J. bei einem Ausfall den Tod.

2) Amaury VI., Graf von, Sohn des vorigen, setzte den Kampf gegen die Albigenser fort, wurde aber so in die Enge getrieben, daß er 1226 dem König Ludwig VIII. seine Rechte auf die Grafschaft Toulouse abtrat. 1231 wurde er Connétable. 1239 ging er nach Palästina, ward bei Gaza gefangen und nach Kairo gebracht, 1241 aber wieder freigegeben. Er starb auf der Rückkehr zu Otranto.

3) Simon von M., Graf von Leicester, jüngerer Bruder des vorigen, geb. 1206, verließ 1236 Frankreich infolge eines Streits mit der Mutter Ludwigs IX., Blanka von Kastilien, ging nach England, wo er als Erbe seiner Mutter, einer Engländerin, große Güter hatte, ward hier zum Grafen von Leicester und Gouverneur der Gascogne ernannt und erhielt die Hand der Schwester des Königs Heinrich III. 1239 beim König in Ungnade gefallen, kehrte er in sein Vaterland zurück, ging aber 1246 wieder nach England, stellte sich hier an die Spitze der aufrührerischen Barone und erzwang 1258 die Berufung eines außerordentlichen Parlaments nach Oxford und die Bewilligung von großen Zugeständnissen an dasselbe (die Statuten oder Provisionen von Oxford). Er stand an der Spitze der Regentschaft, erfüllte alle Wünsche des Volkes, verjagte die Fremden, begünstigte die englische Sprache und wurde der gefeiertste Volksheld. In der Schlacht von Lewes (14. Mai 1264) errang er über Heinrich III. einen glänzenden Sieg und nahm den König selbst gefangen. Des päpstlichen Bannes nicht achtend, berief er als Regent und Protektor von England zu dem Reichstag von 1265 außer dem hohen Adel und der Geistlichkeit auch Vertreter der Ritterschaft, der freien Grundbesitzer und der Städte und begründete dadurch die parlamentarische Verfassung Englands. Aber 4. Aug. d. J. verlor er bei Evesham Sieg und Leben gegen den Prinzen Eduard von Wales. Vgl. Pauli, Simon von M. (Tübing. 1867); Prothero, Life and times of Simon M. (Lond. 1877); Bémont, Simon de M., comte de Leicester (Par. 1884).

Montgelas (spr. mongsch'la), Maximilian Joseph, Graf von, bayr. Minister, geb. 10. Sept. 1759 zu München aus einem savoyischen, in Bayern eingebürgerten Geschlecht, studierte zu Nancy und Straßburg, ward 1777 kurbayrischer Hofrat und 1779 Kammerherr des Kurfürsten Karl Theodor und Rat bei der Bücherzensur, verlor diese Stellen aber 1785 wegen seiner Hinneigung zu den Ansichten des Illuminatenordens und lebte hierauf eine Zeitlang am Hof zu Zweibrücken. Maximilian Joseph ernannte ihn 1795 zum Regierungsrat, 1796 zum Wirklichen Geheimen Rat, 1799 zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten. 1803 der Finanzen, 1806 des Innern und 1809 wieder der Finanzen. In diesen Stellungen hat sich M. um die politische, administrative und geistige Hebung des bayrischen Volks- und Staatslebens unbestreitbare Verdienste erworben, indem er, freilich mit etwas gewaltthätiger Energie, die zahlreichen Reste des Mittelalters beseitigte und nach dem Muster Frankreichs durchgreifende Reformen einführte; besonders der Kirche und den Jesuiten zeigte er sich feindlich. In der auswärtigen