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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Morgenweite; Morgenwind; Morges; Morghen; Morgue; Morhof; Mori; Moria; Morĭa; Morier; Mörĭke

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Morgenweite - Mörike.

10 Blätter Radierungen sind sehr geschätzt. Er starb 26. Febr. 1867 in München.

2) Lina, Schriftstellerin, geb. 25. Nov. 1830 zu Breslau als Tochter des Fabrikanten A. Bauer, lebt seit ihrer Verheiratung mit Theodor M. (1854) in Berlin, wo sie eine reiche schriftstellerische und gemeinnützige Thätigkeit, besonders auf dem Gebiet der Kindererziehung u. Frauenfrage, entfaltete. Nachdem sie schon 1848 in Breslau einen Verein zur Unterstützung armer Schulkinder ins Leben gerufen und 1860-66 als Vorsitzende den Frauenverein zur Beförderung der Fröbelschen Kindergärten geleitet hatte, gründete sie 1866 den Verein Berliner Volksküchen, 1868 den Kinderschutzverein, 1869 eine wissenschaftliche Fortbildungsschule für junge Damen, 1873 den Berliner Hausfrauenverein gegen Verteurung und Verfälschung der Lebensmittel (bestand bis 1883), 1880 den Frauenverein zur Rettung sittlich verwahrloster und strafentlassener minorenner Mädchen durch die hausindustrielle und landwirtschaftliche Schule. Innerhalb des Hausfrauenvereins entstanden eine permanente Lebensmittelausstellung mit Laboratorium zur Untersuchung der Nahrungsmittel, eine Kochschule sowie Kassen zur Unterstützung von Dienstboten und notleidenden Hausfrauen etc. Außer mehreren Novellen und Erzählungen für die Jugend schrieb sie: "Das Paradies der Kindheit" (4. Aufl., Berl. 1884); "Die Volksküchen" (4. Aufl., das. 1882); "Der Beruf des Weibes" (das. 1869); "Kochrezepte der Berliner Volksküche" (4. Aufl., das. 1883); "Universalkochbuch" (das. 1881); "Friedrich Fröbel" (das. 1882); "Die menschliche Ernährung und die kulturhistorische Entwickelung der Kochkunst" (das. 1882); "Die Frauen des 19. Jahrhunderts" (das. 1888) u. a. Seit 1874 gibt sie die "Deutsche Hausfrauenzeitung" heraus.

Morgenweite, s. Abendweite.

Morgenwind (Ostwind), der aus Morgen (Osten) wehende Wind, bringt in Deutschland meist klares und trocknes Wetter. Infolgedessen wird im Sommer die Wirkung der Sonnenstrahlen und im Winter die der Strahlung unbehindert stattfinden können, weshalb der Ostwind im Sommer meistens bedeutende Wärme und im Winter große Kälte zur Folge haben wird (s. Wetter). Außerdem ist der M. in den Hochgebirgen ein regelmäßig wiederkehrender Wind, welcher nach Sonnenaufgang vom Thal nach den Höhen längs der Bergabhänge weht.

Morges (spr. morsch', deutsch Morsee), Bezirkshauptstadt im schweizer. Kanton Waadt, am Genfer See und an der Bahnlinie Genf-Lausanne, mit Schloß (aus dem 12. Jahrh.), Hafen und (1880) 3952 Einw., einer der gewerbsamsten Orte des Kantons. In der Nähe Schloß Vufflens.

Morghen, Raffaello, ital. Kupferstecher, geb. 19. Juni 1758 zu Florenz, hatte erst seinen Vater Filippo M. (geb. 1730), sodann dessen Bruder Giovanni Elia M. (geb. 1721), die beide zu Neapel an dem Prachtwerk über die herculaneischen Altertümer arbeiteten, endlich seit 1778 zu Rom Volpato zu Lehrern in der Zeichen- und Kupferstecherkunst und verband sich dann mit letzterm zu gemeinschaftlichen Arbeiten. 1793 ward er als Professor der Kupferstecherkunst an die Akademie der Künste zu Florenz berufen, wo er 8. April 1833 starb. Die bekanntesten unter seinen zahlreichen vortrefflichen Stichen sind: die Messe von Bolsena nach Raffaels Fresko im Vatikan, die Madonna della Sedia und die Verklärung nach Raffael, die Madonna del Sacco nach Andrea del Sarto, Aurora nach Guido Reni, die Jagd der Diana nach Domenichino, der Tanz der Jahreszeiten nach Poussin, das Abendmahl nach Leonardo da Vinci (1800). Ausgezeichnete Arbeiten Morghens sind auch die Bildnisse Dantes, Petrarcas, Ariosts, Tassos u. a. Ein Verzeichnis seiner 254 Blätter gab sein Schüler Palmerini (3. Aufl., Flor. 1824).

