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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Moorfoot - Moose.

Moorfoot (spr. muhrfut, Muirfoot), Höhenzug im südlichen Schottland, durchschneidet den südlichen Teil von Edinburghshire und erreicht 651 m Höhe.

Moorfunde, im Moor gefundene prähistorische Gegenstände, zeigen eine eigentümliche Art der Erhaltung: die Bronzen sind, je feuchter das Moor ist, desto weniger patiniert, und zwar ist die Moorpatina der Bronze nicht grün, sondern braun; Eisen dagegen wird entweder gänzlich zerstört, oder mit einer schwärzlichen Kruste überzogen, Feuerstein wird weiß; Holz, Horn und andre organische Substanzen, ja sogar ganze menschliche Körper (Moorleichen) sind meist vortrefflich in ihren Formen erhalten, solange sie noch feucht sind, verlieren jedoch namentlich bei schnellem Austrocknen gänzlich ihr Ansehen und zerfallen. Man muß sie deshalb vor Austrocknung schützen und zur weitern Konservierung in Alaunlösung kochen oder mit einem Gemenge von gleichen Teilen Petroleum und Leinölfirnis tränken. Der bei verschiedenen Völkern üblichen Sitte, durch Versenken in Seen und Quellen den Göttern Gegenstände zu weihen, ist es zu danken, daß eine große Anzahl und zwar der durch Schönheit und Zahl der Gegenstände hervorragendsten Funde uns erhalten worden sind. Namentlich reich waren die großen M. Dänemarks und Schleswigs, besonders der Fund von Nydam in Schleswig, wo ein großes, über 20 m langes Ruderboot, mit Waffen und Geräten angefüllt, entdeckt wurde. Dasselbe befindet sich im Museum zu Kiel. Die letztgenannten Funde gehörten dem 3.-5. Jahrh. n. Chr. an, jedoch reichen M. bis in die ältere Metallzeit zurück. Einzelne M. deuten darauf, daß man auch in isolierten kleinen Tümpeln, welche jetzt voll Moor oder Moder sind (Moderlöcher), Verstorbene beisetzte; indessen scheinen die sehr selten gefundenen sogen. Moorleichen Personen anzugehören, welche im Moor verunglückten.

Moorgrundel, s. Schmerle.

Moorhirse, Pflanzengattung, s. Sorghum.

Moorhuhn, s. Birkhuhn, Schneehuhn, Wasserhuhn.

Moorings (engl., spr. mū-), Ankerapparate zur Befestigung von Schiffen an Strommündungen, in Buchten etc.

Moorkohle, s. Braunkohle, S. 356.

Moorkolonien, Kolonien im Moor Ostfrieslands, denen im Gegensatz zu den Fehnkolonien (s. d.) ein Kanal fehlt. 1869 betrug ihre Anzahl 83 mit einem Grundbesitz von 17,374 Hektar, von denen etwa 0,66 kultiviert waren. Die M. bieten vielfach ein unerfreuliches Bild mit Armut, Verkommenheit und Vagabundentum.

Moorkultur, s. Moor.

Moorleichen, s. Moorfunde.

Moorrauch, s. Herauch.

Moorsomsche Vermessungsmethode, s. Schiffsklassifikation.

Moorva (Morwa, Marool, afrikanischer Hanf, Bowstringhanf), die Blattfaser von Sanseviera ceylanica, ist dem neuseeländischen Flachs ähnlich.

Moos, s. Moose. Im Oberdeutschen ist M. (Mehrzahl: Möser) s. v. w. Moor (s. d.). In der Burschensprache eine dem Hebräischen (Mischna) entlehnte Bezeichnung für Geld; erweitert zu "Moses und die Propheten" (mit Anlehnung an die Bibelstelle Luk. 16,29).

Moos, irländisches, s. Carragaheen.

Moos, isländisches, s. Cetraria.

Moosachat, s. Chalcedon.

Moosbeere, s. Vaccinium.

Moosbitter, s. v. w. Cetrarsäure.

Moosburg, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Freising, an der Amper und der Linie München-Regensburg-Oberkotzau der Bayrischen Staatsbahn, 414 m ü. M., hat 3 restaurierte kath. Kirchen, ein altes Schloß, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, eine große Getreideschranne, Wasserleitung, Pferdezucht, Pferde- und Viehmärkte, große Mahl- und Sägemühlen, 8 Bierbrauereien und (1885) 3019 fast nur kath. Einwohner. Die Stadt war einst Mittelpunkt der mächtigen Grafschaft M.

Moose (Musci L., Muscineae Bisch.), kryptogamischer Pflanzentypus, in der Mitte zwischen den Thalluspflanzen und den Gefäßkryptogamen stehend; sie sind wie die erstern nur aus Zellen zusammengesetzt, besitzen aber wie die letztere eine bestimmte Form von Geschlechtsorganen (Archegonien und Spermatozoiden bildende Antheridien), die ein notwendiges Glied in ihrer Entwickelung bilden. Die letztere beginnt mit dem Auftreten des Vorkeims (protonema, prothallium), welcher unmittelbar aus der keimenden Spore (Fig. 1 A) hervorgeht (Fig. 1 B und C, Vorkeim von Dicranum scoparium, bei b die Anlage eines Moosstämmchens), und dessen verzweigte grüne Fäden aus chlorophyllhaltigen, cylindrischen Gliederzellen bestehen und auf der Erde wachsen, zugleich nicht grüne Fäden mit schiefen Querwänden erzeugen, welche als Wurzelhaare (Rhizoiden) in das Erdreich eindringen. Durch Knospenbildung an einzelnen Zweigen des Vorkeims entwickeln sich auf letzterm die Anlagen des beblätterten Moosstämmchens, welche zahlreich aus Einem Vorkeim hervorgehen können. Letzterer verschwindet danach oder bleibt noch einige Zeit lebendig. Bei den Lebermoosen, Anthoceroteen und Ricciaceen tritt der Vorkeim sehr zurück

^[Abb.: Fig. 1. Keimende Spore (A) und Vorkeime von Laubmoosen.]