Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mont Genèvre; Montgolfier; Montgolfière; Montgolfiersche Wassermaschine; Montgomery

776

Mont Genèvre - Montgomery.

Politik betrieb er den Anschluß an Frankreich und erlangte dadurch eine bedeutende Vergrößerung des Staats. Sein weiteres Ziel, Bayern zum mächtigsten Staat in Deutschland zu erheben, erreichte er nicht. Doch behauptete er den Umfang des Staats und seine Souveränität auf dem Wiener Kongreß. 1809 ward er in den Grafenstand erhoben. Der Einführung einer Konstitution, welche Max Joseph beabsichtigte, durchaus abgeneigt, erhielt er im Februar 1817 seine Entlassung. 1819 zum erblichen Reichsrat ernannt, starb er 14. Juni 1838 in München. Seine Memoiren erschienen Stuttgart 1886. Vgl. (v. Lang): "Der Minister Graf M. unter der Regierung König Maximilians I." (Altenb. 1815); "Briefe des Staatsministers Grafen M." (hrsg. von Julie v. Zerzog, Regensb. 1853); L. Hoffmann, Ökonomische Geschichte Bayerns unter M. (Erlang. 1885). - Sein ältester Sohn, Maximilian Joseph Philipp Wilhelm, Graf von M., geb. 16. April 1807, war erblicher Reichsrat und Direktor der Bayrischen Hypotheken- und Wechselbank, starb 1. April 1870; der jüngere, Ludwig Max Joseph, Graf von M., geb. 19. März 1814, war bayrischer Gesandter am preußischen Hof.

Mont Genèvre (spr. mong schönäwr), Alpenpaß an der Grenze von Frankreich und Italien, wird von der Straße von Briançon im französischen Departement Oberalpen nach Susa in der italienischen Provinz Turin überschritten und trägt auf der Paßhöhe (1860 m ü. M.) das französische Dörfchen M., mit 325 Einw. Nach alten Autoren soll hier einst ein Tempel des Janus gestanden haben, wofür aufgefundene Arkaden, Trümmer von Säulen etc. zu sprechen scheinen. Als einer der niedrigsten aller Alpenübergänge wurde der M. seit dem Altertum bis in die neueste Zeit auch oft von großen Heereskolonnen überschritten; Marius, Cäsar und Karl d. Gr. passierten ihn; Karl VIII. von Frankreich zog 1494 mit schwerem Artillerietrain über die damals unwegsame Höhe, und auch 1814 und 1859 wurde der Paß von Truppen überschritten. Die jetzige Straße wurde 1802 von Frankreich erbaut.

Montgolfier (spr. monggolfjeh), Joseph Michel, Erfinder des Luftballons, geb. 1740 zu Vidalon lès Annonay (Departement Ardèche), widmete sich mit seinem Bruder Jacques Etienne dem Studium der Mathematik, Mechanik und Physik, übernahm dann mit demselben die Papierfabrik des Vaters zu Annonay, welche das erste Velinpapier lieferte, und konstruierte 1783 einen durch erwärmte Luft zum Steigen gebrachten Luftballon (Montgolfière). 1784 erfand er auch den Fallschirm, 1794 einen eigentümlichen Abdampfapparat und 1796 mit Argand den Stoßheber. Nach Ausbruch der Revolution war er nach Paris gegangen, wo er später Administrator des Conservatoire des arts et métiers und Mitglied des Bureau consultatif des arts et manufactures beim Ministerium des Innern wurde. Er starb 26. Juni 1810 in Balarne bei Montpellier. - Sein Bruder Jacques Etienne, geb. 7. Jan. 1745 zu Vidalon lès Annonay, war ursprünglich Architekt, sodann Teilnehmer an allen Erfindungen und Unternehmungen seines Bruders, starb 2. Aug. 1799 in Servières. Von den Schriften der Brüder sind hervorzuheben: "Discours sur l'aérostat" (Par. 1783); "Les voyageurs aériens" (das. 1784); "Mémoire sur la machine aérostatique" (das. 1784). Ein Denkmal der beiden Brüder wurde 1883 in Annonay enthüllt.