Morgue (franz., spr. morgh), Leichenhaus, Leichenschaustätte tot aufgefundener unbekannter Personen (s. Totenschau).

Morhof, Daniel Georg, namhafter Litterarhistoriker, geb. 6. Febr. 1639 zu Wismar, lehrte seit 1660 als Professor der Dichtkunst in Rostock, seit 1665 in Kiel, wo er später auch Professor der Geschichte und Bibliothekar wurde, und starb 30. Juli 1691 auf der Heimreise aus dem Bad Pyrmont in Lübeck. Als Dichter ("Opera poetica", Lübeck 1697) unbedeutend, ist M. wichtig als Begründer der allgemeinen Litteraturgeschichte und zwar durch die Werke: "Unterricht von der deutschen Sprache und Poesie" (Kiel 1682; 3. Aufl., Lübeck u. Leipz. 1718), worin er einen Überblick über die neueuropäischen Litteraturen gibt, und "Polyhistor" (Lübeck 1688; 4. Aufl. 1747, 2 Bde.).

Mori, Marktflecken in Südtirol, Bezirkshauptmannschaft Roveredo, an der Etsch und der Eisenbahn Kufstein-Ala, hat eine hübsche Pfarrkirche, ein Bezirksgericht, Seidenfilanden, Papierfabrikation, Gerberei, Wein-, Gemüse- und Tabaksbau und (1880) 4266 Einw. Von M. geht die Straße beim Loppiosee und bei Nago (mit Fort) vorüber zum Gardasee.

Morĭa (griech.), Narrheit, Form des Blödsinns, welche sich in allerlei thörichtem Treiben, kindischem Spiel, Lachen, Tanzen etc. äußert.

Moria, der Hügel zu Jerusalem (s. d.), auf dem Salomo den Tempel erbaute, 743 m hoch.

Morier (spr. mōrĭer), James, engl. Reise- und Romanschriftsteller, geboren um 1780 aus einer aus der französischen Schweiz nach England übergesiedelten Familie, widmete sich der Diplomatie, bereiste Persien und Kleinasien, war 1810-16 britischer Gesandter in Persien, ging später nach Mexiko, lebte dann in London und starb im März 1849 in Brighton. Er schrieb: "Travels in Persia, Armenia and Asia Minor de Constantinople" (Lond. 1812); "A second journey through Persia etc." (das. 1818); ferner die ethnographisch wertvollen Romane: "The adventures of Hajji Baba of Ispahan" (1824-28, 3 Bde.), "The adventures of Hajji Baba of Ispahan in England" (1828, 2 Bde.), "Zohrab, or the hostage" (1832, 3 Bde.), "Ayesha, the maid of Kars" (1834, 3 Bde.) und "The Mirza" (1841, 3 Bde.), die auch in deutschen Übersetzungen erschienen.

Mörĭke, Eduard, Dichter, geb. 8. Sept. 1804 zu Ludwigsburg, empfing seine Gymnasialbildung im Seminar zu Urach und studierte dann Theologie in Tübingen, wo er sich mit Ludw. Bauer, Strauß u. a. eng befreundete. Als Dichter trat er zuerst mit dem dunkel-phantastischen, aber poetisch reichen Roman "Maler Nolten" (Stuttg. 1832, 2. Aufl. 1877) hervor, welcher mit seiner Darstellung weit über den allgemeinen Lebens- und Stimmungsgehalt der schwäbischen Dichterschule hinauswuchs. Nachdem M. als Pfarrgehilfe an einigen Orten Württembergs thätig gewesen, erhielt er 1834 die Pfarrstelle zu Kleversulzbach bei Weinsberg, die er bis 1843 bekleidete. Krankheit zwang ihn, sein Amt niederzulegen und einige Jahre hindurch als Privatgelehrter in Mergentheim zu leben. 1851 siedelte er nach Stuttgart über, übernahm eine Lehrerstelle am Katharinenstift daselbst und trat 1866 in den Ruhestand. Er starb