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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Montmorillon; Montoire; Montōne; Montōro; Montoz; Montpelier; Montpellier; Montpellierbutter; Montpelliergelb; Montpensier

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Montmorillon - Montpensier.

mußte er noch in diesem Jahr wegen eines Zerwürfnisses mit Villèle zurücktreten. Karl X., der ihn als Freund der Jesuiten besonders liebte, ernannte ihn zum Erzieher des jungen Herzogs von Bordeaux. Die Akademie nahm ihn 1825 unter ihre Mitglieder auf. Er starb 24. März 1826. Vgl. Vétillard, Notice sur la vie de M. le duc de M. (Le Mans 1826). Mit Eugène Alexandre de M., Herzog von Laval-M., geb. 20. Juli 1773, Generalleutnant, erlosch 2. April 1851 die männliche Nachkommenschaft des Zweigs Laval. 1864 verlieh Kaiser Napoleon III. dem Grafen Adalbert von Talleyrand-Périgord (geb. 20. März 1837) den Titel eines Herzogs von M. Vgl. Desormeaux, Histoire de la maison de M. (Par. 1764); "Les M. de France et les M. d'Irlande" (das. 1828).

Montmorillon (spr. mong-morijóng), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Vienne, an der Gartempe und den Eisenbahnen Poitiers-Limoges und M.-La Trimouille, hat eine gotische Kirche aus dem 11. Jahrh. mit Krypte und alten Fresken, eine Begräbniskapelle aus dem 12. Jahrh. (Oktogon) mit merkwürdigen Reliefs, einen Gerichtshof, ein Seminar, Eisenbergbau, Fabrikation von Biskuits und Maccaroni, ansehnlichen Vieh- und Produktenhandel und (1886) 3931 Einw.

Montoire (spr. mongtŏahr), Stadt im franz. Departement Loir-et-Cher, Arrondissement Vendôme, am Loir und der Eisenbahn Blois-Pont de Braye, mit Schloßruine, Fabrikation von Kattun, Leinwand und Strümpfen, Weinhandel und (1881) 2876 Einw.

Montōne, Fluß in Mittelitalien, entspringt in der Provinz Florenz, fließt nach NO. und mündet nach 85 km langem, teilweise kanalisiertem Lauf, mit dem Ronco (s. d.) vereinigt, südöstlich von Ravenna in das Adriatische Meer.

Montōro, Bezirksstadt in der span. Provinz Cordova, am linken felsigen Ufer des Guadalquivir und an der Eisenbahn Madrid-Cordova gelegen, hat eine schöne Hauptkirche, eine Brücke aus dem 16. Jahrh. und (1878) 13,293 Einw., welche Olivenöl und Früchte, insbesondere Feigen, gewinnen, Tuch- und Leinweberei und Töpferei betreiben.

Montoz, einer der bedeutendsten Rücken des Berner Jura (1332 m), der durch den Paß der Pierre Pertuis mit dem westlicher fortlaufenden Sonnenberg (1272 m) verbunden ist.

Montpelier, Hauptstadt des nordamerikan. Staats Vermont, am Winooski (Zufluß des Champlainsees), hat ein hübsches Kapitol (mit geologischem Museum und Bibliothek) und (1880) 1847 Einw.