Montgolfière, s. Luftschiffahrt, S. 986 f.

Montgolfiersche Wassermaschine, s. v. w. Hydraulischer Widder.

Montgomery (spr. möntgömmeri), 1) Stadt in Montgomeryshire (Nordwales), an einem vom Severn bespülten Hügelabhang, dessen Gipfel die Ruine einer Burg trägt, und dicht beim verfallenen Grenzwall Offa's Dike. Früher stark befestigt, wurde es als Grenzstadt oft belagert, ist aber jetzt ohne Bedeutung und hat (1881) nur 1194 Einw. - 2) Hauptstadt des nordamerikan. Staats Alabama (seit 1847), auf hohem Bluff am schiffbaren Alabamafluß, hat ein 1849 erbautes Staatenhaus, lebhaften Baumwollhandel und (1880) 16,713 Einw. (darunter 9931 Farbige). Die Stadt hat wiederholt durch Feuer gelitten. Bei Einnahme derselben durch die Unionstruppen 11. April 1865 wurden 80,000 Ballen Baumwolle verbrannt und das Zeughaus, der Bahnhof und die Eisengießerei zerstört.

Montgomery, 1) (spr. monggommeri) Gabriel de, franz. Ritter, Sohn von Jacques de Lorges, erstem Grafen M., stammte aus einer ursprünglich schottischen Familie und war Offizier in der schottischen Leibgarde zu Paris. Bei einem Turnier 30. Juni 1559 hatte er das Unglück, dem König Heinrich II. von Frankreich, mit dem er eine Lanze brach, durch einen Splitter derselben ein Auge auszustechen und dadurch den Tod desselben zu veranlassen. Nachdem sich M. infolge dieses Vorfalls eine Zeitlang auf seinen Gütern und in England, wo er zum Protestantismus übertrat, aufgehalten, kehrte er beim Ausbruch des Bürgerkriegs zurück, focht in den Reihen der Hugenotten und verteidigte 1562 Rouen gegen die königliche Armee. 1569 eilte er der bedrängten Königin von Navarra, Jeanne d'Albret, zu Hilfe und eroberte Orthez. Obgleich mit Coligny zum Tod verurteilt, kam er doch nach dem Frieden von St.-Germain nach Paris. Den Metzeleien der Bartholomäusnacht durch glückliche Umstände entgangen, begab er sich nach England und führte 1573 von hier aus eine von ihm geworbene Flotte zum Entsatz von La Rochelle herbei, wandte sich, da dieses Unternehmen nicht gelang, in die Normandie, sammelte hier ein ziemlich starkes Korps Hugenotten und begann auf eigne Faust den Krieg, mußte sich aber 27. Mai 1573 bei Domfront ergeben und ward nach längerer Einkerkerung auf Befehl der Katharina von Medici 26. Juni 1574 zu Paris enthauptet. Er hinterließ neun Söhne, sämtlich tapfere Krieger.

2) (spr. mönt-) James, engl. Dichter und Publizist, geb. 4. Nov. 1771 zu Irvine in Schottland, Sohn eines Predigers der Mährischen Brüdergemeinde, ward Gehilfe in einer Buchhandlung zu London und 1792 Teilnehmer und Mitarbeiter an dem liberalen "Sheffield Register" (später von ihm "Sheffield Iris" benannt). Seine politische Richtung zog ihm viele Verfolgungen und 1794-95 zweimal längere Haft zu. Als Dichter trat er 1806 mit "The Wanderer of Switzerland, and other poems" hervor. Es folgten darauf: "The West-Indies" (1809), worin die Abschaffung der Sklaverei durch das britische Parlament verherrlicht wird; "The world before the flood" (1813), eine poetische Schilderung des Zustandes der ersten Menschen; "Greenland" (1819), ausgezeichnet durch treffende Schilderungen der arktischen Natur; "The Pelican Island" (1828) und "Original hymns, for public, private and social devotion" (1853), welch letztere zu den besten religiösen Gedichten in englischer Sprache gehören. M. starb 30. April 1854 bei Sheffield. Seine "Poetical works" erschienen London 1854 in 4 Bänden