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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Moskau

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Moskau (Industrie, Handel).

die größte beständige Warenniederlage Europas; im Bjelgorod das Exerzierhaus (151 m lang, 47 m breit). Erwähnenswert ist auch der im gotischen Stil 1692-1695 erbaute Sucharewsche Turm mit dem Reservoir der über 15 km langen, aus den wasserreichen Quellen beim Dorf Mytischtschi hergeleiteten städtischen Wasserleitung.

M. hat (1882) 753,469 Einw. (davon 94,5 Proz. Russen, 2,2 Deutsche; nach der Konfession 92 Proz. Griechisch-Orthodoxe, 2,5 Protestanten) und in seinen 17 Stadtteilen 25,000 Häuser (davon 52 Proz. aus Stein); die Zahl der Wohnungen beträgt ca. 50,000, wovon 10 Proz. im Keller liegen. Die ungünstigen Wirkungen der Wohnungsverhältnisse äußern sich in der großen Sterblichkeitsziffer der Bevölkerung (39:1000), welche die Geburtsziffer erheblich übersteigt. Die männliche Bevölkerung (57,4 Proz.) überwiegt bedeutend die weibliche. Die Industrie der Stadt nimmt nach der von St. Petersburg den ersten Platz im Reich ein. Hinsichtlich der Produkte gilt dasselbe, was schon bei Beschreibung des Gouvernements Erwähnung fand. 1885 waren in 578 Fabriken ca. 53,000 Arbeiter beschäftigt, welche Produkte im Wert von 176¼ Mill. Mk. lieferten. Wichtiger noch ist M. in seiner Eigenschaft als Hauptstapelplatz des Binnenhandels von Rußland. Als Mittelpunkt sämtlicher russischer Eisenbahnen (M. hat nach sechs Richtungen hin Bahnverbindungen: mit St. Petersburg, Jaroslaw, Nishnij Nowgorod, Rjäsan, Kursk und Brest-Litowsk), nebenbei auch noch durch die Moßkwa (s. d.) mit dem Kaspischen und Baltischen Meer verbunden, ist M. sozusagen die Seele des innern Handels geworden. Hier strömen die Produkte aus allen Gegenden des weiten Reichs zusammen: das Getreide der kornreichen Zentralgouvernements, die Metalle des Urals, die Holzprodukte des Nordens, Pelzwerk und Talg aus Sibirien, Vieh und Felle aus dem Osten, Wolle aus dem Süden, Rohzucker aus Kiew, Thee aus China, Baumwolle aus Bochara und den Häfen der Ostsee, Seide und Farbstoffe aus dem Kaukasus und Persien, Manufakturwaren aus den nördlichen Wolgagouvernements und St. Petersburg, Kolonial- und Drogueriewaren sowie Südfrüchte und Weine aus dem Ausland, hauptsächlich über Reval und St. Petersburg. Von der Großartigkeit des Handels gibt die Thatsache eine Vorstellung, daß im Jahr 1886 für 67 Mill. Rubel Waren über das Moskauer Zollamt eingeführt

^[Abb.: Situationsplan von Moskau.]