Montpellier (spr. mongpelljeh), Hauptstadt des franz. Departements Hérault, liegt 10 km vom Mittelländischen Meer in reizender Gegend amphitheatralisch auf einer Anhöhe, über dem kanalisierten Lez, und ist durch Eisenbahnlinien mit Nîmes, Marseille, Lodève, Narbonne, Cette, dem eigentlichen Hafen von M., und dem als Seebad vielbenutzten Palavas verbunden. Die Stadt hat mit Ausnahme der modernen Vorstädte enge Straßen und zerfällt in sechs Stadtteile (sixains). Unter den 21 Kirchen (worunter eine reformierte Konsistorialkirche) zeichnen sich namentlich der große Dom St. Peter (aus dem 14. Jahrh.) mit 4 Türmen und einschiffigem Innern sowie die neue, 1875 vollendete Kathedrale aus. Sonstige hervorragende Gebäude sind: der Justizpalast mit den Statuen von Cambacérès und Kardinal Fleury; das Gebäude der medizinischen Fakultät, ehemaliges Benediktinerkloster, mit großem amphitheatralischen Hörsaal und schönem anatomischen Museum; das Stadthaus, die Präfektur, das Theater. Auf dem weiten Platz Peyrou mit Anpflanzungen und einer Reiterstatue Ludwigs XIV. (von Debay) erheben sich östlich ein zu Ehren Ludwigs XIV. erbautes Triumphthor und westlich ein tempelartiges Wasserschloß, welchem ein 1766 errichteter Aquädukt das Wasser zuführt. Die übrigen Plätze der Stadt sind mit hübschen Fontänen geschmückt. Ein schöner Spaziergang ist die Esplanade, an welche der Exerzierplatz mit der Citadelle und Kasernen stößt. M. zählt (1886) 45,930 (als Gemeinde 56,765) Einw. Die Industrie ist durch Fabriken für Kerzen und Seifen, Wolldecken, chemische Produkte etc. vertreten. Sehr rege ist der Handel, insbesondere mit Wein und Branntwein, Getreide, Vieh, Salz, Öl, Hanf, Seide, Wolle, Strohwaren. An höhern Unterrichtsanstalten besitzt M. vier Fakultäten, eine von alters her berühmte medizinische Fakultät (1180 gegründet) mit einer Bibliothek von 50,000 Bänden und einem botanischen Garten (dem ältesten in Frankreich), dann Fakultäten für Jurisprudenz, Wissenschaften und Litteratur; sie zählten zusammen 1882: 82 Lehrer und 586 Studierende. Ferner befinden sich in M. eine Schule für Pharmazie, ein Seminar, Lyceum, Bildungsanstalten für Lehrer und Lehrerinnen, eine Kunstschule, Musik- und Gewerbeschule, eine Stadtbibliothek von 100,000 Bänden, ein Museum (nach seinem Gründer Fabre benannt) mit mehr als 600 Gemälden verschiedener Schulen, vielen Zeichnungen, Bronzen, Skulpturen, Münzen etc. Erwähnenswert sind außerdem: das Naturalienkabinett, die Sternwarte, das Blinden-, Taubstummen- und Waiseninstitut, die Irrenanstalt, mehrere Spitäler und zahlreiche humanitäre und wissenschaftliche Gesellschaften. M. ist der Sitz des Generalkommandos des 16. Armeekorps, des Präfekten, eines Bischofs, eines reformierten Konsistoriums, eines Appell- und Assisenhofs, eines Handelsgerichts, einer Handelskammer, einer Filiale der Bank von Frankreich und mehrerer Konsulate fremder Staaten. 3 km von M. entfernt liegt die warme Mineralquelle von Foncaude (12,5° C). - M. (Mons pessulanus oder Mons puellarum der Römer) war noch im 10. Jahrh. ein Dorf, welches dem Bischof von Maguelone gehörte. Von 1162 bis 1258 wurden hier mehrere Konzile (Monspellensia concilia) gehalten. 1204 fiel es an Aragonien, und 1276 kam es an die Könige von Mallorca, denen es 1349 König Philipp VI. von Frankreich abkaufte. 1538 wurde das Bistum von Maguelone nach M. verlegt. Unter Heinrich III. bemächtigten sich die Hugenotten der Stadt und errichteten daselbst eine Art Republik. Erst nach langer Belagerung unterwarf sich M., und durch das Edikt oder den Frieden von M. vom 19. Okt. 1622 wurde der neunte Hugenottenkrieg beendigt (s. Hugenotten, S. 770). Vgl. Aigrefeuille, Histoire de la ville de M. (1739; neue Ausg., Montp. 1877).

Montpellierbutter, eine Mischung von Butter, gewiegter Sardelle, Ei, Kapern, Petersilie, Dragon, Kerbel, Schnittlauch und Pimpernelle; wird zu Fisch, kaltem Fleisch und Geflügel genossen.

Montpelliergelb, s. Bleichlorid.

Montpensier (spr. mongpangssjeh), franz. Grafschaft, seit dem 15. Jahrh. den Bourbonen gehörig, seit 1539 Herzogtum, seit 1608 durch Heirat an die Orléans übergegangen. Von den Mitgliedern dieses Hauses sind bemerkenswert:

1) Catherine Marie von Lothringen, Herzogin von, geb. 18. Juli 1552 als eine Tochter des Herzogs Franz von Guise, seit 1570 Gemahlin Ludwigs II. von Bourbon, Herzogs von M. (geb. 10. Juni